Warum wir mental widerstandsfähige Menschen (wie Dich?) am Arbeitsplatz brauchen
Resilienz ist mehr als ein Nice-to-have. 8 Tipps, wie Du sie stärkst und Dich im Job besser fühlst.
Um die mentale Gesundheit der Deutschen ist es nicht gut bestellt: Die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich im vergangenen Jahrzehnt um 48 Prozent erhöht. Fast 28 Prozent der Erwachsenen sind jährlich betroffen, was etwa 18 Millionen Menschen entspricht.
Besonders alarmierend: Depressionen bei jungen Menschen haben sich deutlich ausgebreitet. Im vergangenen Jahr gab es 409.000 Betroffene im Alter von fünf bis 24 Jahren, wie eine jüngst veröffentlichte Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung ergab. Dies waren demnach knapp 30 Prozent mehr als fünf Jahre davor. Im Jahr 2018 gab es laut Krankenkasse 316.000 junge Menschen mit Depressionen.
Diese Zahlen sind nicht nur Statistiken; sie sind ein Weckruf für Unternehmen.
Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die zweithäufigste Ursache für Krankheitstage und der häufigste Grund für Frühverrentungen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm: Schätzungen zufolge entgehen der deutschen Wirtschaft jährlich Milliarden Euro aufgrund von Produktivitätsverlusten und Fehlzeiten, die mit psychischen Erkrankungen in Verbindung stehen.
Die Frage ist nicht mehr, ob wir etwas tun sollten, sondern wie wir aktiv werden können, um die Resilienz unserer Mitarbeitenden zu fördern. Resiliente Menschen sind in der Lage, mit Stress besser umzugehen und sich schneller von Rückschlägen zu erholen. Sie sind kreativer, produktiver und tragen zu einem positiven Arbeitsklima bei. Doch wie können Unternehmen diese Widerstandsfähigkeit unterstützen?
Raum für Dialog über mentale Probleme schaffen
Ein erster Schritt ist die Schaffung eines offenen Dialogs über psychische Gesundheit. Viele Mitarbeitende scheuen sich über ihre Probleme zu sprechen, aus Angst vor Stigmatisierung oder negativen Konsequenzen für ihre Karriere. Unternehmen sollten eine Kultur fördern, in der es normal ist, über mentale Herausforderungen zu sprechen.
Workshops und Schulungen zur Stressbewältigung können dabei helfen, das Bewusstsein zu schärfen und praktische Werkzeuge an die Hand zu geben. Flexibilität am Arbeitsplatz spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Möglichkeit, remote zu arbeiten oder flexible Arbeitszeiten zu haben, kann den Druck verringern und den Mitarbeitenden helfen, eine bessere Work-Life-Balance zu finden. Studien zeigen, dass Angestellte, die flexibel arbeiten können, weniger gestresst sind und eine höhere Lebenszufriedenheit haben.
Das Investment in gezielte Programme lohnt sich
Zudem sollten Unternehmen in Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit investieren. Dies kann durch Coaching-Angebote, Zugang zu psychologischer Beratung oder regelmäßige Gesundheitschecks geschehen. Eine proaktive Herangehensweise an die mentale Gesundheit kann nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern, sondern auch die Fluktuation reduzieren und die Produktivität erhöhen.
Letztlich ist es an der Zeit, dass Unternehmen erkennen: Die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ist kein Nebenaspekt, sondern ein zentraler Bestandteil ihrer Strategie. Resiliente Menschen sind nicht nur glücklicher; sie sind auch der Schlüssel zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Zukunft am Arbeitsplatz.
So erkennst du, ob du mentale Widerstandskraft besitzt
💡1. Problemlösungskompetenz: Du kannst gut in Lösungen denken. planst aktiv deine Zukunft, und verharrst sehr selten in sorgenvollen Gedanken.
💡2. Positive Einstellung: Du nimmst Herausforderungen gelassen an. Du sagst dir: Irgendwie wird das funktionieren – auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie.
💡3. Ein stabiler Selbstwert: Du hast einen festen Glauben an dich und lässt dich nicht so sehr durch äußere Meinungen erschüttern.
