Wer Geschichten erzählt, möchte auch etwas bewirken
„Ich bin Geschichtenerzählerin. Und das ist für mich der schönste Beruf der Welt“, schreibt die Schauspielerin und Kabarettistin Monika Gruber in ihrem aktuellen Buch "Backstage. Die Frau hinter dem Bühnentier". Gute Geschichten und Bilder berühren Menschen, was mit nüchternen Informationen und nackten Zahlen niemals gelingt.
Wer in Grubers Werk blättert, hat zugleich den Eindruck, dass es sich um das Arbeitsbuch ihres Lebens handelt: Die Fotos zeigen ihren Kreativitätsprozess, das Streichen und Neumachen, Licht- und Schattenseiten eines Menschen, der ständig auch innerlich bewegt ist. Die unterschiedlichen Farben im Tourskript stehen für die vielen Versionen, die es von Texten gibt, bis sie es schließlich zusammen mit ihr auf die Bühne schaffen. Was ihre Themen so besonders macht, ist, dass sie wesentliche Lebenserfahrungen und Beobachtungen von ihr aufnehmen. Damit können sich viele Menschen identifizieren, und dazu braucht es auch keine Überhöhung. Wer neugierig bleibt und sich noch überraschen lassen will, findet Geschichten überall. Die Wirklichkeit ist merkwürdig genug.
Über die Jahre hat sie eine klare Vorstellung davon gewonnen, wo der Spaß aufhört, und der Humor anfängt, aber auch, welche zentralen Elemente gute Geschichten aufweisen müssen, und wie sie wirkungsvoll in Szene gesetzt werden. Monika Gruber ("Der Kaiser von Schexing", "Hubert und Staller", "München 7") wurde in Wartenberg im Landkreis Erding geboren und wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Tittenkofen auf. Mit 27 Jahren ging sie zur Schauspielschule. Ab 2002 war sie in der TV-Comedy-Reihe "Kanal fatal" erstmals als Kabarettistin zu sehen ("Kellnerin Monique"). Immer wieder pflegte sie allerdings auch Phasen des Rückzugs und der Reflexion, um sich dann wieder umso nachhaltiger ihrem Publikum zu zeigen und sich etwas Größerem außerhalb ihrer selbst zu widmen: einer Aufgabe, die zu erfüllen ist und ein Ziel, für das es sich lohnt aufzubrechen. Wer Geschichten erzählt, möchte auch etwas bewirken – bei Monika Gruber ist es beispielsweise die „Erlösung“ von den „Blöden“, die nur Schwarz oder Weiß sehen, aber nichts dazwischen dulden.
Schon in ihrem Vorgängerbuch, das vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten handelt, setzt sie sich gegen eine Spaltung der Gesellschaft ein. Sie kritisierte, dass heute, wo so eifrig an Künstlicher Intelligenz (KI) geforscht wird, die natürliche Intelligenz offensichtlich vom Aussterben bedroht zu sein scheint. Selbstironie ist für sie wie der Menschenverstand der Schlüssel zu einer aufgeklärten Gesellschaft. Vor allem plädiert sie dafür, dass nicht alle Menschen der gleichen Meinung sein müssen, aber dennoch in der Lage sein sollten, anderen mit Respekt zu begegnen und ihre Meinung anzuhören und auszuhalten. Deshalb spielt sie auch eine wichtige Rolle im Vorwort des Herausgeberbandes „Bauchgefühl im Management“, in dem viele Themen von ihr in anderen Kontexten aufgenommen werden. Der Grubersche Menschenverstand (oder der Hausverstand in Österreich) spiegelt nach Ansicht der Nachhaltigkeits- und Kommunikationsexpertin Claudia Silber häufig unsere Werte und unsere Lebenserfahrungen wider: „Er ist eher Teil des Kopfes, der bei Entscheidungen unterstützend eingreift. Er ist bei Entscheidungen der praktische Teil neben dem emotionalen.“ Sie selbst ein Mensch, der berufliche Entscheidungen grundsätzlich sehr gut überdenkt und dabei versucht, alle relevanten Aspekte einfließen zu lassen „Ich blicke zurück, welche Erfahrungen ich bei ähnlichen Entscheidungen gemacht habe, und ich blicke nach vorne, welche Auswirkungen meine Entscheidung in der Zukunft haben könnte. Und ich prüfe, ob mein Kopf, mein Bauch und mein Herz zustimmen. Dann ist es richtig.“
Das bestätigt auch der Unternehmer Matthias Krieger: Verantwortung zu übernehmen bedeutet für ihn auch, nicht Versteck zu spielen und sich deutlich zu positionieren sowie vor allem sein Wissen zu teilen. „Die Themen Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung gelangen häufig nicht in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit oder werden von vielen Menschen aufgrund der austauschbaren Sprache für reine Werbung gehalten. Nur selten erreichen sie wirklich die Herzen. Deshalb setze ich auch darauf, Geschichten in meinen Vorträgen und Büchern zu erzählen, die vom Weg der eigenen Meisterschaft handeln.“
Natürliche Intelligenz: Der Schlüssel zu einer aufgeklärten Gesellschaft
Monika Gruber: Backstage. Die Frau hinter dem Bühnentier. Fotografien von Tibor Bozi. Piper Verlag, München 2021.
Monika Gruber / Andreas Hock: Und erlöse uns von den Blöden. Vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten. Piper Verlag, München 2020.
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.