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Zeit lassen: Kraft für einen Richtungswechsel

Mitten auf ihrem Weg verlieren Menschen manchmal ihr Ziel aus den Augen, sie halten nicht durch, bleiben stehen oder kehren sogar um. Dabei sind sie fleißig, brennen für ihre Sache und gehen leidenschaftlich ihren Weg – und doch geht ihnen plötzlich die Puste aus. Oft geht die Erschöpfung mit schwerwiegenden Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen einher. Einige geben auf, weil sie in zu kurzer Zeit zu viel wollen und nur auf den einen großen Schritt setzen, weil sie durch viele kleine Schritte scheinbar Zeit „verlieren“. Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass all jene das Gefühl eint, permanent unter Druck zu stehen und sich keine Langsamkeit gönnen zu dürfen.

Daran haben auch Seminare zum Zeitmanagement ihren Anteil, denn sie vermitteln häufig nur, wie die (Arbeits-)Zeit noch effizienter genutzt werden kann. Es geht allerdings nicht darum, sich auch mehr Zeit zu lassen. Wer lernt, noch mehr Dinge in noch kürzerer Zeit zu erledigen, gilt in seiner Arbeit zwar als besonders effizient, doch wird er am Ende weitere Projekte schultern – und letztlich hat sich am Stresspegel nichts geändert. Schon vor Jahren wiesen die Umwelt- und Sozialwissenschaftler Martin Held und Karlheinz Geißler darauf hin, dass wir die tiefe ökologische Krise nicht überwinden können, „wenn wir die Zeit nicht als einen entscheidenden Faktor bei allen Lebensvorgängen“ erkennen und daraus die Konsequenzen ziehen.

Schnelligkeit ohne Innehalten ist nicht zielführend. Es gibt darüber Redewendungen wie „Wenn du es eilig hast, gehe langsam“. An dieser Stelle ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, denn es kommt darauf an, auf Kontinuität ohne Überforderung zu setzen, immer ein bisschen zu tun, als alles sofort haben zu wollen. Wer langsam geht, Schritt für Schritt, anstatt loszurennen und mittendrin nicht mehr weiterzukönnen, wird sein Ziel sicher erreichen. „Die Willenskraft, die Charaktereigenschaften und die persönliche Einstellung funktionieren dabei wie ein Muskel – regelmäßiges Training stärkt sie“, sagt der Unternehmer und Autor Matthias Krieger. Dabei ist es wichtig, den Abstand zwischen Entschluss und Handeln so klein wie möglich zu halten. Der ehemalige Leistungssportler rät, den Weg dorthin in kleinere Teilziele zu zerlegen, die Orientierungspunkte bieten. „Wer einen klaren Weg hat, dem fällt es auch leichter, Kurven und Abzweigungen oder kleine Umwege zu gehen und sie zu erfolgreichen (Teil-)Strecken zu machen.“

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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