Was machst Du, damit Deine Mitarbeiter nicht gehen?
Die Bereitschaft, den Job zu wechseln, ist weltweit gestiegen. Im Umkehrschluss heißt das: Unternehmen müssen sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie ihre Talente überzeugen wollen, zu bleiben. Hier ist mein Plan, wie das bei uns gelingen könnte.
Die Pandemie hat in den vergangenen zwei Jahren die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt, tradierte Strukturen haben sich in vielen Fällen überholt. Was für Auswirkungen hat das auf die Gefühlslage von Beschäftigten – und auf ihre Lust auf Veränderung? Greift hier eher das Sicherheitsbedürfnis oder herrscht eine Art Aufbruchstimmung, in der die Karten neu gemischt werden?
Seit 2012 führen wir zu Beginn des Jahres mit Forsa eine Studie zur Wechselbereitschaft durch und vor diesem Hintergrund war ich gespannt auf die Ergebnisse für Januar 2022. Und tatsächlich: Die Studie zeigt, die Wechselbereitschaft ist gestiegen. In Deutschland sind fast vier von zehn Befragten offen für einen neuen Job oder haben bereits konkrete Schritte, sich einen neuen Job zu suchen, in die Wege geleitet. Das ist ein Anstieg von vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Unter den 30- bis 39-Jährigen ist sogar fast jeder Zweite (48 Prozent) bereit, sich neu zu orientieren.
Als CEO eines Unternehmens mit einem Altersschnitt von knapp über 30 Jahren, betrachte ich dieses Ergebnis natürlich mit gemischten Gefühlen. Ich bin mir sehr bewusst, dass auch meine Mitarbeiter viele Angebote für neue Jobs erhalten. Der Arbeitsmarkt zerrt an unseren Talenten – denn sie sind richtig gut! Was also tun?
Folgende Fragen beschäftigen mich deshalb besonders - wie wohl auch jeden anderen, der erkannt hat, dass Talente der Schlüssel zum Erfolg von morgen sind: Wie gut ist unsere Unternehmenskultur und wie glücklich sind die Mitarbeiter? Wo brauchen unsere Führungskräfte Unterstützung? Schaffen es unsere Führungskräfte, die Teams zu inspirieren und nicht zu kontrollieren? Bieten wir den richtigen Rahmen? Und wie gehen wir um mit steigenden Ansprüchen, wenn auch im schönsten Büro noch das Haar in der Suppe gefunden wird?
Geld allein macht nicht glücklich - die Kultur schon
Was mich positiv stimmt, sind die Gründe für einen Jobwechsel. 42 Prozent der Befragten, die über eine Veränderung ihrer beruflichen Situation nachdenken, erhoffen sich zwar ein höheres Gehalt. Aber nur jeder Fünfte derjenigen, die tatsächlich den Job wechseln, tut das am Ende nur wegen des Geldes. Beschäftigte verlassen ein Unternehmen aus anderen Gründen: weil ihnen die Führungskultur nicht zusagt, sie eine bessere Work-Life-Balance wollen oder für eine andere – oft als sinnvoller wahrgenommene – Tätigkeit brennen.
Mit anderen Worten: Sie entscheiden sich für eine bessere Kultur. Sie wünschen sich ein Umfeld, in dem sie mehr Freiheiten haben und sich besser wiederfinden. Oft hängt das natürlich auch von den individuellen Umständen und dem Lebensabschnitt ab, in dem wir uns befinden. Zwischen 30 und 39 Jahren befinden sich viele Menschen in der klassischen Phase der Familiengründung und damit der Umorientierung auf andere Werte und Prioritäten. Vielleicht erklären sich damit die hohen Zahlen gerade in dieser Altersgruppe. Auch in meinem persönlichen Umfeld macht sich der eine oder andere Gedanken, ob er noch richtig in seinem Job ist. Und oft genug spielt die direkte Führungskraft dabei eine maßgebliche Rolle. Die Zeit des Sich-Verbiegens für einen Job ist zwar leider noch nicht ganz vorbei, aber sie geht hoffentlich bald zu Ende. Toxische Führung und schlechte Unternehmenskultur werden zunehmend durch den Verlust von Talenten abgestraft. Und genau das können sich Unternehmen – bei der heutigen Arbeitsmarktsituation – schlicht und einfach nicht mehr leisten.
Jeden Tag ein kleines bisschen besser werden
Als CEO der XING-Mutter NEW WORK SE sehe ich natürlich auch die Chancen in dieser Veränderung. Wir helfen Kunden und Talenten mit unseren Angeboten, für sie das richtige zu finden. Und ein Wechsel, der in einem besseren Job endet und damit die Arbeitnehmenden glücklich und das Unternehmen erfolgreicher macht, ist für uns alle erstrebenswert. Unsere Vision “For a better working life” ist relvanter denn je. Und so versuchen wir gemeinsam jeden Tag unseren Beitrag zu leisten, “Perfect Matches” zu finden, die beiden Seiten helfen. Das macht mich stolz. Und gibt allen Mitarbeitern das Gefühl an etwas Relevantem und Großem mitzuarbeiten. Mit diesem Purpose, unserer Art zu arbeiten und unserer kollaborativen neuen Büroheimat, dem NEW WORK Harbour in der Hamburger Hafencity, haben wir auf jeden Fall eine sehr gute Ausgangsbasis dafür, dass Menschen sich hier wohlfühlen und sich entfalten können. Ich freue mich jetzt schon auf die Zeit, in der hier wieder richtig Leben herrscht und wir die Vorzüge dieser inspirierenden Umgebung voll ausnutzen können.
Habe ich alle Antworten auf die Veränderungen schon parat? Nein, sicher nicht. Aber ich sehe uns auch als eine Art Reallabor. Wir testen, bewerten und passen (uns) an und können die Erkenntnisse, die wir hier gewinnen, wieder in unsere Arbeit einfließen lassen. Und werden so hoffentlich gemeinsam jeden Tag ein bisschen besser.
Wie geht Ihr an dieses Thema heran, was sind die Herausforderungen für eure Unternehmenskultur? Mich interessieren Eure Erkenntnisse und Perspektiven. Schreibt dazu gerne etwas in den Kommentaren.