💡4. Soziale Verbindungen: Du ziehst dich bei Stress und Problemen nicht gänzlich zurück. Stattdessen bleibst du im Austausch mit deiner Umwelt und kannst bei Bedarf um Hilfe bitten oder dir selbst notwendige Unterstützung suchen.
💡5. Selbstmitgefühl: Du weißt, was dir gut tut und was nicht. Du kannst deine Grenzen fühlen und auch anderen gegenüber Grenzen setzen. Du spürst, wenn die Belastung zu hoch ist und kannst für dich selbst angemessen darauf reagieren.
💡6. Eigenverantwortung: Du versinkst nicht in der Opferolle und weißt, dass du selbst für dein Leben und dein Schicksal verantwortlich bist. Du gestaltest deinen Weg und bist lieber aktiv statt passiv.
💡7. Stressbewältigung: Du kannst auch in stressigen Phasen für Ausgleich und innere Entspannung sorgen. Du kennst Tools und Strategien, mit denen du dich innerlich ausbalancieren und beruhigen kannst.
💡8. Selbstwirksamkeit: Du weißt, wann du negative Zustände akzeptieren musst. Du bis in der Lage, unvorteilhafte Umstände zulassen, ohne es dabei zu belassen, indem du die Umstände für dich ins Positive veränderst.
8 Tipps, wie du deine Resilienz stärken kannst
👉🏻 1. Entwickle dein persönliches Stressmanagement-System: Identifiziere deine individuellen Stressauslöser und entwickle maßgeschneiderte Bewältigungsstrategien. Nutze beispielsweise die Eisenhower-Matrix zur Priorisierung von Aufgaben. Diese Methode teilt Aufgaben in vier Quadranten ein: wichtig/dringend, wichtig/nicht dringend, nicht wichtig/dringend und nicht wichtig/nicht dringend. So kannst du effizienter entscheiden, welche Aufgaben du sofort angehst und welche du delegieren oder eliminieren kannst.
👉🏻 2. Praktiziere aktives Boundary Management: Setze klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Definiere "No-Go-Zeiten" für arbeitsbezogene Kommunikation und nutze Tools wie separate Arbeits- und private Profile auf deinen Geräten.
👉🏻 3. Kultiviere ein Growth Mindset: Betrachte Herausforderungen als Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung. Führe ein "Lerntagebuch", in dem du regelmäßig deine Fortschritte und gewonnenen Erkenntnisse festhältst.
👉🏻 4. Etabliere ein persönliches Resilienz-Netzwerk: Baue bewusst Beziehungen zu Kolleg•innen, Mentor•innen und Fachexpert•innen auf, die dich in schwierigen Situationen unterstützen können. Organisiere regelmäßige Treffen oder virtuelle Check-ins mit diesem Netzwerk.
👉🏻 5. Implementiere Micro-Resilience-Praktiken: Integriere kurze, aber effektive Resilienz-Übungen in deinen Arbeitsalltag. Beispiele sind 2-Minuten-Achtsamkeitsübungen zwischen Meetings oder kurze Dankbarkeitsreflexionen am Ende des Arbeitstages.
👉🏻 6. Nutze datengestütztes Selbst-Monitoring: Verwende Tracking-Tools und Wearables, um deine Stresslevels, Schlafqualität und allgemeine Gesundheit zu überwachen. Analysiere die Daten regelmäßig, um Muster zu erkennen und präventiv handeln zu können.
👉🏻 7. Entwickle adaptive Expertise: Strebe danach, in deinem Fachgebiet nicht nur Spezialist, sondern auch Generalist zu sein. Widme regelmäßig Zeit dem Erlernen angrenzender Fähigkeiten, um flexibler auf Veränderungen reagieren zu können.
👉🏻 8. Praktiziere kognitive Umstrukturierung: Trainiere deine Fähigkeit, negative Gedankenmuster zu erkennen und umzudeuten. Nutze Techniken wie das "Reframing" oder die "Best-Case-Scenario"-Methode, um stressige Situationen aus einer positiveren Perspektive zu betrachten.
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Quellen:
Weltgesundheitsorganisation (WHO). (2021). "Mental Health and COVID-19."
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). (2022). "Psychische Erkrankungen: Statistische Auswertung."
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (2023). "Stressreport Deutschland."