Warum Digitalisierung und Innovationen zusammengehören
In der Studie The Global Competitiveness Report 2018 des Weltwirtschaftsforums (WEF) kommt Deutschland beim Thema Wettbewerbsfähigkeit auf Platz 3. Nur die USA und Singapur sind besser. Bei Innovation und volkswirtschaftliche Stabilität ist Deutschland sogar auf Platz 1. Gelobt werden darin die deutschen Forschungsinstitute sowie ihre steigende Vernetzung mit Unternehmen aus der freien Marktwirtschaft. Außerdem verschaffe die hohe betriebliche Mitbestimmung Deutschland einen nachhaltigen Vorteil. Über allem stehe die volkswirtschaftliche Stabilität dieses Landes.
Rückstand ist nicht schlimm, aber Stehenbleiben
Deutschland hat in den letzten Jahren als Standort für Forschung und Innovationen an Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität weiter zugelegt. „Wir sind einer der führenden Innovationsstandorte in der Welt“, schreibt Wolfgang Schäuble in seinem Vorwort zum Sammelband „CSR und Digitalisierung“. Die meisten Autoren bemerken darin allerdings, dass es uns vielfach an kollektiver Intelligenz, Kreativität, Innovation und Fähigkeit zum Wandel mangelt. Viele verharren noch bei den herkömmlichen Denkweisen und Methoden. Traditionelle Unternehmen, die auf eine lange Geschichte zurückblicken, scheuen sich meist vor Innovationen, weil sie es nicht als Dauerzustand empfinden können. Tiefgreifender Wandel und Veränderung werden von ihnen eher als unangenehm empfunden, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Außerdem verlassen sie sich zu sehr auf ihre eigene Substanz. Ein Blick auf die (staatliche) Förderung von Innovationen sowie private Investitionen in diesen Bereich entlarven unser Innovationsverständnis hier sogar als ausgesprochen uninnovativ und traditionell.
Die WEF-Studie wiederum hebt hervor, dass deutsche Unternehmer besonders „risikofreudig und kreativ“ seien. Aber was nützt das, wenn Deutschland beim Thema Digitalisierung nur auf Rang 31 steht? Digitalisierung und Innovationen gehören doch zusammen! So ist erwiesen, dass Unternehmen, die technologische und konzeptionelle Innovationen schaffen und sich die digitalen Prinzipien zu eigen machen, entscheidende Vorteile haben. Die Aufgabe von Unternehmen ist es heute, mobile und vernetzte Produkte zu liefern, wodurch wiederum auch neue Geschäftsmodelle möglich werden, die auf den digitalen Technologien basieren. Auch das strategische Nutzen der vielfältigen Möglichkeiten der unterschiedlichen Social-Media-Applikationen stellt eine der zentralen Herausforderungen in der Praxis dar. Diesbezüglich hinkt Deutschland häufig noch hinterher.
Trotz aller Schwierigkeiten gibt es auch positive Beispiele für Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Baden-Würrtembergs Umweltminister Frank Untersteller zeichnete am 16. Juli 2019 in Fellbach die Looxr GmbH www.looxr.de, ein Spin-off des süddeutschen Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader, mit dem Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg aus. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg verleiht den Umwelttechnikpreis seit 2009 im Zwei-Jahres-Takt für hervorragende und innovative Produkte in der Umwelttechnik. Das Preisgeld beträgt 100.000 Euro und wird auf vier Kategorien und einen Sonderpreis der Jury verteilt.
In den Kategorien "Energieeffizienz", "Materialeffizienz", " Emissionsminderung, Aufbereitung & Abtrennung" sowie "Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Industrie 4.0" werden Produkte ausgezeichnet, die einen bedeutenden Beitrag zur Ressourceneffizienz und Umweltschonung leisten und kurz vor der Markteinführung stehen oder nicht länger als zwei Jahre am Markt sind. Mit dem Umwelttechnikpreis soll innovativen Unternehmen Gelegenheit gegeben werden, „ihre ressourceneffizienten Produkte und Verfahren zu präsentieren“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller, der gemeinsam mit der Fachjury die nominierten Unternehmen und die Preisträger aus den Bewerbungen ermittelt hat. In der Kategorie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik belegte das Startup beim diesjährigen Wettbewerb der Umwelttechnik-Innovationsführer in Baden-Württemberg den 3. Platz.
„Diese Auszeichnung zeigt, dass unsere Idee verstanden wird“, sagt Werner Landhäußer, Co-Founder und CEO der Looxr GmbH. „Wir bringen maximale Transparenz in die Druckluftkette und unterstützen Unternehmen dabei, Energie- und Ressourcenverschwendung aufzudecken und zu beseitigen.“ Das Unternehmen digitalisiert die gesamte Druckluftkette vom Kompressorraum bis zur Druckluftanwendung. Mit seiner „Leckage-App“ und der Software „LOOXR Druckluft 4.0“ soll der Druckluftmarkt revolutioniert werden. Denn (anders als andere Lösungsanbieter in diesem Bereich) setzt Looxr auf Herstellerunabhängigkeit und auf das Erfassen realer Messwerte.
Das Start-up mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart wurde 2018 gegründet und richtet sich mit seinen Softwarelösungen für den gesamten Druckluftprozess an Energieeffizienzbeauftragte, Instandhaltungsleiter, Druckluftverantwortliche, Produktionsleiter und Geschäftsführer. „Die Digitalisierung bringt klare Vorteile. Ich weiß nicht nur, wie viel Energie wirklich verbraucht wird und wie effizient mein Druckluftsystem tatsächlich ist. Ich erfahre auch, wann und wo mit einem Ausfall zu rechnen ist, wie ich ihn verhindern kann und wie ich die Gesamteffizienz meines Systems verbessern kann“, so Peter Maier, Co-Founder und CTO bei Looxr.
Die Verantwortlichen sind sich bewusst, dass Innovationskultur und ihre Weiterentwicklung langfristige Aufgaben sind, die mit allen gesellschaftlichen Akteuren angegangen werden müssen, denn nur wer breit verankert ist, wird künftig Gehör finden und kann seinen Einfluss geltend machen.
Weiterführende Informationen:
CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2019.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2017.