Matthias Krieger

„Wer hohe, großartige Ziele erreichen will, muss über seine normalen Grenzen hinausgehen“

Krisen sind Chancen, denn es entsteht danach immer etwas Neues, das sich positiv beeinflussen lässt. Ähnlich verhält es sich mit Fehlern: Die größten Erkenntnisse lassen sich daraus gewinnen. Thomas Edison kommentierte die Erfindung der Glühlampe mit den berühmten Worten: „Ich bin nicht gescheitert, ich habe 9.999 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.“ Natürlich kommen Rückschläge vor, die einen zurückwerfen. Doch sie dürfen nicht dazu führen, dass man aus der Bahn geworfen wird. Hier ist die richtige Einstellung gefragt. Diese muss nicht immer positiv sein, doch zumindest frei gewählt. Ein Strudel negativen Denkens entsteht aber dann, wenn man sich seinen Stimmungen rückhaltlos hingibt. Wer alles tut, was in seiner Kraft liegt, kann sich nichts vorwerfen und akzeptiert, dass das Ziel nicht erreicht wurde. Vielmehr sollten dann die neuen Chancen genutzt werden, die sich immer wieder bieten. Wer einen klaren Weg hat, dem fällt es auch leichter, Kurven und Abzweigungen oder kleine Umwege zu gehen und sie zu erfolgreichen (Teil-)Strecken zu machen.

Viele Erfahrungen führen zu richtigen Entscheidungen. Prägend – und das wird oft vernachlässigt – sind auch Erziehung und frühkindliche Erfahrungen. Ich komme aus dem ehemaligen Ostdeutschland und träumte als Kind davon, Olympiasieger zu werden. Für dieses Ziel habe ich hart trainiert und lange Zeit Hochleistungssport betrieben. Ich absolvierte als Kind und Jugendlicher mehrere Kreisspartakiade-Siege mit Kreisrekorden und hatte immer den Antrieb im Kopf „Du musst gewinnen!“ und „Ich schaffe das!“. Ich wollte immer besser werden. 1974 wurde ich Bezirksmeister mit Bezirksrekord im Fünfkampf Leichtathletik und verteidigte 1975 diesen Titel. 1975 wurde ich als Kapitän der SSG-Dingelstädt Bezirksmeister und kam in die DDR-Finalrunde im Handball. Ebenfalls 1975 belegte ich bei der Bezirksauswahl Erfurt den vierten Platz der DDR-Meisterschaften, wurde ins DDR-Schülernationalteam Handball berufen und im gleichen Jahr auf die KJS Erfurt (Leichtathletik) delegiert. In vier verschiedenen Sportarten wurde ich Bezirks- bzw. Landesmeister.

Mein Großvater hat in mir Großes geweckt. Ich habe ihn leider nie kennen gelernt, nur aus Erzählungen meiner Mutter.

Im Jahr 1992 gründete ich aus dem Nichts und als „No-Name“ zusammen mit Michael Schramm das Unternehmen Krieger + Schramm. Ich hatte ein neues Feld gefunden, in dem ich „Champion“ werden konnte: Nach dem Ausscheiden meines Partners Michael Schramm stand ich im Jahr 2007 vor einem Paradigmenwechsel: Ich wusste nicht, wie es mit dem Unternehmen weitergehen, und wie ich es weiterentwickeln sollte.

Der Besuch des Seminars UnternehmerEnergie von SchmidtColleg im März 2008 zeigte mir wenige Monate später den richtigen Weg: In kurzer Zeit wurden die Inhalte in ein eigenes, internes „K+S Lehrwerk“ verwandelt. Alle Führungskräfte und Mitarbeiter erhielten das Lehrwerk mit der Aufgabe, die darin vorgestellten Anregungen umzusetzen und um eigene Ideen zu ergänzen. Innerhalb von knapp zwei Jahren gelang es, das gesamte System auf Krieger + Schramm zu übertragen, zu adaptieren, konsequent umzusetzen und zu leben.

