Zeitmanagement beim Networking: Kontakt halten ohne Stress?!
Zeit und Kommunikation planen
Wer lange nicht beim Sport war, kennt vielleicht den Effekt: Man passt gerade noch ins Sport-Outfit, aber man weiß gar nicht mehr so richtig, was man damit nun anstellen soll. Ähnlich kann es beim Networking sein. Wenn man nach längerer Zeit die ambitioniert eingesammelten Kontakte durchblättert, kann die Erkenntnis folgen: "Mensch, tolles Profil, interessante Person, aber woher kenne ich ihn/sie eigentlich?" Wichtig ist also beim Networking, nicht den Überblick und den Kontakt zu verlieren. Und dafür benötigt man passendes Zeitmanagement.
Als ersten Schritt gilt es zu klären, warum man Networking eigentlich macht: Mit früheren Kollegen im Gespräch bleiben? Die eigene Sichtbarkeit erhöhen? Den Kundenstamm erweitern? Es gibt nicht den einen richtigen Weg beim Networking - der Weg muss zu einem selbst passen! Hinzu kommt: Professionelles Zeitmanagement beim Networking zeichnet sich nicht allein dadurch aus, Zeit in die Erweiterung des Netzwerks zu investieren, sondern die Kontakte auch strukturiert zu pflegen. Das zeigt sich beispielsweise in der Häufigkeit und Intensität des Austausches. Zum Geburtstag, bei Karriere-News oder Event-Teilnahmen sich in Erinnerung bringen? Keine schlechte Idee! Aber bitte individuell; nicht mit vorgefertigten Standard-Formulierungen. Wichtig ist, sich besonderer Weise ins Gedächtnis zu rufen und hierbei den Faktor Zeit im Auge zu behalten. Wer wird einmal im Monat angesprochen, wer mehrmals im Jahr und wir vielleicht nur einmal im Jahr?
Zeitmanagement und Networking mit System
Sprechen wir es aus: Es wird nie genug Zeit vorhanden sein, um alle Networking-Kontakte in gleicher Weise zu pflegen. Aber das muss auch nicht sein, denn in der Familie sieht man ja auch nicht ständig jede Tante oder jeden Onkel. Es gilt, Entscheidungen zu den Prioritäten zu treffen. Jedoch nach welchen Kriterien kann dies gelingen? Schauen wir uns drei Modelle an.
Wenn wir entscheiden müssen, welcher Networking-Kontakt wie viel Aufmerksamkeit benötigt, so kann vielleicht das so genannte Bauchgefühl helfen. Laut dem Psychologen Gerd Gigerenzer helfen uns oftmals Bauchgefühle bzw. unsere Intuition, den richtigen Weg auszuwählen. Gigerenzer spricht bei Bauchgefühlen von der Intelligenz des Unbewussten. Zweifellos ist unsere Intuition auch mit dem Thema Vertrauen verbunden. Hierzu später mehr.
Ein zweites Modell bei der Entscheidung "Welcher Kontakt hat welche Priorität?" kann die Eisenhower-Matrix sein. Das nach dem früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower benannte Prinzip strukturiert Aufgaben entsprechend ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit. Auf dieser Basis ergeben sich vier Felder, in die jede Networking-Herausforderung eingeordnet werden kann. So gibt es beispielsweise Aktivitäten, die dringend und wichtig sind (z. B. ein Geburtstag eines besonderen Geschäftspartners), oder eben auch wichtig, aber nicht dringend (z. B. die Planung des jährlichen Treffens mit alten Studienkollegen). Und es mag Kontaktanfragen geben, die nicht dringlich und auch nicht wichtig sind.
Eine weitere Systematik konzentriert sich auf die Networking-Herausforderung Nähe und Distanz. Hierbei schlägt die Kommunikations-und Strategieberaterin Kerstin Hoffmann eine Unterteilung in drei Ebenen vor:
Der innere Kreis: 20 Kontakte, die man bewusst auswählt und bei denen man sich einmal im Quartal meldet, beispielsweise wenn der Kontakt befördert wurde oder wenn man eine empfehlenswerte Weiterbildung gefunden hat.
Aktive Kontakte: 200 Menschen, zu denen Kontakte wie Kunden oder Kooperationspartner zählen.
Der erweiterte größere Kreis: Eine Datenbank, die maximal 2.000 Kontakte umfasst.
All diese drei Modelle können helfen, sich auf wesentliche Kontakte zu konzentrieren und die vorhandene Zeit strukturiert zu nutzen.
