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Wie nachhaltig ist das geistige Erbe von Ludwig Erhard?

Viele Gedanken und Aussagen von Ludwig Erhard, der am 4. Februar 1897 im mittelfränkischen Fürth geboren wurde, sind auch auf die Gegenwart übertragbar.

1977 kritisierte er das Klima, in dem die Wirtschaft dahinsiecht. Es sei gekennzeichnet durch Organisationswut, das Funktionärsunwesen, „durch Phantasielosigkeit, durch kleinkrämerisches Wirken an Details und insbesondere durch Unsicherheit.“ Ökonomie, Ökologie und Soziales, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, lassen sich nur in einem marktwirtschaftlichen und regelbasierten Ordnungsrahmen gemeinsam verfolgen, dessen Wesen Freiheit und Verantwortung sind. Die Regelungen haben hier die Aufgabe, Entwicklungen zu verhindern, die nicht im Einklang stehen mit den Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung.

Erhard vertraute auf den Mut und Leistungswillen jedes einzelnen und lehnte ein alle Lebensbereiche umfassendes staatliches Versorgungssystem ab. „Viele Probleme, die die Bürger heute für die Zukunft sehen, liegen nicht etwa im Konzept Erhards, sondern daran, dass viele seinen Pfad verlassen haben. Vom Agrar- über den Immobilien- bis zum Finanzsektor schaffen Märkte zu wenig Wohlstand, weil der Staat den Signalen des Marktes zuwiderhandelt. Das zeigt, wie weit wir uns von der Erhard’schen Sozialen Marktwirtschaft entfernt haben“, sagt Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung (Pressemitteilung Ludwig-Erhard-Stiftung e.V. vom 1.2.2022).

Anlässlich seines 125-jährigen Geburtstages plant sie über das ganze Jahr hinweg ein umfangreiches Programm, das sich mit dem seinem wirtschaftspolitischen Erbe sowie dessen Implikationen für die Gegenwart beschäftigt. Werte wie Kraft, Leistung und Lernfähigkeit, Fleiß und Initiative waren für Ludwig Erhard nicht nur wesentlich für die Zukunft Deutschlands, sondern auch die Voraussetzung „einer auf die Initiative der Persönlichkeit begründeten Sozialen Marktwirtschaft", die der Bundesrepublik Deutschland „Wohlstand für Alle“ bringen sollte. In seinem 1957 veröffentlichten gleichnamigen Buch schreibt er: „Das erfolgversprechendste Mittel zur Erreichung und Sicherung jeden Wohlstandes ist der Wettbewerb.“ Die zentrale Aufgabe des Staates war für ihn, Freiheit und Wettbewerb zu gewährleisten.

Die US-amerikanische Professorin Rita Gunther McGrath hat in ihrem Buch „Das Ende des Wettbewerbsvorteils“ verschiedene Unternehmen untersucht und herausgefunden, dass Firmen, die über lange Zeit erfolgreich waren, von Managern geführt wurden, die eine große Stabilität mit großer Dynamik kombiniert haben. Stabil waren Werte wie die Unternehmenskultur und eine gute Nachfolgeplanung sowie Authentizität und Empathie.

Sie verweist allerdings auch darauf, dass es Unternehmen aufgrund der aktuellen Herausforderungen immer weniger gelingt, langfristige Wettbewerbsvorteile nachhaltig zu gestalten und in einer schnelllebigen Geschäftswelt zu verteidigen. Unternehmer als Hoffnungsträger sind in der Pflicht zu zeigen, dass die marktwirtschaftliche Basis in einer operativen Wirtschaft liegt. Dazu braucht es eine nachhaltige Wirtschaftsweise wie sie viele kleine und mittelständische Unternehmen pflegen. Selbstverständlich stehen sie als Unternehmen im Wettbewerb mit anderen in der Branche.

Gerade bei inhabergeführten Unternehmen ist der Chef Vorbild und versteht etwas von nachhaltiger Unternehmensführung. So ein innerer Zusammenhalt übersteht auch Krisen besser. So ist auch der Baudienstleister in den vergangenen Jahren stark gewachsen – allerdings auf nachhaltige Weise. Kritik ist gegenüber jenen Unternehmen angebracht, die ihre Gewinne zwar erhöhen, dies aber zulasten der Mitarbeitenden oder durch den Abbau oder die Verlagerung von Arbeitsplätzen tun. Über viele Jahre wurde die Unternehmensgruppe vom Vorstand der Initiative Ludwig Erhard Preis als Organisation erlebt, die sich konsequent auf den Weg der stetigen Verbesserung begeben hat. Dies wurde durch den Ludwig Erhard Preis (LEP), dem ältesten deutschen Excellence-Preis, mit dem Unternehmen und Institutionen in Deutschland ausgezeichnet werden, honoriert.

Zur Aktualität von Ludwig Erhard

Nachhaltigkeit im Mittelstand: „Auszeichnungen sind keine Momentaufnahme“

Meinrad Armbruster: Selbermachen! Mit Empowerment aus der Krise. Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2015.

Peter Sloterdijk: Zeilen und Tage. Notizen 2008-2011. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012.

Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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