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Wie Du deinen Expertenstatus im Netz behauptest

Als ich kürzlich an der Bahnhaltestelle wartete, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Das menschliche Gehirn ist das einzige Organ, das nicht verschleißt, je mehr man es benutzt. Stimmt das?

Ich wollte mehr erfahren und zog mein Smartphone aus der Tasche. Dabei dachte ich: Was habe ich in einer Situation wie dieser gemacht, bevor ich von unterwegs googeln konnte? Ich genieße es, meinen Wissensdurst von überall stillen zu können - ob Geistesblitz oder umfassende Information über aktuelle politische Geschehnisse. Aber ist die ständige Verfügbarkeit von Fakten ausnahmslos gut? Und was bedeutet das für Experten?

Der moderne Mensch als Homo faber des Wissens

Dass Wissen heute permanent verfügbar ist, erleichtert unser Leben. Der Begriff des modernen Menschen als Homo faber, als Mensch, der Macher und Herr über die Technik ist, hat längst eine neue Dimension bekommen. Durch das Internet werden wir befähigt, die Kontrolle zu behalten, Wissen auf bisher fachfremden Gebieten anzuhäufen, mitreden zu können - möglichst in Echtzeit. Laut einer aktuellen Studie der Universität Bonn schauen wir im Schnitt 135 mal am Tag auf unser Smartphone. Wow. Bestimmt auch einige Male, um uns zu informieren. Wissen ist allgegenwärtig, permanent verfügbar und unverzichtbar, denn unser Umfeld misst uns an unserem Wissensstand. Zugleich baut sich durch diese veränderte Verfügbarkeit von Wissen ein Widerspruch des Wissensbegriffs selbst auf.

Das Internet bietet Experten unzählige Möglichkeiten: Herausforderung als Chancen begreifen!

Denn im Netz kursierende Inhalte zu Themen, die sich schnell ändern oder parallel existieren, können sich zugleich gegenseitig ausschließen. Der Begriff des Wissens bedeutet aber ursprünglich, dass Wissen Wahrheit ist und diese Gewissheit Bestand hat. Das unterscheidet sie schließlich von einer bloßen Behauptung oder Mutmaßung. Seit der US-amerikanische Philosoph Edmund Gettier die klassisch erkenntnistheoretische Definition des Wissens als “wahre und gerechtfertigte Meinung” angriff, ist der Wissensbegriff immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen gewesen. Klar ist, dass das Vertrauen in die Verlässlichkeit von Inhalten durch deren Allgegenwärtigkeit und durch immer mehr Fake News geschwunden ist. Hinzu kommt, dass Experten ihre Vormachtstellung auf ihrem Spezialgebiet zunehmend behaupten müssen.

Kann heute jeder ein Experte sein?

Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Mercedes Bunz beschreibt dieses Phänomen des Wissens im digitalen Zeitalter in ihrem Buch “Die stille Revolution”. Sie fragt zu Recht, ob verlässliches Wissen noch bestehen kann. Was heute Fakt ist, kann im nächsten Moment wieder veraltet sein. Dies hat enorme Auswirkungen auf die Orientierung des Menschen in unserer Welt. Zugleich sehen sich Experten einem wachsendem Druck ausgesetzt, denn sie müssen ihre Vormachtstellung stärker behaupten. Galt Wissen einst als exklusiv, ist dieses heute überall verfügbar geworden.

Jeder kann sich zwar theoretisch zu einem kleinen Wissenschaftler machen, die Fakten werden aber oftmals nur kurz angerissen und bleiben an der Oberfläche. Kritische Stimmen sprechen von einer regelrechten Abflachung des Wissens, doch es ist vielmehr so, dass wir eine neue Erkenntnistiefe erlangen können. Wichtig ist hierbei nur: Das Potpourri des Wissens kritisch betrachten und mit Bedacht selektieren. Umfangreiches Wissen über ein Thema können wir sogar noch umfangreicher erwerben, doch dies erfordert Scharfsinn und einen kritischen Blick auf die dargebotenen Fakten. Auch der Experte selbst kann sich ganz neu hervorheben: Indem er die neuen Möglichkeiten des digitalen Wissensverbreitung richtig zu nutzen und sich selbst mit seinem Wissensschatz bestmöglich im Netz zu positionieren weiß.

