Warum Unternehmen eine Kultur der Anerkennung brauchen
Mit dem Begriff Macht werden häufig negative Bilder wie Machtmissbrauch und unethisches Verhalten assoziiert. Dass damit auch viele positive Konnotationen verbunden sind, belegt der Psychologieprofessor Dacher Keltner in seinem Buch „Das Macht-Paradox", in dem er sich mit der Frage beschäftigt, wie wir Einfluss gewinnen – oder verlieren.
„Nachhaltige“ Macht hängt für ihn davon ab, Dinge zu tun, die gut für die anderen sind. Sie gedeiht dort, wo Solidarität und Begeisterung spürbar sind, wo positive Einflussnahme durch Freundlichkeit, Gemeinsinn und Gerechtigkeit wächst, wo geteilt, ermutigt und gelobt wird. Aber Lob als eine der drei Formen sozialer Anerkennung (die anderen sind Zuneigung und Respekt) muss glaubhaft sein – mit einem „Gut gemacht“ ist es nicht getan.
Es zeigt das Interesse am anderen und seinen Aktivitäten und trägt dazu bei, vertrauensvolle und gute Beziehungen aufzubauen und die Bindungen innerhalb sozialer Netze zu verstärkt. Wo Wertschätzung echt ist, sind auch die Mitarbeitenden wirklich motiviert und leisten gute Arbeit. Zahlreiche Aussagen dazu finden sich auch in Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten im Zusammenhang mit Unternehmenskultur. Häufig fehlt jedoch die Art der Anerkennung dieser gelebten Werte. Sie zeugt vom Wechselspiel von Geben und Nehmen und scheitert, wenn sie auf Dauer nur zum einseitigen Nutzen unterhalten wird. Deshalb bedeutet eine nachhaltige Beziehung zwischen Mitarbeitenden auch Arbeit, die mit der Bereitschaft verbunden ist, dafür Sorge zu tragen, dass das gemeinsame Fundament nicht ins Wanken gerät.
Dabei geht es um Anerkennung des Geleisteten oder das persönliche Engagement eines Einzelnen oder eines Teams. Lob und Anerkennung drücken sich auch in „Magic Moments“ (kleine Überraschungen zu Feiertagen) aus, aber auch durch Auszeichnungen und Prämierungen (Mitarbeiter:in des Jahres, Baustelle des Monats, Verkäufer:in des Quartals/Jahres). Der Unternehmensgründer Matthias Krieger, ein ehemaliger Leistungssportler, hat aber auch erkannt, dass das Thema soziale Anerkennung noch andere Verankerungen braucht: Gemeinsam mit seiner Frau Dagmar gründete er im Jahre 2011 die Dagmar + Matthias Krieger Stiftung, die ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt und die Bereiche Sport, Kultur und Bildung unterstützt. Ein weiterer Beweggrund besteht darin, das Leben behinderter und sozial benachteiligter zu erleichtern. „Wir wollen andere Menschen motivieren, bei dieser großartigen Idee mitzuwirken“, sagen die Stifter. Um dies zu gewährleisten, braucht es das Schaffen einer Atmosphäre von Anerkennung und Geborgenheit, die Entwicklung einer positiven Identität sowie die Stärkung junger Menschen - hier hat der Sport seine größten Potenziale. Soziales Engagement, Lob und Anerkennung dürfen kein einmaliger Akt, sondern sollten ein kontinuierlicher Prozess sein, eine dauerhafte Aufgabe, bei der es um Nachhaltigkeit geht.
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Jan Schwenkenbecher: Lobe lieber ungewöhnlich. In: Süddeutsche Zeitung (5.6.2.2022), S. 35.
Matthias Krieger: Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2011.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.