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Was Unternehmer tun können, um eine nachhaltige Wirtschaft zu fördern

Der künftige UN-Sonderbeauftragte für Klimaschutz und Finanzen, Mark Carney, rief kürzlich die Unternehmenschefs zu mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung auf. Sie müssen sich fragen: “Wie sieht der Plan aus?”

Immer mehr Unternehmen in Deutschland setzen verstärkt auf Klimaschutz, obwohl die damit verbundenen Maßnahmen zunächst Geld kosten.

Werner Landhäußer ist Gesellschafter der Mader GmbH & Co. KG. Zusammen mit Kollegen übernahm er das Unternehmen 2003 mit einem klassischen MBO aus einem internationalen Konzern. Bis Mitte 2019 war er zudem Geschäftsführer. Die strategische Weiterentwicklung hin zu einem nachhaltigen Unternehmen steuerte er mehr als 15 Jahre lang gemeinsam mit Peter Maier, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter bei Mader. Mitte 2018 entschlossen sich die beiden zur Gründung des Start-ups LOOXR, einem Spin-off der Mader GmbH & Co. KG, das die Digitalisierung des gesamten Druckluftprozesses zum Ziel hat. Seine Vision einer nachhaltigen, werteorientierter Unternehmensführung führt er als CEO auch im neuen Unternehmen fort. „Natürlich müssen wir alle unterm Strich auf die Wirtschaftlichkeit achten. Aber ich sage eben auch manchmal: Ich halte diese Investition ökologisch für sinnvoll, und ich denke, ich kann da meinen Beitrag leisten“, so Landhäußer. Dann zählen das Geld und die Wirtschaftlichkeit erst in zweiter Linie.

Das Unternehmen ist seit 2014 Mitglied der Klimaschutz- und Energie-Effizienzgruppe der Deutschen Wirtschaft (Klimaschutz-Unternehmen e.V.). Seit April 2018 ist der Leinfeldener Druckluft- und Pneumatikspezialist auch offizielles Mitglied des Industrie-Clubs Ressourceneffizienz, der die Leistungen der innovativen Mitgliedsunternehmen im Bereich Material- und Energieeffizienz würdigt und sichtbar macht. Durch ihre konkreten Umsetzungsbeispiele machen die Mitgliedsunternehmen das Thema Ressourceneffizienz greifbar und motivieren weitere Unternehmen dazu, selbst künftig entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Jeder Der Club leistet aber auch einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Landhäußer möchte insbesondere einen Beitrag dazu leisten „das Bewusstsein für die Energieeinsparpotenziale im gesamten Druckluftprozess zu erhöhen.“ Eine besondere Zukunftschance sieht er in der Verbindung von Digitalisierung und Energieeffizienzmaßnahmen.

„Dank digitaler Technik werden wir die Wirksamkeit von Energieeffizienzmaßnahmen so transparent machen können, dass es auch kaufmännisch schlicht fahrlässig wäre, sie nicht in Angriff zu nehmen.“

Er rät allerdings, erst einmal bei sich selbst anzufangen und zu überlegen, wo auch im Alltag Energie gespart werden kann. In seinem Unternehmen wurde damals mit der Druckerstruktur begonnen. „Früher hatte ich einen wundschönen Arbeitsplatzdrucker und musste mich nicht bewegen. Heute haben wir Zentraldrucker, die ausdrucken, wenn ich dort mit meinem Chip stehe. Ich kann meinen Fuhrpark anschauen, ich kann meine Heizung und Kühlung anschauen.“ Auf all das wird bei einem Energie-Audit hingewiesen.

„Wenn man die Bereitschaft, über ökologische Dinge nachzudenken, konsequent weiterführt, wird man irgendwann schätzen lernen, dass man sich mit Photovoltaik unabhängiger macht“, sagt Landhäußer. Für das Unternehmen war das sehr wichtig. Es ist bei einem Return of Invest von knapp 15 Jahren. Bei Mader war man sich bewusst, dass er wirtschaftlich betrachtet schlecht ist. Aber es gab noch zahlreiche andere Gründe: So wurde ein Bestandsgebäude um ein neues Gebäude mit Höhensprüngen erweitert. Dann kam man darauf, dass es mit einer Photovoltaikanlage schöner gemacht werden kann. Auch sollte verhindert werden, dass die ehemalige Gebäudestruktur erkennbar ist. Es sollte ein neues, einheitliches Gebäude werden. Es war für das Unternehmen allerdings auch wichtig zu signalisieren, dass das Thema Energieeffizienz hier einen hohen Stellenwert hat und nachhaltig gearbeitet wird. „Druckluft ist per se eine Energieschleuder. Man kann aber ganz viele Stellschrauben drehen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Eine Solarfassade ist ein tolles Instrument, um zu zeigen, dass wir das auch machen, auch wenn sie auf dem Dach wahrscheinlich effektiver gewesen wäre.“

Ob ein Unternehmen Greenwashing betreibt oder wirklich nachhaltig agiert, ist nach Landhäußer leicht erkennbar: „Wenn die ganzen guten Dinge nur im Nachhaltigkeitsbericht stehen, dann hätte ich den Verdacht, dass es einfach ein schöner Marketing-Gag ist. Aktivitäten, vielleicht eine Kooperation mit einer Schule, finden sich oft auch im Internet. Das Thema Zertifizierung würde ich auch betrachten. Ist jemand im Energiemanagement aktiv, hat jemand einen Energiemanager. Die großen Unternehmen sind dazu verpflichtet, bei mittelständischen Unternehmen kann man daran sehen, ob sie sich um diese Themen kümmern.“ Der Unternehmer empfiehlt, sich immer die Standards zu Energiemanagement anzusehen, also die ISO 14001, der weltweit akzeptierte und angewendete Standard für Umweltmanagementsysteme und die ISO 50001. Diese internationale Norm legt Anforderungen zur Anwendung eines Energiemanagementsystems fest. Die Norm hat das Ziel, die energiebezogene Leistung von Unternehmen und Organisationen kontinuierlich zu verbessern sowie deren Energieeffizienz und Energienutzung zu optimieren und die Kosten zu senken.

Ein wichtiger Aspekt, warum sich Unternehmen mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen sollten, ist auch die Suche nach neuen jungen Mitarbeitern.

Wenn er Kandidaten fragt, was sie in einem neuen Job suchen, hört er „ganz oft etwas von Verantwortung und Vertrauen und von Möglichkeiten, sich einzubringen.“ Er hört aber auch häufig, dass die Arbeit sinnvoll sein sollte. Die meisten möchten langfristig etwas tun, das einen positiven Impact auf die Umwelt und auf die Gesellschaft hat. „Wenn man beim Thema Nachhaltigkeit gut ist, hat man also einen Vorteil bei der Suche nach Mitarbeitern.“ Nachhaltige Unternehmen sind langfristig erfolgreicher und innovativer, zudem haben sie eine geringe Fluktuation. All das „monitoren wir jetzt. Wir schauen uns an, wie wirtschaftlich wir unterwegs sind, wie innovativ wir sind und wie unsere Mitarbeiterstruktur ist.“

Weiterführende Informationen:

Geld investieren und langfristig denken. Werner Landhäußer vom Druckluftmaschinenhersteller Mader erklärt, wie er sich im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie bewegt. In: pv magazine. Photovoltaik. Märkte. Technologie. (November 2019), S. 46-48.

CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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