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Warum wir mehr Pflegeinfluencer brauchen

Immer mehr Menschen, vor allem 13- bis 25-Jährige, nutzen die chinesische Kurzvideoplattform Tiktok. Die Hauptfunktion der App ist zwar vorrangig Unterhaltung, aber es gibt inzwischen auch eine wachsende Zahl von Kurzvideos, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen.

So machen Pflegekräfte, Ärzt:innen oder Krankenschwestern hier auf ihren beruflichen Alltag aufmerksam, zu dem häufig akuter Personalmangel, Stress und eine schlechte Bezahlung gehören – nicht erst seit gestern unter dem Schlagwort „Pflegenotstand“ in der Diskussion.

Mit ihren Videos möchten sie Aufmerksamkeit erregen, denn die Wertschätzung und die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich müssen sich verbessern. Sie haben allerdings auch erkannt, dass sich ernste Themen mit Humor viel besser vermitteln lassen. Zudem ist dieser Ansatz für viele von ihnen der beste Weg, mit bestimmten Themen besser umzugehen. „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“, schrieb der Schriftsteller Joachim Ringelnatz. Humor in all seinen Variationen gibt ihnen die Kraft, das Leben leichter zu nehmen, indem es in eine erträgliche Distanz gerückt wird. Das hilft beim Durchhalten.

Diesem Ansatz folgen auch Pfleger:innen auf dem Profil pflegeleben_ , auf dem kurze Videos und Memes aus ihrem Arbeitsalltag gezeigt werden. In den westlichen Wohlstandsgesellschaften wird die Gruppe der älteren Pflegebedürftigen immer größer. Deshalb braucht es Menschen, die soziale Berufe ergreifen. Der Pflegeberuf muss deshalb attraktiver werden. Mit ihren Videos möchten deshalb viele Pflegeinfluencer auch mehr junge Menschen für den Beruf begeistern. Dazu gehört es beispielsweise, Vorurteile abzubauen und zu zeigen, dass die Pflege einer der schönsten Berufe sein kann (auch wenn es unschöne Seiten gibt). „Ich möchte ihnen zeigen, dass die Pflege nicht nur Arschabwischen ist!“, sagt ein Influencer.

Die Coronakrise verdeutlicht in dramatischer Weise die enorme Herausforderung und starke Belastung von Krankenpflegerinnern und -pflegern. Auch verbinden viele Menschen mit Pflegeberufen noch immer negative Vorstellungen. Eine Ursache dafür ist, dass sie sich nicht vorstellen können, wie der Pflegealltag aussieht. Deshalb gewähren Pflegeinfluencer regelmäßig Einblicke. Sie stellen beispielsweise verschiedene Berufe vor und präsentieren ihre Einrichtung bei positiven Erfahrungen als attraktiver Arbeitgeber.

„Ein solcher Ansatz kann durchaus dazu beitragen, neue Fachkräfte zu gewinnen und den Pflegenotstand zu bekämpfen. Das gelingt allerdings nur, wenn Fach- und Pflegekräften generell mehr Wertschätzung, Anerkennung und Zuverlässigkeit entgegengebracht wird. Dazu gehören gute Behandlung und faire Bezahlung“, sagt Werner Neumüller, Gründer und Geschäftsführer der Neumüller-Gruppe in Nürnberg, zu der seit Ende 2019 auch die „consil med GmbH Ärzte Pflegefachkraft Vermittlung“ gehört.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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