Vor allem auf der ganzheitlichen Betreuung von Verkauf über Bemusterung und Begleitung durch den gesamten Bauprozess bis hin zur Übergabe und Gewährleistungsphase und auch darüber hinaus. Die Kunden sollen das Bauen mit uns als positives (Glücks-)Erlebnis empfinden. Jeder Einzelne aus unserem Team gibt sein Bestes.

Die Vision braucht es, um sich über folgende Fragen klar zu werden: Wo will ich hin? Was ist mein Weg? Warum will ich das erreichen? Was ist der Zweck meiner Existenz? Alternativen sind wichtig, um reflektiert und flexibel den eigenen „lernenden“ Weg zu gehen.

Es ist etwas Wunderbares, Nützliches und Bereicherndes. Geistiger Input macht fit, öffnet den Geist und hält Menschen neugierig und kreativ. Dieser ist in der Arbeitswelt genauso wichtig wie im Privatleben. Wir stehen vor dem Übergang von der Wissensgesellschaft zu einer Komplexitäts- und Potenzialentfaltungsgesellschaft. Deshalb müssen Lernen, Wissen und Können schon früh eine Einheit bilden. Es geht in allen Lebensaltern darum, den Kopf frei und offenzuhalten für frische Ideen, innovative Geschäftsmodelle oder neue Unternehmensstrukturen. Was es braucht, ist eine Unternehmenskultur, in der Lernen und Selbstdenken selbstverständlicher Teil des Alltags ist.

Hart, aber gerecht, ziel- und teamorientiert, verbindend mit Leidenschaft und Ausdauer. Wenn ich Werte weitervermitteln möchte, dann darf ich nicht nur darüber reden, sondern muss für diese Überzeugung einstehen und sie auch vorleben. Aus meiner Sicht muss der Prozess der Werteentwicklung durch das Management bzw. die Führungskräfte initiiert werden – die Unternehmenswerte sollten möglichst mit ihren übereinstimmen.

Um Probleme selbst organisiert und kreativ zu lösen, braucht es Kreativität, Selbstreflexion und Teamintelligenz. Als ehemaliger Kapitän einer Handballmannschaft habe ich gelernt: „Egal wie viele Tore ich mache, ohne das Team verliere ich.“ Am wichtigsten sind uns deshalb im Unternehmen die gemeinsamen Werte, die vom Team für das Team zusammen entwickelt wurden. Dazu gehören beispielsweise Zuverlässigkeit, Partnerschaftlichkeit, Kompetenz sowie Verantwortung. Teambildung und das daraus entstehende Wir-Gefühl sind essenziell für das Erreichen der gesetzten Ziele und somit für den Unternehmenserfolg. Wer gemeinsam auf eine Vision hinarbeitet, kann Ungeahntes erreichen. So wie wir Häuser bauen, bauen wir auch unseren Erfolg im Team aus. Die Spielregeln für diese Teamarbeit haben wir gemeinsam erarbeitet und leben diese täglich.

Jeder Mitarbeitende kennt den Sinn seiner Tätigkeit und hat echte Verantwortung für selbstständiges Handeln übertragen bekommen. Gemeinsam arbeiten wir an unseren Zielen und motivieren uns gegenseitig. Zusammen mit weiteren Bausteinen wie unserem Gesundheitskonzept, flexiblen Arbeitszeiten, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, unserer K + S Akademie und der Kapital- und Gewinnbeteiligung erzeugt dies eine große Mitarbeiterbegeisterung. Wenn der Einzelne sich einbringen darf, dann wir Ehrgeiz und Kreativität gefördert. Es geht um Offenheit, Wertschätzung und Authentizität – das betrifft auch mich als Führungskraft.

Zuverlässigkeit, Verantwortung, ständige Weiterentwicklung, die zur Kompetenz führt sowie Ausdauer und Beharrlichkeit, das Ziel zu erreichen.

Jedem Menschen sollte bewusst sein, dass man für seinen Erfolg handeln muss. In seinem Stuhl sitzend auf den Erfolg zu warten wird wohl eine langwierige und unbefriedigende Angelegenheit. Um erfolgreich zu sein, ist es wichtig, seine Ziele kennen, denn nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist der Wegweiser. Die eigenen Ziele genau zu definieren und zu fokussieren, ist ein großer Schritt auf dem Weg, sie auch zu erreichen.