Zeitfresser vermeiden
Um sich dem Networking angemessen widmen zu können, gilt es Zeitfresser zu minimieren. Fangen wir direkt mit digital detox an: Digitale Entgiftung - aber klug umgesetzt. Wir trennen uns nicht einfach komplett für mehrere Wochen von digitalen Geräten (z. B. Handy, Tablet-PC), was ja digitales Networking schwierig machen würde. Ratsam ist ein differenzierter Ansatz. Verwenden wir Smartphone-Tools, mit denen wir gewisse Funktionen (z. B. Social Media-Apps oder Games) auf dem Handy vorrübergehend sperren können.
Das ist digitale Entschleunigung, mit der Chance der Fokussierung auf die wirklichen Prioritäten. Für die Arbeit am PC gibt es übrigens ebenfalls entsprechende Social-Media bzw. Webseiten-Blocker. All das hilft, die Aufmerksamkeit auf das Networking zu erhalten. Und ja, all dies erfordert sicherlich einen hohen Grad an Selbstdisziplin, aber es wird sich letztlich auszahlen!
Vertrauen aufbauen benötigt Zeit
Erfolgreiches Networking basiert auf Vertrauen. Vertrauen aufzubauen benötigt jedoch Zeit. Und Zeit benötigt Selbstmanagement. Und Selbstmanagement verlangt konkrete Aktivitäten. Doch der Reihe nach. Es gilt zu verstehen, dass erfolgreiche soziale Bindungen auf wechselseitigem Vertrauen aufbauen. Aber Vertrauen fällt nicht einfach vom Himmel. Und wenn Vertrauen zwischen zwei Menschen erarbeitet wurde, so gibt es keine Garantie, dass es ewig bleibt. Die Zeit ändert uns und natürlich auch unsere Beziehungen.
Die Wissenschaft hat mehrfach bestätigt: Gefestigtes Vertrauen benötigt idealerweise persönliche Begegnungen. Digitale Portale eröffnen wunderbare Networking-Chancen, aber Vertrauen wächst mit besonderer Stärke beim persönlichen Aufeinandertreffen. Es gilt, digitalen Kontakten bei einem Spaziergang oder Kaffee in unmittelbarer Weise zu begegnen, die verbalen, aber auch die nonverbaler Botschaften zu verstehen. All dies kostet Zeit und Aufwand, will also klug geplant sein. Stichwort: Selbstmanagement. Trotz aller Professionalität hierbei sollte man keine schnellen Erfolge erwarten. Wertschätzende Kommunikation ist das Ziel. Motto: „Wer gibt, gewinnt“. Früher oder später werden sich solche Investitionen auszahlen, jedoch nie wird man etwas erzwingen können. Networking beruht in der Regel auf freiwilligem Austausch.
Zeit statt Zahlen
Wir kennen das oft zitierte Motto: Klasse statt Masse! Beim beruflichen Networking lautet das Motto: Zeit statt Zahlen. Lieber Zeit in individuellen Kontaktaufbau und Pflege investieren, als einfach nur auf die Zahlen zu blicken "Schaut her, ich habe über 1.000 Kontakte." Im Vordergrund sollte die Chance stehen, persönliche Beziehungen aufmerksam zu gestalten. Zum Anspruch "geben und nehmen" gehört aber auch die Wahrheit, dass manchmal der Moment des Abschieds erlaubt sein muss. Wenn wir stetig nur geben, immer wieder uns um Kontaktpflege bemühen, aber am Ende wirkliche Rückmeldungen ausbleiben, so ist das ein Signal. Und mit einer Trennung bleibt direkt mehr Zeit für andere Kontakte bzw. andere Networking-Aktivitäten.
Fazit: Nähe und Distanz zur richtigen Zeit
Jeder Tag hat nur 24 Stunden und es ist neben dem Berufsalltag sicherlich nie einfach, alle Networking-Aktivitäten harmonisch unter einen Hut zu bekommen. Mache Dir klar, welche Art von Netzwerk Du pflegen möchtest. Fokussiere Dich auf Deine individuellen Networking-Prioritäten und versuche, Zeitfresser weitestgehend zu eliminieren.
Nun soweit zu empfehlenswerten Strategien und Vorschlägen. Jedoch, wie bekommst Du Deine Networking-Aktivitäten zeitlich gut unter einen Hut? Welche Tipps haben sich für Dich bewährt?
Dieser Text wurde in Zusammenarbeit mit Lena Rauschenbach erstellt.