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Wissensdurst erwünscht! Warum Erkenntnisgewinn ohne Neugier nicht zu haben ist

„Was wäre der Mensch ohne die Neugier seines Geistes?“
Marie Curie

Lustvolle Neugier brachte Menschen bereits zu Zeiten voran, in denen die evolutionär erlernten Impulse noch sinnvolle Überlebensmechanismen waren – nicht zu mehr Gewinn, sondern zu mehr Erkenntnis. Für den Philosophen Friedrich Nietzsche stellte Neugier einen der mächtigsten Antriebe des modernen Menschen dar: Sie war für ihn nicht nur Teil der anthropologischen Grundausstattung, sondern auch notwendige Bedingung für das Glück. Ohne neugierige Fragen gibt es keine Philosophie, ohne Erkenntnisdrang und Forschung keine Technik, ohne Versuch und Irrtum keine Wissenschaft und ohne Interesse am anderen gibt es keine persönliche Anteilnahme.

Die Neugier ist uns angeboren und ist die Grundlage des Lebens, „Antriebskraft für fortwährendes Lernen und eine unserer wichtigsten Eigenschaften“, sagt der Diplom-Psychologe Andreas Engel. Leider geht uns im Verlauf unseres Lebens die Tugend des Hinterfragens zunehmend verloren. Dabei bedeutet jede Frage eine neue Suche. Neugier und Verwunderung können uns „beflügeln“, schreibt die Philosophin und Kulturwissenschaftlerin Dr. Ina Schmidt in ihrem Buch „Das Ziel ist im Weg“. Wer neugierig bleibt, ist zufriedener mit seinem Leben, hat ein größeres Selbstvertrauen, ein besseres Gedächtnis und ist innovativer. „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“, sagte schon Albert Einstein.

Zur Neugier, die in Zedlers Universal-Lexikon von 1740 als „eine Art der Wollust“ beschrieben wird, haben wir allerdings ein gespaltenes Verhältnis: Als Blick ins Schlüsselloch ist sie verpönt, als Wissensdurst jedoch erwünscht. Neugier nahm Adam und Eva die paradiesische Unschuld. Die Schlange hatte ihnen die Angst, vom Baum der Erkenntnis zu essen, ausgeredet und ihnen versprochen, dass sie wie Gott werden würden, sobald sie davon essen würden. Im christlichen Bereich galt Neugier deshalb als lasterhaft. Auch der mittelalterliche Theologe und Philosoph Thomas von Ἀquin, verurteilte die Neugier und ordnete sie der „acedia“ der geistigen Trägheit und Gleichgültigkeit zu, die das christliche Streben nach Vollkommenheit behindert.

Ein anderes Verhältnis zur Neugier hatten dagegen die nichtchristlichen Denker, die darin auch Erkenntnissuche und Forschungsdrang sahen. Der Beginn von etwas Neuem basiert oft auf wissenschaftlicher Neugier: So wurde die Quantenphysik ab 1900 aus reinem Erkenntnisstreben heraus entwickelt. Jahrzehnte später sahen Physiker, dass quantenphysikalische Effekte auch neue elektronische Komponenten aus Halbleitern ermöglichen: Halbleiter-Transistoren und Mikrochips (die Hardware für moderne Computer).

Bei Amazon ist für Leader der Lernprozess „nie abgeschlossen, denn sie wollen sich stetig verbessern. Neuen Möglichkeiten begegnen sie neugierig, aufgeschlossen und erkunden sie stets“, heißt es in den 14 Führungsprinzipien, die als Herzstück des Unternehmens gelten und die gelebte Haltung widerspiegeln. Das gilt auch für die Pioniere der digitalen Weiterbildung, die den Anspruch haben, Wissensdurst zu stillen und neue Lerntechnologien vermitteln.

Stephan Hagenkord ist Dozent bei karriere tutor®. Nach seinem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitete viele Jahre in diesem Beruf. Er ging ins Ausland, wagte den Schritt in die Selbstständigkeit und war im internationalen Vertrieb tätig. Irgendwann fühlte er sich in seiner Arbeit unterfordert und wünschte sich eine Veränderung. Während seiner beruflichen Neuorientierung lernte er, „dass die größten Hindernisse und Erfolgsbremsen“ in meinem Kopf waren: „Als ich mich auf den Weg machte und aktiv an meiner beruflichen Zukunft arbeitete, kam eins zum anderen und es ergaben sich großartige Möglichkeiten. Freude am Lernen und „Spaß während der Weiterbildung“ waren für ihn die beste Basis für „erfolgreich gefestigtes Wissen“. Er bildete sich zunächst zum Professional Scrum® Master I und schließlich zum Professional Scrum® Master II weiter und ließ sich danach als Professional Scrum® Product Owner zertifizieren. Für den neuen Bereich begeisterte er sich sehr und genoss es wieder, seinen Wissensdurst zu stillen. Heute gibt er sein Wissen an seine Kurs-Teilnehmer weiter.

Alexander Scheibner ist nominiert zum Tutor des Jahres 2020. In seinen Kursen setzt er auf eine unterhaltsame Vermittlung der Lerninhalte. Lernen ist für ihn nicht das Ausgleichen von Schwächen, “sondern das selbst gewählte Anreichern von Kompetenzen.“ Als Marketingberater und Marketing Manager, Referent der Betriebswirtschaft sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Performance Management und für E-Learning-Konzepte sammelte er wertvolle Praxiserfahrungen, die für ihn die Basis waren, Lernen zum Mittelpunkt seines beruflichen Lebens zu machen: Als freiberuflicher Trainer und als Dozent bei karriere tutor® startete er eine neue Laufbahn. Am Online-Weiterbildungsanbieter schätzt er vor allem den großen Gestaltungsspielraum und die enormen Freiheiten. In seinen Lehrgängen „Einführung Online Marketing“ und „Marketing Intelligence“ zeigt er seinen Teilnehmern, dass Neugier und Lernen, die Leichtigkeit des Seins und Lachen zusammengehören.

Am Beispiel des Berliner Produktdesigners Mark Braun, der Alltagsgegenständen zu einer neuen Form verhilft, zeigt sich das Thema Neugier greifbar im Kleinen: Er arbeitet mit Materialien wie Holz, Glas, Aluminium oder Marmor. Auch für ihn gilt, dass dem Anwenden das Verstehen vorausgehen muss: „Ich bin viel zu neugierig, um nur mit dem gleichen Material zu arbeiten. Aber es ist auch notwendig, sich immer ein neues Feld zu erarbeiten. Man muss einen Werkstoff ja erst mal versuchen zu verstehen und die Verarbeitung kennen, bis man weiß, was damit gestalterisch überhaupt möglich ist.“

Interessant ist in diesem Zusammenhang wieder ein Blick ins Buch der Philosophin Ina Schmidt, die die menschliche Suche mit einer Reise vergleicht, die nicht darauf angewiesen ist, am Ende das „richtige Ziel“ anzusteuern, sondern die um ihrer selbst willen einen Wert hat: „Dann ist eben nicht der Weg das Ziel, sondern das Ziel ist im Weg, es verstellt uns den Blick für die Ziele, auf die wir gar nicht kommen können, wenn der Blick ständig starr geradeaus gerichtet ist.“ Dennoch tun wir gut daran, zumindest ein mögliches Ziel anzusteuern und einigermaßen darüber informiert zu sein, „was uns auf dem Weg erwarten könnte, ohne dass unsere eigenen Erwartungen an die Stelle der Realität treten.“

  • Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller (Hg.): Visionäre von heute – Gestalter von morgen. SpringerGabler Verlag 2018.

  • Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer: Fragen zur Digitalisierung von A bis Z: Wie wir die neue Welt besser verstehen können. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

  • Carl Naughton: Neugier. So schaffen Sie Lust auf neues und Veränderung. Econ, 2016.

  • Ina Schmidt: Das Ziel ist im Weg. Eine philosophische Suche nach dem Glück. Verlag Bastei Lübbe, Köln 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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