Lars Hahn

Lars Hahn

für Weiterbildung, Digitalisierung, Arbeitsmarkt

Apropos Bildung - vergesst die Weiterbildung nicht!

Gerade stolperte ich über die Webseite einer Behörde, die unter anderem für die Weiterbildung in ihrer Region zuständig ist. Das Thema Weiterbildung ist dort untergebracht in einem von 14 Unterpunkten des Ressort Schule und zwar im Unterpunkt "Privatschulen, Weiterbildung, Kultur, Sport, Kirchensachen".

Sonstiges, Verschiedenes, Gedöns? Ach ja, dann war da ja auch noch die Weiterbildung, die Bildung für Erwachsene. Diese Episode sagt viel über den öffentlichen Stellenwert dieses Themas aus.

Dabei wird zurzeit bekanntermaßen viel über Bildung diskutiert: Wie die Schulen die Coronakrise meistern können, welche akuten Herausforderungen Schulen durch die Digitalisierung haben und welche Aufgaben und Funktionen schulische Bildung für unsere Gesellschaft und Arbeitswelt haben sollte. Hier bei XING gab's dazu eine ganze Serie. Kürzlich war sogar davon zu lesen, dass Kinder an Schulen lernen sollten, wie die Unternehmen der Zukunft gegründet werden können.

Weiterbildung nur unter "Sonstiges"

Was in den öffentlichen Debatten und Diskussionen um "die" Bildung meist fehlt, ist die Bildung der Personen jenseits von Schule und Unis: die Weiterbildung - Bildung für Erwachsene.

Tom Werner/Getty Images

Dabei geht es hier um das Lernen von über 50 Millionen Menschen in unserem Land. Wenn überhaupt, wird dies oft nur unter "Sonstiges/Verschiedenes/Gedöns" thematisiert. Und so werden mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in den vielen aktuellen Bildungsdiskussionen ignoriert. Was natürlich fahrlässig ist.

Vergesst die Weiterbildung nicht!

Schließlich gehen Bildung und Lernen nach Abschluss von Schule und Uni weiter. Der Spruch "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" ist seit mindestens fünfzig Jahren längst entzaubert und widerlegt.

Viele Lernerfahrungen von Erwachsenen laufen informell, intuitiv, im Alltag, gewissermaßen "on the job". Aber auch für Menschen jenseits der 25 gibt es viele und vielfältige Möglichkeiten in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung.

Vielfalt der Weiterbildung

Dabei reichen die vielfältigen Angebote von klassischen Lehrgängen, Seminaren und Kursen über Konferenzen und Workshops bis hin zu Barcamps, Open Spaces und Meetups. Alles davon sowohl in präsenziger, digitaler und auch hybrider Variante.

Den Themen sind dabei keine Grenzen gesetzt. So gibt es ein großes Angebot von nicht berufsorientierter, allgemeiner oder gar politischer Erwachsenenbildung, bei der vielen zuerst die Volkshochschulen einfallen, gleichwohl die Trägerlandschaft hier besonders bunt ist.

Berufliche Weiterbildung als Corona-Joker

Wenn es um die Veränderungen und Herausforderungen unserer Arbeitswelt geht, kommt die berufliche Weiterbildung ins Spiel, was angesichts der Dynamik des Wandels allenthalben auch wichtig ist (einige Buzzwords: Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel, Klimakrise). Dabei gibt es im Feld der beruflichen Weiterbildung viele verschiedene Varianten:

  • Betrieblich veranlasste Weiterbildung: Schulungen, Workshops, Seminare, Webinare, bei denen vornehmlich gesetzlich oder betrieblich notwendige Inhalte oder erforderliche Skills vermittelt werden.
  • Berufliche Weiterbildung zur persönlichen Karriereentwicklung: Meister- und Technikerschulen, Umschulungen und Aufstiegsfortbildungen, die zum Beispiel per IHK oder Handwerkskammer angeboten werden.
  • Öffentlich geförderte berufliche Weiterbildung durch den Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit. Diese zurzeit besonders gefragten Angebote richten sich vorwiegend an Arbeitslose, aber auch an Kurzarbeiter, die die Zeit zwischen zwei Jobs für Updates ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse nutzen. So kann mit 100%iger Förderung zum Beispiel ein Seminar im agilen Projektmanagement oder im Online-Marketing absolviert werden.

Gerade jetzt in der Corona-Krise entdecken viele die Chancen, die sich ihnen durch berufliche Weiterbildung bieten: Die "Sauregurkenzeit" kann sinnvoll zur Vertiefung und Erweiterung von Wissen und Skills, zum Erwerb von Zertikaten und Abschlüssen, zur beruflichen Positionierung und Profilschärfung genutzt werden. Betriebe qualifizieren ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jobsuchende nutzen die Zeit für ein Update.

Weiterbildung heißt Lernen für die Zukunft

Es ist eine Binsenweisheit, dass wir den Herausforderungen der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen nur durch Neugier, Offenheit und stetiges Lernen begegnen werden. Deshalb ist es wichtig, dass dem Thema des Lernens Erwachsener in den Bildungsdebatten entsprechender Raum gegeben wird. Drum:

Lasst uns über Weiterbildung reden!

Jetzt Sie!

Wie erleben Sie das Thema Weiterbildung persönlich, beruflich, öffentlich?

P.  S.: Dieser Beitrag ist all den Kolleginnen und Kollegen in Weiterbildung und Erwachsenenbildung bei Bildungsträgern, Erwachsenenbildungseinrichtungen und Akademien gewidmet, die regelmäßig mit Erstaunen oder Irritation wahrnehmen, wie dieses Feld als Unterpunkt "Gedöns" in Bildungsdiskussionen abgehandelt wird.

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Der Autor: Lars Hahn ist Geschäftsführer der “LVQ Weiterbildung gGmbH”. Er ist aktiv in verschiedenen Netzwerken unter anderem im bundesweiten "Unternehmerverband Soziale Dienstleistungen und Bildung", bei "Weiterbildung im Revier e.V", im "Weiterbildungsforum Oberhausen-Mülheim" und im "Netzwerk Weiterbildung".

Wer schreibt hier?

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Geschäftsführer, LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH

für Weiterbildung, Digitalisierung, Arbeitsmarkt

Als Trendschnüffler, Karriereberater und Leiter der LVQ Weiterbildung gGmbH schreibe ich über die Veränderung unserer Arbeitswelt durch die Digitalisierung und darüber, wie Sie sich per Weiterbildung und andere Wege fit für Ihre berufliche Zukunft machen.
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