Wie Corona unseren Raum verändert
Raum geben, Abstand halten, mindestens 1,50 m zwischen Teammitgliedern…
Das sind die Ansagen heute. Ich kann mich daher nicht zurück halten, etwas über Corona und Räume zu schreiben. Wir alle machen uns unglaubliche Sorgen, oder? Nicht einmal um uns, sondern um die Menschen um uns herum. Unsere Kinder, unsere Eltern oder vielleicht auch um Freunde, denen es gerade nicht gut geht. Von heute auf morgen wird man nervöser, als man es je gedacht hätte. So geht es mir zumindest. Ich fühle mich plötzlich in meinem Raum extremst eingeschränkt.
Grenzenlose Freiheit - jetzt erst sehen wir sie
Warum sehe ich immer erst dann, wenn es mir schlecht geht, wie gut ich es hatte? Geht es Dir auch so? Sind wir doch verwöhnt: Wir kaufen ein, wo wir wollen, können beschaffen, was wir wollen. Wir können hingehen, wann und wohin wir wollen. Und Reisen in die ganze Welt waren nie ein Problem. Sofern man es im finanziell möglichen Rahmen organisieren konnte. Eigentlich sind uns kaum Grenzen gesetzt, wenn wir einmal ehrlich sind. Und plötzlich geht nichts mehr. Bilder aus Italien zeigen, wie Menschen beim Einkaufen anstehen, wie sie gezwungen werden, in ihren Wohnungen zu bleiben und nicht einmal mehr zum Joggen oder zum Spazierengehen nach draußen können. Das macht mir Angst. Gar nicht an die schlimmen Bilder mit vielen Toten in China zu denken, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Darum muss ich an dieser Stelle über Corona und Räume anders nachdenken.
Wer öfter etwas von mir liest, weiß, dass ich immer über Räume schreibe. An dieser Stelle habe ich aber lange überlegt. Ich glaube aber, ich muss. Alleine, um in Kontakt zu kommen mit dir, um dir zu sagen, dass du aufpassen musst. Raum geben ist also Zeichen der Zeit. Das predigen wir im Bereich New Work schon so so lange und jetzt scheint es auf ganz gemeine Weise gar nicht anders zu gehen - quasi forciert zu werden. Sich bloß nicht anstecken, um das Virus einzudämmen, als große Überschrift über dem Ganzen.
Geht nicht - gibt's nicht!
Ich arbeite gerade mit einem tollen Team von Menschen, mit dem Ziel, dieses auf die nächste Evolutionsstufe zu heben. Wie oft habe ich in diesem Prozess schon gehört: „Das geht nicht. Das können wir nicht ändern. Das haben wir schon immer so gemacht“ Und plötzlich geht es doch, muss es doch gehen, muss New Work gelebt werden. Jedenfalls in einige ersten Facetten. Plötzlich ist es doch möglich, alle ins Home-Office zu schicken. Von heute auf morgen. Nicht, weil man virtuelles Arbeiten ausprobieren will, sondern weil man einfach seine Mitmenschen um sich herum schützen möchte. Man hat das Gefühl die Hände sind gebunden. Aber dafür zu sorgen, dass alle nicht mehr zu eng im räumlichen Sinne arbeiten müssen, macht absolut Sinn. Das ist eine der gefühlt wenigen Dinge, die man tun kann. Irgendwie müssen wir Corona in den Griff bekommen. Für das Team, für die Menschen im Team und alle drumherum.