Als Experte profitieren - Wie Du die Chance des Internets vollends ausschöpfst

Wer begriffen hat, dass die neue Wissensflut des digitalen Zeitalters keine Bedrohung für die eigene Expertise darstellt, der hat bereits viel gewonnen. Es gilt allerdings, ein paar essentielle Regeln zu beachten, damit der Experte die neuen Möglichkeiten für die eigene Positionierung im Netz in vollem Umfang nutzen kann.

  • Wissen nutzen - Alleinstellungsmerkmal ausbilden. Es war noch nie wichtiger, sich von der Masse der Experten im Netz abzuheben. Die Konkurrenz ist auch unter Experten deines Fachgebietes groß. Finde heraus, was dich von ihnen unterscheidet und verkörpere diese Besonderheit.

  • Als Wissensexperte die eigene Geschichte erzählen. Mit Storytelling kannst du dich selbst im Netz als Experte mit deiner eigenen Persönlichkeit platzieren. Mache deine Expertise für den Leser erlebbar und schaffe eine persönliche Beziehung zur Leserschaft.

  • Wissen in neuem Tempo nachhaltig verbreiten. Es gilt, sich dem neuen Tempo im Netz anzupassen. Greife aktuelle Trends im Netz auf und beziehe sie auf deine Expertise. So kannst du eine größere Leserschaft erreichen.

  • In einen Wissensdialog treten. Das Internet ermöglicht dir, über soziale Netzwerke als Experte zu kommunizieren und die Resonanz auf deine Wissensbeiträge direkt zu kommentieren.

  • Sich gegenseitig mit Wissen bereichern. Ein starkes Netzwerk schafft eine Verbreitung und Vertiefung von Wissen. Werde Social Influencer und Meinungsführer im Netz. Durch die Vernetzung mit Experten ähnlicher Themengebiete weitet sich das eigene Blickfeld, es entstehen neue Projekte und wertvolle Kooperationen.

Wissensbildung: ein kommunikativer Prozess mit konstantem Ziel

Schlussendlich ist es die Nähe zum Adressaten, die sich durch die digitale Wissensverbreitung verändert hat. Diese bietet jedoch eine Chance. Experten sind nicht länger unnahbar, sie können Wissen von Menschen für Menschen in greifbare Nähe rücken und Sympathiepunkte sammeln.

Der Harvard-Philosoph David Weinberger hat festgehalten, dass Wissen nicht mehr statisch ist, sondern heute mit social knowledge zu tun hat. Dies unterliegt ständiger Infragestellung und Überarbeitung. Es wird demnach laufend im globalen kommunikativen Kontext neues Wissen generiert. Wissen zu bilden ist heute ein Prozess, der in Netzwerken permanent korrigiert und erweitert wird.

Durch einen kommunikativen Umgang mit den Lesern und weiteren Experten aus anderen Fachgebieten kann jeder Experte über den eigenen Mikrokosmos hinaus Wissen verbreiten und sich neue Netzwerke aufbauen. Er kann seine Expertise erweitern und sogar zum Meinungsführer seines Fachgebietes aufsteigen - auch mit dem Ziel bei Google als Experte für sein Fachgebiet auf der ersten Seite zu sein. Auf diesem Weg kann Wissen schneller und nachhaltiger wirken und sie profitieren davon - als geschätzter Mitbürger der Netzes zu sein. Nur wer die Netzwelt gänzlich versteht, kann die Prozesse in ihr auch verändern. Werden Sie zu einer Personenmarke für Ihr Expertentum.

Lass uns darüber diskutieren.

Ibrahim Evsan schreibt über Human Design, New Leadership

Mein Name ist Ibrahim Evsan, aber die Abkürzung „Ibo“ ist seit jeher mein Begleiter. Als Keynote Speaker und Experte für Human Design und New Leadership brenne ich ganz besonders für die Themen New HR, Personal Branding und New Work.

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