Zur Bedeutung von Managementsystemen – nicht nur in der Krise
Um Krisen zu bewältigen, benötigen Unternehmen ein effektives Business Continuity Management (BCM), das sichergestellt, „dass die kritischen Geschäftsfunktionen im Fall interner oder externer Ereignisse aufrechterhalten oder zeitgerecht wiederhergestellt werden können“, sagt Beatrice Maier, Principal Consultant, Lead Trainer, Auditor bei DNV GL-Business Assurance im UmweltDialog-Interview. Die Anforderungen, ein BCM systematisch zu implementieren und zu lenken, bündelt der ISO-Standard 22301, der die Bereiche Produktion, Finanzen, Lieferkette, Gesundheit und Sicherheit abdeckt. So sind Unternehmen auf Krisen und mögliche Betriebsunterbrechungen vorbereitet, können entsprechend reagieren und nach einem Störungsfall die Geschäftstätigkeit fortsetzen.
Auch sollten Krisenszenarien und deren Auswirkungen für die Geschäftstätigkeit definiert sein. Wie wichtig eine Business Continuity Strategie ist, bei der Pläne erarbeitet werden, die „eine Wiederherstellung der geschäftskritischen Prozesse und Ressourcen in einer Krisensituation ermöglichen sollen“, zeigte sich vor allem während der Corona-Pandemie. Das BCM ist nur ein aktuelles Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich mit Managementsystemen – auch und gerade im Kontext der Nachhaltigkeit - auseinanderzusetzen. Sie basieren auf der Ermittlung der IST-Situation des Unternehmens. Zudem geht darum, die jeweiligen Geschäftsbereiche systematisch zu erfassen, zu analysieren, Maßnahmen zu planen und regelmäßig zu überprüfen, mit denen vorab definierte Ziele erreicht werden.
Nachhaltigkeitsmanagement verlangt nach verlässlichem und transparentem Monitoring der gesetzten Ziele, die elementare Bestandteile eines jeden Managementsystems sind. Sie verdeutlichen den Handlungsbedarf in Unternehmen und sind für die Erfolgskontrollen erforderlich.
Das Managementsystem des Öko-Versenders memo AG in Greußenheim gewährleistet die Umsetzung der in der Unternehmensphilosophie festgelegten Forderungen und die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Tätigkeiten. Dabei sind die einzelnen Schritte überschaubar. „Schließlich geht es um die Annäherung an eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise, deren Leitbild sich im Laufe der Zeit stets weiterentwickelt und ständigen Veränderungen unterliegt. Durch die aktive Teilnahme aller Mitarbeiter – jeder ist bei memo für Qualitätssicherung und Umweltschutz in seinem Arbeitsbereich selbst verantwortlich – gelingt es, das Managementsystem in allen Unternehmensbereichen fest zu verankern“, heißt es im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens.
Im Rahmen halbjährlich stattfindender Audits werden hier die Wirksamkeit und der Erfolg des Managementsystems überprüft. „Sind Abweichungen zu den festgelegten Forderungen im Managementsystem zu verzeichnen, werden umgehend geeignete Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet. Der Fokus der Audits liegt darin, aktuelle Problemstellungen gemeinsam zu diskutieren und geeignete Verbesserungsmaßnahmen zu definieren. Auch Kommunikation und Information sind wesentliche Elemente des Managementsystems“, sagt Claudia Silber, die hier die Unternehmenskommunikation leitet.
Das Managementsystem des Bauunternehmens Krieger + Schramm ist zum einen im K+S Strategie-Kompass sowie zum anderen im QM-Handbuch dargestellt. Die Weiterentwicklung des Managementsystems wird über die Entwicklung der Jahresziele/Maßnahmen und deren Umsetzung gesteuert. Das K+S Managementsystem ist zum einen im K+S StrategieKompass sowie zum anderen im QM-Handbuch dargestellt. Die Weiterentwicklung des Managementsystems wird über die Entwicklung der Jahresziele/ Maßnahmen und deren Umsetzung gesteuert. Interne sowie externe Audits und Reviews laut dem K+S Radar-System sichern die Weiterentwicklung des Systems. Seit 1998 ist das Unternehmen nach DIN ISO 9001 zertifiziert und konnte im Jahr 2018 die Umstellung auf die neue Revision 9001:2015 erfolgreich durchführen. „Die Managementsysteme von K+S, die den Kunden, die Umwelt, die Sicherheit, die Wirtschaftlichkeit und vor allem die Prozesse in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellen, liefern einen nachhaltigen Beitrag zur Steigerung des Unternehmenswertes“, sagt Matthias Krieger, Geschäftsführender Gesellschafter von Krieger + Schramm.
Die Aufzeichnung und Analyse von Daten ist für Unternehmen relevant, damit Einsparpotenziale und Veränderungen rechtzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden können.
2005 wurde beispielsweise im METRO-Konzern begonnen, ein Energiedatenmanagementsystem aufzubauen, in dem alle Energieverbräuche gesammelt und gespeichert und dann auf einer Funktionsoberfläche sichtbar gemacht werden. Die Aufgabe bestand darin, die Energieverbräuche auf Verbrauchsaggregatsebene in den Großmärkten und Warenhäusern transparent, sichtbar und messbar zu machen und mindestens auf monatlicher Basis auszuwerten. „Die Reduktion auf wesentliche Beobachtungspunkte hilft, eine Managementlogik zu etablieren, mit der Fragestellungen zwar vernetzt betrachten werden, aber gleichzeitig einfache wirksame Lösungen für eine operative Umsetzung gefunden werden können“, schreibt Olaf Schulze, Director Energy Management bei der METRO AG.