Viele Unternehmen haben in den letzten Tagen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Sie haben so entschieden, wenn sie das in irgendeiner Form leisten können. Wenn es organisiert werden kann, wenn genügend monetärer Puffer da ist. Auch die Kollegen von Xing, die ich angeschrieben habe, agieren aus dem Homeoffice heraus. Das ist erst einmal gar nicht so einfach. Schließlich sind nicht nur eine oder zwei Personen im Homeoffice, sondern die Company wird von jetzt auf gleich komplett virtuell. Ich habe mich in der Vergangenheit schon damit beschäftigt und ich komme aus dem digitalen Umfeld. Alles also einfach für mich. Aber für viele Menschen ist das total neu, ungewohnt, der Halt fehlt, die Struktur, you name it! Konkret gilt es, sofort zu agieren und das ist oft komplex. Die Prozesse gilt es zu ändern und anzupassen. Es muss klar sein, dass die Technik funktioniert und nicht plötzlich, ob der vielen Remote-Zugriffe, überlastet wird. Die Kommunikationswege müssen geklärt werden und die einzelnen Mitarbeiter müssen sicherlich auch die Chance haben, ein paar Tage zu üben. Manchmal arbeiten verschiedene Familienmitglieder nun in einer Wohnung für verschiedene Firmen. Meistens gibt es aber nur ein Arbeitszimmer. Und es gibt noch ganz andere Herausforderungen: Es ist vor allem nicht einfach, kleinen Kindern zu erklären, dass Mama für Telefonate nicht gestört werden darf oder dass Papa ein paar Stunden vor seinem Rechner sitzen und konzentriert sein muss.
Yes, we can!
Es war falsch zu glauben, dass das nicht geht. Jetzt muss es gehen und es funktioniert auch. Ein wenig ruckelt die Technik und es muss selbstorganisiert geplant werden. Aber ist es nicht das, was Digitale Transformation und New Work ausmacht? Wo wir eigentlich hin wollen?
Gleichzeitig klingt plötzlich alles um den Job so unwichtig in diesen Zeiten. Klar müssen wir alle Geld verdienen und haben Angst um unsere Arbeitsstelle. Aber dies wirkt so unwichtig gegenüber existenziellen Themen, die uns die Medien non-stop suggerieren. Haben wir nicht alle Angst, dass ein lieber Mensch sterben könnte? Ich denke viel mehr an andere als sonst. Es kommt mir widersinnig vor, Menschen nicht zusammen kommen zu lassen. Aber schließlich versucht man, Menschen zu trennen, damit sie auf sich aufpassen können, damit ihnen nichts passiert.
Plötzlich werden andere Dinge wichtig und man will für Menschen da sein. Und man denkt irgendwie weiter als über den Unternehmenshorizont. Findest Du nicht? Plötzlich denkt man an all die Familien, die am Unternehmen hängen und um deren Existenz es geht. Und man denkt auch an den Chef, was für ihn auf dem Spiel steht. Für die vielen kleinen Firmen und unseren Mittelstand, der sein Leben lang eine Firma aufgebaut hat und vielen Familien damit ein gutes Leben ermöglichen konnte. Man denkt sogar anders über die Chefs. Man sieht sie mal persönlicher. Der Chef, der sonst immer ganz hart ist, versucht zu helfen wo er helfen kann. Und das Paradoxe ist, dass ich in dieser schwierigen Situation das Gefühl habe, dass das Team, was eigentlich räumlich auseinander gezogen wird, noch nie so nah zusammen stand.
Wo sich ein Fenster schließt, geht eine Tür auf
Für Viele ist Homeoffice auch eine Chance, die Kinder zu betreuen, da die Schulen geschlossen sind. Es gibt ganz viele pragmatische Dinge, die jetzt geregelt werden müssen aber wichtig ist, dass jeder auf sich und alle aufeinander aufpassen. Meine Oma hat immer gesagt: „… es ist für Etwas gut.“ Corona ist ganz schlimm für die Menschen, die es trifft und wir drücken alle die Daumen, dass es so wenige wie mögliche treffen soll. Aber es hat auch sein Gutes. Ich habe das Gefühl, wir kommen alle mehr zu uns selbst, der Stress des Jobs wird weniger wichtig, als die Menschen um uns rum. Wir fragen wieder öfter: „Wie geht es dir? Wo kann ich dir helfen?“ Wir sind nicht mehr in unserem Tunnel, der uns nicht rechts oder links blicken läßt - ein Zwangs-Detox sozusagen.
Man sagt: „Wo ein Fenster zugeht, geht eine Tür auf.“ Ich wünsche uns allen, dass die Tür bald aufgeht.
Pass auf dich auf und gib auch anderen Raum!
Mehr von mir findest Du auf www.diary.digital.de
Mich würde es natürlich freuen, wenn Du mir Deine Meinungen, Erfahrungen schreibst - super gerne zu allem rund um Räume unter: s.busshart@sbcdigital.de Bleib gesund!
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