Alles funktionierte dabei wie ein Muskel, der durch regelmäßiges Training gestärkt wird. Jeder, der sein Ziel erreichen will, muss über seine normalen Grenzen hinausgehen und so Kapazitäten aufbauen, sich weiterentwickeln. Dabei ist es wichtig, den Abstand zwischen Entschluss und Handeln so klein wie möglich zu halten. Wer zögert, verliert an Willenskraft und schwächt sich beim Erreichen des Ziels. Nur wer sein Ziel kennt, wird auch den Weg dorthin finden.

In jedem Geschäftsbereich und auch für jeden einzelnen Mitarbeiter werden die Ziele schriftlich formuliert. Auf diese Weise soll die besondere Motivation, ein hoher Ausbildungsstandard, zielstrebige, strukturierte Arbeit, außergewöhnliche Leistungsbereitschaft und erfolgsorientiertes Handeln eines jeden Mitarbeiters nachhaltig festgeschrieben sein. Das Erreichen der Unternehmensziele muss auf einer ethischen Unternehmenskultur aufbauen, zwischen Gewinn und Werten muss stets die Balance gehalten werden.

Gewinnstreben ruiniert ein Unternehmen ebenso wie ein Werteverfall. Werte bestimmen die Gegenwart, werden gelebt und bleiben. Das bedeutet, dass sich das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen nicht nur auf das Unternehmen konzentrieren darf, sondern auch Gesellschaft und Umwelt einbeziehen sollte.

Das eigene Verhalten sollte auf Tugenden wie Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Fairness und Zuverlässigkeit basieren, die schon im 14. Jahrhundert zum Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns gehörten. Sie strebten einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg an, ohne dabei mit gesellschaftlichen Interessen zu kollidieren. Es ist nicht nachhaltig, rasante Erfolge und schnelles Geld anzustreben. Dies kann und wird nicht von Dauer sein.

Vor allem das Erreichen eines Ziels und Lebensfreude. Natürlich ist Erfolg individuell, aber der Weg ist stets gleich. Erfolg wird bestimmt durch das Denken, die Einstellung sich selbst und anderen Menschen gegenüber und zum Leben. Erfolg misst sich nicht zwingend an der Höhe des Einkommens oder am Gewinn. Was dem Athleten die Goldmedaille, dem Unternehmer sein gut laufender Betrieb, ist dem Mönch oder der Nonne die Spiritualität. Erfolg ist planbar, systematisch und vor allem für jedermann realisierbar, ganz egal ob Athlet, Unternehmer oder Mönch. Das ist zentral.

Erfolg ist für mich das Produkt von Vision und Handeln zum Quadrat: E = V × H2. Er ist zwar individuell, aber der Weg ist stets gleich: Erfolg wird bestimmt durch das Denken, die eigene Haltung und Einstellung – zu anderen Menschen und zum Leben. Als Sportler habe ich gelernt, dass man immer dann, wenn man eine neue Technik lernt, zunächst einen Schritt zurückgeht, um dann zwei Schritte nach vorn zu gehen. Das ist bei Unternehmen genauso. Das heißt, es wird erst einmal schlechter, um dann wieder besser zu werden – und zwar besser als zuvor. Deshalb ist es in derartigen Prozessen immer wichtig, dass auch kleine Erfolgserlebnisse zelebriert werden. So haben wir es beispielsweise auch bei der Umsetzung von UnternehmerEnergie gemacht. Und Konsequenz zahlt sich aus.

Eine stabile Basis und Leitplanken – dazu zählen vor allem das gegenseitige Vertrauen der Mitarbeitenden, Kunden und Partner. Es bedarf einer werteorientierten Leistungskultur, mit dem Ziel dauerhaft Spitzenleistungen zu erbringen.

