Pixabay

Wirtschaft und Gesellschaft: Die Goldenen Regeln der Fairness

Warum Fairplay Charakterstärke braucht

Seit unserer Kindheit sind Spiele Teil unseres Lebens. Wir lernen zu gewinnen, zu verlieren, zu entscheiden und uns zu beherrschen. Fairplay. Damit verbunden sind Anerkennung, Chancengleichheit, Toleranz, Menschenwürde, Respekt und Wertschätzung. Im Sport zeigt sich wie in einem Vergrößerungsglas, was in der Gesellschaft generell gelten sollte: dass es für ein faires Zusammenspiel Regeln braucht, dass Erfolg um jeden Preis das Spiel zerstört, dass ein Gegner kein Feind ist, sondern als Partner im Wettbewerb geachtet werden sollte. 2020 stellten der Dudenverlag, der VfL Wolfsburg und die memo AG ihr gemeinsames Projekt vor: ein Sonderheft aus der Duden-Reihe „Weltenfänger“ mit dem Titel „Ab jetzt rette ich die Welt! Kinder übernehmen Verantwortung“. Das kostenlos erhältliche Heft erklärt Kindern ab acht Jahren, wie sie ihren Alltag nachhaltiger gestalten können und bietet dazu leicht umsetzbare Anregungen – auch zum Thema Fairplay: „Damit Menschen friedlich miteinander leben können, gibt es Regeln. Bei dir zu Hause, in der Schule oder beim Sport sorgen sie dafür, dass es gerecht zugeht und kein Streit entsteht. Die Fußballregeln gelten überall auf der Welt. Sie bestimmen, was auf dem Fußballfeld erlaubt und was verboten ist. Eine Schiedsrichterin oder ein Schiedsrichter achtet streng auf die Einhaltung.“

Die Einhaltung von Regeln sind heute nicht selbstverständlich, denn das Konkurrenzprinzip verschärft sich, die Gewaltbereitschaft nimmt zu - und die Ehrfurcht vor dem Leben lässt immer mehr nach. Deshalb ist es wichtig, diese Regeln immer wieder ins Bewusstsein zu bringen - angefangen in Familie und Schule. Hier wird die Persönlichkeit geprägt. Damit sie sich entfalten und ihr eigenes Gesicht zeigen kann, braucht es Charakterstärke. „Einen Charakter hat man - zu einer Persönlichkeit wird man", sagte der österreichischer Neurologe und Psychiater Viktor Frankl.

Ist das fair?

Das persönliche Engagement für Nachhaltigkeit kann schon bei den Kleinsten dazu beitragen, dass sich ihre Persönlichkeit formt. Es ist deshalb wichtig, dass die komplexen und großen Themen für sie „übersetzt“ werden. So heißt es in der Verantwortungspublikation für Kinder: „Viele Lebensmittel wie Bananen oder Kakaobohnen wachsen nicht bei uns. Da es hier für die Pflanzen zu kalt ist, werden die Früchte aus wärmeren Ländern zu uns gebracht. Auch viele Kleidungsstücke, Schuhe und Taschen werden in Fabriken in Afrika, Asien oder Südamerika hergestellt. In einigen Ländern sind die Arbeitsbedingungen allerdings sehr schlecht. So müssen die Menschen viele Stunden ohne Pause arbeiten. Trotzdem können sie und ihre Familien kaum von dem Geld, das sie verdienen, leben. In den Textilfabriken müssen die Arbeiterinnen und Arbeiter beim Färben und Bearbeiten von Stoffen oft ohne Schutzmasken mit giftigen Chemikalien arbeiten. So können die Produkte bei uns sehr billig angeboten werden, fair ist das aber nicht!“

Fairtrade kennzeichnet Waren, die aus fairem Handel stammen und bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden. Fairtrade-Siegel ermöglichen Kleinbauernkooperativen stabilere Preise sowie langfristige Handelsbeziehungen. Bäuerinnen und Bauern als auch Beschäftigte auf Plantagen erhalten eine zusätzliche Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Die Standards enthalten zudem Kriterien zu demokratischen Organisationsstrukturen, Umweltschutz und sicheren Arbeitsbedingungen. Auch Fußbälle können ein Fairtrade-Siegel haben. 80 % aller weltweit produzierten Fußbälle werden in der pakistanischen Stadt Sialkot gefertigt. „Dies geschieht meist in aufwändiger und anstrengender Handarbeit, die sehr häufig von Kindern ausgeführt wurde.

Mit der Unterzeichnung des sog. Atlanta-Abkommens haben sich die großen Ballimporteure und pakistanischen Zulieferer verpflichtet, die Kinderarbeit in der Fußballproduktion abzuschaffen.“ Der deutsche Importeur der Bälle, die gepa und deren Handelspartner Talon Sports, brachten den "Fairball" schon 1998 ins Rollen. Die Talon Sports gehörte zu den ersten drei Firmen, denen die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) aufgrund ihrer Kontrollen bestätigt hat, keine Kinder zu beschäftigen. Unter dem Motto "Fair Pay - Fair Play" ging das Engagement von gepa und Talon Sports noch weiter (höhere Stücklöhne pro Ball, keine Kinderarbeit, Finanzierung eines Fonds u.a. für Kleinkredite und Sozialmaßnahmen, Vergrößerung der Zahl der Nähzentren für Frauen). Die gepa bringt diese fair gehandelten Fußbälle nach Deutschland (angeboten wurden sie auch vom Ökoversender memo). Fairplay steht auch für eine Grundhaltung des Menschen und hat biblische Wurzeln - die Goldene Regel:

„Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen" (Mt. 7, 12).

Zu Fairplay gehört es aber auch, Unterschiede zu verstehen und anzuerkennen, Verständnis zu schaffen und Gemeinschaften zu fördern, denn jeder Mensch ist anders. Es kommt deshalb darauf an, miteinander zu sprechen statt übereinander. Im Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen und festgefahrene Haltungen zu ändern, ist nicht leicht, aber möglich. Manchmal sogar sehr schnell - wenn der Nutzen einer neuen Haltung in einer emotional prägenden Art und Weise erfahren und der dahinterstehende Sinn erkannt wird. Dabei wird die eigene Perspektive nach Ansicht des Hirnforschers Gerald Hüther auf die Bedürfnisse und Sorgen der anderen ausgeweitet - schließlich erscheinen „die vielen kleinen Sorgen und Probleme sehr viel unbedeutender und sind nicht so erdrückend. Aus diesem Perspektivwechsel können wir also mehr positive Eigenschaften entwickeln. Das heißt, dass diese inneren Werte wie Liebe, Mitgefühl, Vergebung, Respekt geradezu ein notwendiger Teil unserer menschlichen Natur und sogar für unser Überleben notwendig sind."

Weiterführende Informationen:

Ab jetzt retten Kinder die Welt! Gemeinschaftsprojekt von Dudenverlag, VfL Wolfsburg und memo AG

Alexandra Hildebrandt: CSR und Sportmanagement. Jenseits von Sieg und Niederlage: Sport als gesellschaftliche Aufgabe verstehen und umsetzen. 2. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2019.

Alexandra Hildebrandt: Nachhaltigkeit im Fußball: Fußnoten von A bis Z von Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Wie Nachhaltigkeit in die Köpfe des Fußballs kommt. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen