XING CEO Thomas Vollmoeller: "Klassische Stellenanzeigen sind ein Modell von gestern"
Im OMR Podcast spricht der XING Chef über Millionen-Umsätze, teure Akquisitionen und die Konkurrenz zu LinkedIn.
XING ist eines der wenigen deutschen Startups mit Einhorn-Status – und will sich jetzt aufmachen, die Veränderung der Arbeitswelt mitzugestalten. CEO Thomas Vollmoeller steht jetzt seit sieben Jahren an der Spitze des Unternehmens und hat mit dafür gesorgt, dass der Umsatz von etwa 70 Millionen auf über 230 Millionen Euro gestiegen ist. Im OMR Podcast erzählt er, was die entscheidenden Wachstumsfaktoren sind, wie sich die Job- und Mitarbeitersuche in den nächsten Jahren verändern wird und warum er keine Angst vor Linkedin hat.
„Ein entscheidender Punkt war, der Company eine Vision zu geben“, sagt XING-CEO Thomas Vollmoeller im OMR Podcast zu Philipp Westermeyer. „Als ich gekommen bin, waren wir das nützliche professionelle Netzwerk. Mit der Vision, dass wir versuchen, Arbeitnehmern zu helfen, die Veränderungen der Arbeitswelt anzunehmen, haben wir dem Unternehmen nicht nur einen Purpose gegeben, sondern auch eine Richtung.“ Seit seinem Start bei XING entwickelt Vollmoeller das Unternehmen nach dieser Vision. Er kauft Unternehmen wie das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu, das Expat-Netzwerk Internations und zuletzt Honeypot, eine Job-Plattform für Entwickler. „Am Ende gehört viel Glück dazu, keine falsche Entscheidung getroffen zu haben“, sagt Vollmoeller.
Netzwerk oder Jobportal?
Der Millionenumsatz von XING speist sich aus zwei verschiedenen Haupteinnahmequellen: Abos von Premium-Kunden und Tools für Recruiter und Unternehmen, um Talente zu finden. „Das Netzwerk mit vielen zufriedenen Mitgliedern ist das schlagende Herz dieser Firma“, so der XING CEO. „Auf der anderen Seite haben wir uns emanzipiert und sind mittlerweile einer der wichtigsten Ratgeber für Personalabteilungen in Deutschland.“ Die Entwicklung von XING in den vergangenen Jahren habe sich an den neuen Realitäten der Job- und Mitarbeitersuche ausgerichtet. „Klassische Stellenanzeigen sind ein Modell von gestern“, sagt Vollmoeller. „Wenn du heute eine Personalabteilung bist, musst du selber erstmal verstehen, wie der Job aussieht und was du für Leute suchst. Dann musst du direkt in Kontakt mit ihnen gehen.“ Dafür wolle XING den Unternehmen das Handwerkszeug an die Hand geben. „Der große Kampf um Talente beginnt gerade erst“, sagt er.
Deshalb gehe es bei XING zwar um die Suche nach Jobs und Talenten. Auf der Plattform könnten Arbeitgeber insgesamt aber viel aktiver und auf verschiedenste Arten potenzielle Mitarbeiter ansprechen – das sei auf klassischen Job-Portalen so nicht möglich. Ein weiteres wichtiges Wachstumsfeld, das genau in das Thema hinein spiele, sei Employer-Branding. „Das ist ein riesiger Markt und das größte ungelöste Problem“, so Vollmoeller. Trotz allem seien heute noch die Subscriptions, also die Premium-Abos der XING Nutzer für 50 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Den Konzentration auf die Veränderung der Arbeitswelt zeige die Umbenennung der Holding in New Work SE. „Wir wollen die Speerspitze einer neuen Bewegung sein“, sagt der XING CEO.
Volle Konzentration auf DACH
So ein wenig schwebt über den Aktivitäten von XING aber immer der große Wettbewerber Linkedin. Schon seit Jahren stimmen Analysten den Untergang des deutschen Unternehmens an, weil es aus deren Sicht wie StudiVZ zuvor gegen Facebook keine Chance gegen die große US-Plattform habe. Thomas Vollmoeller zeigt sich im OMR Podcast betont entspannt und weist auf die Unterschiede hin: „Wir haben verstanden, dass man entweder ein globales Adressbuch ist oder lokale Communitys bespielt.“ Er habe sich bewusst gegen internationale Projekte entschieden und konzentriere sich darauf, den DACH-Markt in Sachen Events, News und Stellenmarkt rund um das Thema Jobs und New Work zu beherrschen. Eine Einschränkung hat er dann aber doch: „Wir werden in Zukunft viraler.“ Vielleicht habe XING zuletzt die Posts der Nutzer etwas zu stark kuratiert und so dem Verbreitungspotenzial einiger Beiträge geschadet.
Wie XING derzeit den Großteil seiner neuen Mitglieder gewinnt, warum Ads auf der Plattform auch in Zukunft keine größere Rolle spielen sollen und warum Thomas Vollmoeller im kommenden Jahr zu seinem 60. Geburtstag als CEO abtritt, erfahrt Ihr im neuen OMR Podcast.
Hört Euch jetzt das ganze Gespräch an:
Viel Spaß beim Podcast!
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Text von OMR Redakteur Martin Gardt.