Warum Holz als Alternative zu Öl, Gas und Kohle keine Lösung ist
In Deutschland und der EU steigt das Interesse, Holz in industriellem Maßstab zur Energiegewinnung zu nutzen.
Obwohl Holz beim Verbrennungsprozess mehr CO2 freisetzt als Kohle, stuft die europäische Union Energie aus Waldholz als klimaneutral ein. Die Mitgliedsstaaten können Holzverbrennung als erneuerbare Energie anrechnen und fördern. In immer mehr Kraftwerken soll Kohle durch Holz ersetzt werden. Dabei ist dieser wertvolle Rohstoff, der in möglichst langlebigen Produkten eingesetzt werden sollte, viel zu schade zum Verheizen. Die Holzverbrennung gefährdet das Klima und die Artenvielfalt. Was wirklich benötigt wird, ist ein massiver Ausbau klimafreundlicher Erneuerbaren Energien und ernsthafte Anstrengungen für mehr Effizienz und Energieeinsparung.
Besonders klimaschonend sind beispielsweise Wärmepumpen, denn sie nutzen die Energie aus Erde, Luft oder Grundwasser zum Heizen. Wenn die Temperatur der Umweltwärme jedoch nicht ausreicht, ist zusätzlicher Stromerforderlich, um den Heizkreislauf aufrechtzuerhalten. Deshalb verbrauchen Wärmepumpen nur dann wenig Energie, wenn das Haus gut gedämmt ist und starke Temperaturschwankungen vermieden werden (vor allem bei Neubauten).
Doch viele Privathaushalte betreibe Öfen und Kamine zusätzlich zur Zentralheizung. Einige verbinden damit Gemütlichkeit, für andere ist das Heizen mit Holz, Kohle oder Pellets auch eine kostengünstige Alternative für eine Beheizung eines Hauses oder einer Wohnung, wenn die Zentralheizung nicht in Betrieb ist. Doch bei der Holzverbrennung entstehen neben Treibhausgasen auch gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe wie Staub, organische Kohlenwasserstoffe, Stickoxide, Kohlenstoffmonoxid und Ruß. Mit folgenden Maßnahmen kann unsachgemäß betriebenen oder technisch veraltete Kaminen und Kaminöfen (Einzelraumfeuerungsanlagen) entgegengewirkt werden.
Es sollte auf dieAuswahl des richtigen Holzes geachtet werden. Es wird zu Buchenholz geraten.
Schon beim Anbrennen lassen sich Emissionen reduzieren. Dabei ist die „Schweizer Methode“ empfehlenswert, bei der das Holz im Ofen so geschichtet wird, dass sich die Flammen von oben nach unten durcharbeiten.
Es sollte nur geeignetes Brennmaterial und vor allem nur trockenes, unbehandeltes Holz verwendet werden. Ungeeignet und verboten ist die Verbrennung von gestrichenem oder behandeltem Holz sowie Sperrholz, Span- oder Faserplatten. Papier oder Pappe, brennbare Abfälle und Müll dürfen nicht verbrannt werden.
Es sollte nur naturbelassenes Holz (Scheitholz, Holzspäne, -pellets oder -briketts), das genügend lange abgelagert ist, verwendet werden. Auch sollte es möglichst frei von Harz sein.
Auch sollte ein Holzfeuchte-Messgerät verwendet werden, die d preiswert in Baumärkten erhältlich sind. Das Holz sollte nicht mehr als 25 Prozent Restfeuchte (dafür muss es mindestens zwei Jahre trocknen) aufweisen, um starke Rauchentwicklung, viel Asche und eine geringe Energieausbeute zu vermeiden.
Veraltete Einzelraumfeuerungsanlagen sind auszutauschen.
Offene Kamine sollten nur gelegentlich genutzt werden, denn sie sind energetisch ineffizient, verursachen sehr hohe unkontrollierbare Emissionen, belasten die Innenraumluft mit Schadstoffen und stellen als offene Feuerquelle eine besondere Brandgefährdung dar.
Auch geschlossene Kaminöfen sollten nicht regelmäßig betrieben werden, weil sie durch die Emissionen die Gesundheit in der Nachbarschaft stark belasten können. Betreiber von Kaminen oder Kaminofen sollten sich an die Empfehlungen der Hersteller sowie ihres Schornsteinfegers halten.
Schornsteinfeger, das örtliche Ordnungsamt und das Umweltbundesamt können Hilfestellungen bei der Problemlösung bieten. Doch selbst wenn das Heizen mit Holz sachgerecht vorgenommen wird, kann es zu größeren luftverschmutzende Emissionen als andere Energieträger wie Heizöl oder Erdgas kommen. In Wohngebieten kann es zu kurzzeitigen Belastungen mit Feinstaub und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) kommen – vor allem dann, wenn viele Holzöfen und Kamine gleichzeitig betrieben werden und Inversionswetterlagen auftreten. PAKs entstehen bei unvollständiger Verbrennung. Bei einigen von ihnen handelt es sich um gesundheitsschädliche Schadstoffe.
Addieren sich Emissionen der Holzfeuerung zu der Grundbelastung in Stadtlagen oder bei bestimmten kleinräumlichen Besonderheiten können geltende Grenzwerte für den Feinstaub deutlich überschritten werden. Vom Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegebene Luftmessungen belegen, dass Holzfeuerungsabgase einen deutlichen Anteil an der Feinstaubbelastung in Wohngebieten haben können.
Je kleiner sie sind, umso tiefer dringen sie in die Atemwege vor. Sie können sogar den Blutkreislauf erreichen und verbreiten sich bis in alle Organe aus. Zu den gesundheitliche Auswirkungen, die durch Feinstaubbelastungen zusammenhängen, gehören: Schleimhautreizungen, lokale Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien, Lungenalveolen, verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, Schlaganfall, Krebs. Auch neurologische Erkrankungen wie Demenz und Morbus Parkinson sind nicht ausgeschlossen. Vor allem für schwangere oder vorgeschädigte Personen kann Feinstaub eine gesundheitliche Belastung darstellen.
Deshalb soll die Auflage für Holzöfen künftig weiter verschärft worden. Öfen, die zwischen 1995 und März 2010 zugelassen wurden, müssen bis 31.12.2024 stillgelegt, nachgerüstet oder gegen einen neuen emissionsarmen Ofen ausgetauscht werden, wenn die vorgelegten Grenzwerte nicht einhalten werden. Bei einigen können durch den nachhaltigen Einbau von Staubabscheidern zuweilen deutlich bessere Emissionswerte erzielt werden. Inzwischen gibt es auch Kaminöfen mit der Effizienzklasse A+ und einer hohen Energieeffizienz-Kennzahl von etwa 120 Prozent. Ein zusätzlicher Ansatzpunkt ist das Umweltzeichen Blauer Engel.
Umwelteinflüsse und ihre Gesundheitsrisiken: Warum wohngesundes Bauen immer wichtiger wird
Heizkosten sparen: Wie jeder einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten kann
Markus Peters: Gemütlich, aber schädlich? In: Süddeutsche Zeitung (26.27.3.2022), S. 42.
Ahmed Al Samarraie, Richard Gminski, Martin Ohlmeyer, Nina Ritter, Alexandra Schieweck, Karl-Heinz Weinisch: Wohnen und Leben mit Holz. Einfluss von Holzemissionen auf die Wohngesundheit. Selbstverlag 2021.
Dagmar Fritz-Kramer: Pioniergeist und Umweltbewusstsein. Mit einer gemeinschaftlichen Führungskultur den Wandel zu einer wohngesunden und baubiologischen Wohnkultur gestalten. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 83-95.
Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.