Das 360-Grad-Omnisales-Modell dient hier als Strukturrahmen und Managementsystem zugleich, um die wesentlichen Gestaltungsfelder der Digitalisierung im Handel zu erfassen. Das Modell bildet die Grundlage für eine unternehmensindividuelle Anpassung. Es kann selbst zum „Rückgrat“ eines systemischen Innovationsprozesses in Handelsunternehmen werden, „an dessen Ende ein in sich schlüssiges und von der Führungsmannschaft gemeinsam getragenes Managementkonzept steht“, so der Energieexperte.
Die Mader GmbH & Co. KG aus Leinfelden-Echterdingen verweist in Fachpublikationen schon seit Jahren darauf, dass die Nutzung von Druckluft ein hervorragendes Instrument ist, Dinge zu bewegen und zu steuern. „Einfach, nahezu ungefährlich und durch die Komprimierung des sowieso vorhandenen Mediums Luft überall problemlos nutzbar. Der Ruf, eine schlechte Energiebilanz zu haben, ist nicht unberechtigt“, schreiben Stefanie Kästle (Geschäftsführung) und Werner Landhäußer (geschäftsführender Gesellschafter) in ihrem Beitrag „Druckluft 4.0 goes green“. Sie verweisen allerdings auch darauf, dass Optimierungen und Nutzungsverbesserungen entweder übersehen oder aus unterschiedlichsten Gründen nicht umgesetzt werden. „Eines haben aber alle Hemmnisse gemeinsam. Die Stromkosten haben den Charakter von Gemeinkosten – das verhindert Transparenz und Verantwortungsübernahme.“
Hier wird das enorme Einsparpotenzial offensichtlich, und die Nutzer beginnen, darüber nachzudenken: „Die Energiewende und die Konzentration auf den Energieverbrauch, die Einführung von Energiemanagementsystemen und -audits verändern den Betrachtungswinkel der Kunden und wir treffen oftmals auf eine große Bereitschaft diese Themen anzugehen“, so die Energie-Experten. Eine besonders umfassende, vom TÜV zertifizierte Energieeffizienzanalyse des gesamten Druckluftsystems von der Erzeugung, über Aufbereitung, Verteilung bis zu den Verbrauchern ist das Druckluft-Audit nach DIN EN ISO 11011:2015. Die Analyse erfolgt herstellerunabhängig und liefert belastbare Daten für die Energie- und Umweltmanagementsysteme (DIN EN ISO 14001, 50001, EMAS oder DIN EN 16247-1) eines Unternehmens. Beim Druckluft-Audit wird das gesamte Druckluftsystem inklusive Kompressorleistung, Leckagerate und der Druckluftanwendung evaluiert und die Effizienz analysiert. „Die daraus abgeleiteten Verbesserungsmaßnahmen werden zur fundierten Entscheidungsfindung im Unternehmen wirtschaftlich bewertet“, sagt Ulrike Böhm, zuständig für Change Management und Unternehmenskommunikation. 2017 hat Mader als erstes Unternehmen weltweit den akkreditierten Prozess durchlaufen und die Zertifizierung nach DIN EN ISO 11011 erhalten. Neue Mitarbeiter werden zu Beginn nicht nur individuell und intensiv eingearbeitet (Überblick zur Arbeitsweise, den Geschäftsprozessen und Schnittstellen mit dem eigenen Aufgabenbereich), sondern erhalten auch fachspezifische interne und externe Schulungen zu den Unternehmenswerten und Managementsystemen.
Die Sicherheit belastbarer und zuverlässiger Daten und Werte ist „insbesondere für die Energiemanagement- und Umweltmanagementsysteme nach DIN EN ISO 14001, 50001, EMAS und DIN EN 16247-1 relevant“, sagt Marina Griesinger, die hier das Energieeffizienzmanagement leitet. Bodenständige Mittelständler sind keine Theoretiker, „die Messwerte ermitteln und daraus abstrakte Optimierungsmaßnahmen ableiten.“
Solche Ansätze sind an aktuellen Bedürfnissen und Rahmenbedingungen sowie an der praktischen wirtschaftlichen Umsetzung orientiert. So fasst der Analyse-Bericht zum Druckluft-Audit nicht nur die Ergebnisse der Ist-Aufnahme beim Kunden zusammen und enthält Optimierungsvorschläge, sondern neben Benchmark-Zahlen vergleichbarer Unternehmen auch eine Priorisierung sowie wirtschaftliche Einordnung der weiteren Schritte. Diese zusätzlichen Informationen liefern ein realistisches Bild des Status-quo, und es kann auf Basis relevanter Daten entschieden werden, wie man als Unternehmen weiter vorgehen möchte.
Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2020.
Olaf Schulze: Energie- Management digital – Das MEMS METRO-ENERGY-MANAGEMENT-SYSTEM. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2020.
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlicheit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Springer Gabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020, S. 145-155.