Vertrauen als Wertefundament und nachhaltiger Wirtschaftsfaktor
„Vieles ist so angstmotiviert – das ist so irrational. Gerade in diesen Zeiten sollten wir mehr vertrauen“, sagte der deutsche Schauspieler arabischer Herkunft Omar El-Saeidi im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative AUF EIN WORT, die von Valerie Niehaus, ihrer Schauspielkollegin Christina Hecke und der Fotografin Steffi Henn 2016 gegründet wurde.
Ziel war es, über sämtliche Kommunikationskanäle ganz Deutschland zu erreichen und das zu stärken, was eine Gesellschaft im Innersten zusammenhält: das WIR. Im Gegensatz zu Misstrauen, das durch Kontrolle entsteht, hat Vertrauen mit Ungewissheit und Offenheit zu tun – aber auch mit Risikobereitschaft, ohne die es in Wirtschaft und Gesellschaft kein nachhaltiges Wachstum und keine Innovation gibt. Komplexität lässt sich nicht durch Kontrolle und Regeln in die Schranken weisen. Um mit Angst richtig umgehen zu können, braucht es Menschen mit Mut, die sich nicht ständig absichern, wenn sie Vertrauen schenken und damit auch einen Vorschuss an Optimismus leisten, den wir heute dringend brauchen.
Vertrauen stellt sich durch Handeln ein, nicht durch Reden und unverbindliche vage Worte: „Vertrau mir“ ist schnell gesagt, „aber es nützt nichts“. Das erinnert an das Lied der falschen Schlange Kaa, die den kleinen Mogli in Walt Disneys „Dschungelbuch“ (nach Rudyard Kiplings gleichnamigem Werk) hypnotisiert: „Hör auf mich, glaube mir! Augen zu, vertraue mir!“ Echtes Vertrauen hat im Gegensatz zum vorgesäuselten Vertrauen mit Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und (Eigen-)Verantwortung zu tun.
Werte müssen von Führungskräften und Verantwortlichen, die zu ihrem Wort stehen, vorgelebt werden. Nur dann „haben die Mitarbeiter Vertrauen zu ihrem Arbeitgeber", sagt Werner Neumüller, Personalexperte und Geschäftsführer der Neumüller Unternehmensgruppe. Der Vertrauensverlust, der in den vergangenen Jahren in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen stattgefunden hat, ist ein Problem, an dem sich zeigt, dass Vertrauen nicht nur mit persönlichem Wohlbefinden zu tun hat, sondern auch ein nachhaltiger Wirtschaftsfaktor ist, der allerdings ins Wanken gerät, wenn die Kompetenz und Integrität einiger Manager und Führungskräfte in Zweifel gezogen werden. Viele Skandale der letzten Jahre haben verdeutlicht, dass viel geredet, aber kaum gehandelt wurde. Ein Vertrauensentzug im Kapitalmarkt oder bei Kunden hat schnell Auswirkungen auf das operative Geschäft.
Wertschätzung zu geben und zu erhalten sollte ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Vertrauenskultur in Unternehmen sein: „Wir respektieren und achten Baupartner, Mitunternehmer und deren Arbeit, sprechen ihnen Mut zu und spornen sie an, wenn sie etwas Gutes tun“, sagt der Bauunternehmer und Immobilienexperte Matthias Krieger. Auch er betont, dass Vertrauen bei einem stabilen Wertefundament schnell entstehen kann. „Es ist jedoch auch schnell wieder zerstört, wenn es zu oft enttäuscht wird.“ Dazu gehören im Unternehmenskontext beispielsweise Bestechlichkeit, Untreue oder Korruption. Das Ideal des Ehrbaren Kaufmanns scheint für viele Menschen aus der Zeit gefallen zu sein – nicht aber für Matthias Krieger. Er ist davon überzeugt, dass in Unternehmen selbst die besten Vorkehrungen gegen Korruption versagen, wenn Integrität nicht von der Unternehmensleitung vorgelebt wird.
Die Folgen zeigen sich in veränderten Prozessen, Strukturen und Entscheidungsfindungen. In solchen Situationen wirken rechtzeitig etablierte Integritätsstandards, indem sie das Risiko für Fehlverhalten oder nicht-integre Entscheidungen deutlich mindern. Vertrauen in das Verhalten aller Beteiligten ermöglicht es, pragmatisch und schnell agieren zu können. Integre Unternehmen wie Krieger + Schramm haben einen starken Wertekompass. Matthias Krieger betont aber auch, dass sich alle im Unternehmen gegenseitig Mut zusprechen und sich für das feiern, was gemeinsam erreicht wurde. „Ohne diese positive Würdigung, ohne diese Glanzpunkte würde ein sehr wichtiger Teil unserer Wertekultur nicht ‚bedient‘ werden.“
Was bedeuten Anstand und Sitte des Ehrbaren Kaufmanns heute?
„Wer hohe, großartige Ziele erreichen will, muss über seine normalen Grenzen hinausgehen“
Matthias Krieger: Werte. Das Fundament unserer Leistungskultur. Dingelstedt 2022.