Zum Handeln bringt mich der Gedanke, etwas Großartiges, Bleibendes aufzubauen und ein nachhaltiges Lebenswerk zu hinterlassen. Meine Aufgabe ist es aber auch, Menschen ins Handeln zu bringen. Dafür stehe ich auch mit meinem Motto: „Mit Leidenschaft inspiriere ich andere Großartiges zu tun.“ Das ist übrigens auch mein Lieblingszitat in Bezug auf Unternehmertum: „Führung heißt, andere Menschen stark machen." Meine Erfahrungen habe ich im Sommer 2011 in meinem Buch „Die Lösung bist DU! Was uns wirklich voranbringt“ weitergegeben. Darin werden Schritte aufgezeigt, mit denen jeder seine persönlichen Erfolge definieren und erreichen kann. Es geht um Begeisterung, Nachhaltigkeit und Orientierung an Werten wie Verantwortung und Integrität – nicht um Erfolg um jeden Preis. Nachhaltigkeit ist kein Trend für uns, sondern eine logische Konsequenz. Wir sind nicht egoistisch, sondern setzen uns dafür ein, unseren Planeten enkelfähig zu machen. Jeder, der Kinder hat, versteht das.

Sie sind fleißig, lernen und arbeiten hart an ihrem Können. Wie jemand gestrickt ist, und mit welchen Gefühlen er an seine Arbeit geht, spielt eine wichtige Rolle. Denn nur mit den richtig eingesetzten Charaktereigenschaften und der richtigen Einstellung kann Erfolg hervorgebracht und die gesetzten Ziele erreicht werden.

Eine Vision, ein großes Ziel, das auf lange Sicht erreicht werden soll, steht wie ein Leuchtturm in der Ferne. Der Weg dorthin lässt sich in kleinere Teilziele zerlegen, die Orientierungspunkte bieten, an denen man sich festhalten kann. Jedes erreichte Teilziel motiviert – jedes nicht erreichte Teilziel spornt an! Teilziele in festen Zeitrahmen machen die große Vision messbar. Der Weg bis zum übergeordneten Ziel ist hart und steinig, doch wer mit Motivation und festem Blick darauf zugeht, hat die besten Chancen es auch zu erreichen.

Gewinn, der werteorientiert erzielt wird, ist ehrliches Geld. Ein Unternehmer muss so viel Gewinn wie möglich produzieren. Aber nicht Gewinn um seiner selbst willen, sonders als Ergebnis der erreichten Ziele. Heißt: Gewinn ist nicht das Ziel, sondern das Ergebnis des werteorientierten Handelns! Der Gewinn ist die Gegenleistung, die ein Unternehmen für Kunden- und Mitarbeiterbegeisterung erhält.

Integrität als Basis für gegenseitiges Vertrauen und gegenseitigen Respekt. Es funktioniert nur, wenn man als Unternehmer charakterfest und authentisch ist. Die persönlichen Werte müssen identisch mit denen des Unternehmens sein. Nachhaltigkeit muss gelebt werden. Wer das nicht tut, ist nicht glaubwürdig. Doch nicht nur der Unternehmer muss die Unternehmenswerte leben, auch die Führungskräfte sind Vorbilder.

Sie sollte mit einem Leistungswillen und einer Leistungsorientierung gepaart sein, damit sich nachhaltiger Erfolg einstellen kann. Immer geht es um die Frage: Was treibt die Menschen an? Ich bin davon überzeugt, dass nur derjenige von innen heraus motiviert ist, der den Sinn seiner Tätigkeit erkennt und selbstständig arbeiten darf. Motivierte Mitarbeitende, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und sich in einer wertebasierten Unternehmenskultur entfalten können, bringen das Unternehmen nach vorn.

Matthias Krieger, Jahrgang 1962, hat 1992 das vielfach ausgezeichnete Unternehmensgruppe Krieger + Schramm (K+S) gegründet. Für den Baudienstleister und Projektentwickler mit Hauptsitz in Dingelstädt und Niederlassungen in Kassel, Frankfurt/Main, München und Berlin ist unternehmerischer Erfolg eng mit einer wertebasierten Unternehmenskultur verbunden, die Partnerschaft, Dialog, Transparenz und Leistung fördert. Buchpublikationen: „Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt“ (BusinessVillage Verlag 2011) und „Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten“ (BusinessVillage Verlag 2020).

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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