Verpackungen im Fokus von Befragungen und gesellschaftlichen Diskussionen
Die Ergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsumfrage zum „Umweltbewusstsein der Deutschen“ des Umweltbundesamts belegen, dass viele Befragte deutliche Defizite und Handlungsbedarf hinsichtlich einer stärkeren umweltverträglichen Ausrichtung im Bereich Verpackung vor allem im Bereich Ernährung und Landwirtschaft sehen:
„Verpackungsmüll reduzieren“ (93 Prozent)
„für weniger Lebensmittelabfälle sorgen“ (89 Prozent)
„den Rückgang der Artenvielfalt aufhalten“ (86 Prozent)
„das Wohlergehen von Nutztieren gewährleisten“ (85 Prozent).
Möglichen Maßnahmen für eine umweltverträglichere Lebensmittelversorgung und -herstellung umzusetzen, wurde mehrheitlich zugestimmt. Dazu gehörte auch die „Verschärfung der Anforderungen an Verpackungen“ (93 Prozent).
Dass vor allem Verpackungen im Fokus von Befragungen und gesellschaftlichen Diskussionen stehen, verwundert nicht, denn sie „sind neben Aspekten wie dem Abrieb von Autoreifen oder Kunststoffpartikeln aus synthetischer Kleidung, Kosmetika oder Reinigungsmitteln hauptverantwortlich für die weltweite Belastung der Umwelt durch Plastik. Verpackungen aus Kunststoff werden vor allem nach der Nutzung durch ein unzureichendes Abfallmanagement problematisch“, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin Claudia Silber, die beim Ökoversender memo die Unternehmenskommunikation leitet. Ein Großteil der in Deutschland gesammelten Kunststoffabfälle wird nicht recycelt, sondern verbrannt oder exportiert. „Fakt ist: Genauso wie bei Produkten werden für Herstellung, Gebrauch und Recycling bzw. Entsorgung von Verpackungen Ressourcen und Energie benötigt – unabhängig davon, ob diese aus Kunststoff, Papier, Karton oder einem anderen Material bestehen“, so Silber. Ganz auf Verpackungen zu verzichten wäre zwar am besten, aber in der Praxis ist das meistens nicht sinnvoll, weil sie durchaus auch zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen können, „indem sie Produkte vor Beschädigungen und Verschmutzung schützen und sie länger haltbar machen.“
Diese Einstellung kann sie aus ihrer täglichen Praxis bestätigen. „Das Ziel sollte also sein, Verpackungen so zu gestalten und zu verwenden, dass die negativen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt reduziert oder sogar vermieden werden.“ Soweit es in der Praxis sinnvoll ist und die Hersteller:innen, bzw. Lieferant:innen diese Option werden hier Produkte ohne Einzelverpackung angeboten, bezogen, gelagert und versendet. Bei den meisten Produkten ist eine Einzelverpackung jedoch sinnvoll und auch wichtig. Auch eine unverpackte Lagerung von Waren birgt Probleme. Die Frage, welche Verpackung aus welchem Material für ein Produkt am besten geeignet ist, gestaltet sich sehr komplex und ist in vielen Fällen nicht eindeutig zu beantworten. Die verschiedenen Materialien haben unterschiedlichste Vor- und Nachteile, die zudem abhängig von der Verwendung variieren können. Deshalb wird – außer PVC –kein Werkstoff abgelehnt, sondern auf eine möglichst sparsame, sortenreine und gut recyclingfähige, bzw. im besten Fall bereits recycelte Verpackung geachtet (Quelle: memo Nachhaltigkeitsbericht 2021/22).
Mit den Möglichkeiten, Produktverpackungen umweltverträglicher zu gestalten, beschäftigten sich auch die Teilnehmer:innen des Forschungsprojektes Innoredux „Geschäftsmodelle zur Reduktion von Plastikmüll entlang der Wertschöpfungskette: Wege zu innovativen Trends im Handel“. Prinzipiell existieren sechs verschiedene Lösungsansätze, die das Unternehmen in der Praxis umsetzt: reduzierter Materialeinsatz, Substitution, Verpackungsverzicht, transformiertes Verpackungsdesign, Serviceleistungen, Mehrwegverpackungen.
Gestaltung mit Haltung: Was nachhaltiges Verpackungsdesign ausmacht
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Verpackt oder unverpackt? Warum Stoffkreisläufe eine Frage der Nachhaltigkeit sind. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Caroline E. Schweig: Nachhaltigkeit schafft Zukunft. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.