Vom Fußballprofi zum Unternehmer – was ich auf meinem Weg gelernt habe
Ich war 29, als ich meine Karriere als Profifußballer beendet habe. Es lagen rund zehn aufregende Jahre hinter mir: Meine Reise begann als jüngster deutscher Spieler in der Nationalmannschaft 2006, auf das Sommermärchen folgten zwei Jahre bei Bayern und anschließend sieben Jahre beim HSV. Die Zeit in Hamburg hat mich besonders geprägt: Das war mein Verein, mit dem ich emotional verbunden war. Als also mit 29 meine Karriere als aktiver Spieler dort zu Ende ging, stellte sich mir natürlich die Frage wie es weiter gehen sollte.
Ich hätte noch ein paar Jahre im Profifußball aktiv sein können, aber die Vorstellung, noch mal für einen anderen Verein auf den Platz zu gehen, mich zu 100 Prozent mit ihm zu identifizieren und all meine Leidenschaft reinzustecken, passte in meinem Kopf nicht zusammen. Ich wusste, dass es schwierig sein würde, noch mal so eine Emotionalität zu einem Verein zu entwickeln und dort eine neue Identität aufzubauen – doch genau diese Dinge sind mir bei meiner Arbeit wichtig: Ich muss komplett hinter dem stehen können, was ich tue. Und das ist auch der Grund, warum ich mich letztendlich zu diesem Zeitpunkt ganz bewusst für das Unternehmertum entschieden habe – weil ich wusste, dass ich leidenschaftlich und authentisch in die Sache rein gehen kann und richtig Lust dazu hatte, mich voll auf eine neue Aufgabe zu fokussieren. Doch auf diesem Weg gab es natürlich gab es noch reichlich zu lernen.
Selbstreflektion ist die Grundlage für Erfolg
Interesse an unternehmerischen Tätigkeiten und an der ganzen Start-up-Branche hatte ich schon lange. Man muss sich das so vorstellen: Als Kind und Teenager war Fußball immer mein großes Hobby, das mich neben der Schule beschäftigte. Als ich Profi wurde – und damit das Hobby zum Beruf machte – wollte ich mir etwas Neues suchen, das ich nebenbei zu meiner ganz persönlichen Freude tun konnte. Mit Anfang 20 begann ich also, einfach mal auf Ideen rumzudenken und ein wenig rumzuspinnen. Denn selbst wenn du als Sportler einen hochdotierten Vertrag hast, fragst Du dich doch relativ früh: Und dann? Was kommt als nächstes? Wer bin ich, wenn der Fußball wegfällt? Was passiert, wenn ich mich verletzte oder der Trainer keine Lust mehr auf mich hat? Das waren Fragen, die ich mir nicht aus Angst gestellt habe, sondern aus der Selbstreflexion heraus.
Ich wollte mir schon früh eine weitere Identität parallel zum Fußball erschaffen. Ich habe dann eine kleine Firma gegründet, Ideen entwickelt, Pitch Desks aufgesetzt und einfach mal losgelegt – ich wollte einfach ausprobieren wie es sich anfühlt, wenn man eine kreative Idee wirklich in die Praxis umsetzt. Das war dann in meinem Fall ein kleines T-Shirt-Projekt für die WM in Österreich und der Schweiz, das ich dann an ein Hotelunternehmen verkauft habe. Dieser erste kleine Erfolg in einem neuen Business hat etwas in mir entfacht, eine ähnliche Begeisterung wie für den Fußball und ich wusste, dass ich an dieser Stelle weiterarbeiten wollte.
Als Leistungssportler wie auch als Unternehmer gibt es schnell Feedback zu dem, was man tut, das gefällt mir. Und wenn man dann eine Niederlage einstecken muss – und das wird immer mal passieren – kann man lernen, daran zu wachsen und Dinge beim nächsten Versuch besser zu machen. Wichtig ist es, sich selber reflektieren zu können und zu hinterfragen, woran es lag. War die Idee schlecht? War es ein strategischer Fehler? Habe ich selber den Mist gebaut oder lag es an der Zusammenstellung im Team? Manchmal sind es auch einfach private Probleme, ein niedriges Energielevel oder Stress mit dem Partner, die dafür sorgen, dass Du schlecht performst – ob Du nun auf dem Fußballplatz stehst oder im Büro sitzt. Und gerade in solchen Fällen braucht es Unterstützung von außen, von der Familie, Freunden, aber auch von Geschäftspartner.
Du brauchst ein Team, dem Du vertrauen kannst
Ich bin Mannschaftsportler und habe früh gelernt, dass man gemeinsam am meisten Erfolg hat. Davon abgesehen, dass ich eine tolle Familie und Freunde habe, die mir den Rücken stärken, habe ich mir immer ohne Scheu Experten zur Hilfe geholt, die mich in meinen unternehmerischen Tätigkeiten unterstützen konnten. Ich habe dank meiner Karriere viele spannende Menschen kennengelernt, das ging weit über den Fußball hinaus. Ich glaube an schicksalhafte Begegnungen und so sind häufig Leute in mein Leben getreten, mit denen es direkt geklickt hat und unsere Ideen und Kompetenzen haben sich wie Puzzlestücke zusammengefügt. Dadurch sind dann viele meiner Projekte in dem Bereich Lifestyle und Gesundheit entstanden.
Scheitern tut weh, aber gehört dazu
Klar, auch heute noch tun Niederlagen weh, aber Scheitern gehört zum Leben einfach dazu, egal für welchen Karriereweg du dich entscheidest. Dazu kommt, dass wir in einer Gesellschaft leben, die leider häufig ziemlich sensationsgeil ist und einen gerne am Boden sieht, nach dem Motto „Wir wussten, das schafft er eh nicht.“ Damit muss man erstmal fertig werden, aber es gibt einem die Chance zu wachsen. Ich weiß wie es sich anfühlt, der Buhmann der Nation zu sein und unter unwahrscheinlichem Druck funktionieren zu müssen. Das hat mir aber das Fundament und die Kraft gegeben, heute mit solchen Situationen besser umgehen zu können.
Dazu kommt die Motivation, dass ich mit meiner Arbeit als Unternehmer zum einen Arbeitsplätze schaffen, aber auch einen gesunden Lebensstil nahbar machen kann. Als Fußballprofi hast Du es einfach: Du hast einen Koch, der Dir gesunde Mahlzeiten zubereitet, Physiotherapeuten, die Deinen Körper fit halten. Doch Menschen die, wie zum Beispiel meine Eltern, aus einfacheren Verhältnissen bekommen, haben im Moment nur wenig gute Zugänge zu solchen Maßnahmen. Zu guter, günstiger Ernährung oder richtig guten Einlagen für die Schuhe. Und genau das möchte ich ändern. Ich möchte Vorbild sein, ohne den Zeigefinger zu heben und vor allem etwas zurückgeben.