9 Schritte für deinen Weg in die Geschäftsführung

Wer wird Geschäftsführer? So hart es klingt: Oft wählen die Verantwortlichen „das kleinere Übel“ – den weniger schlechten Kandidaten …

Viele Geschäftsführer purzeln quasi per Münzwurf in ihre Rolle hinein. Zwar sind sie absolute Experten Ihres Gebietes: Finanzen, Produktion, Technologie, Design. Aber: Vom Management auf Metaebene und Führung mit Weitsicht haben sie keine Ahnung.

Nur die Besten gewinnen den Gesamtüberblick über das Unternehmen – diejenigen, die kontinuierlich an ihrem eigenen Auftritt und ihrer Wirkung nach außen arbeiten. Und diese Leader zeichnen ein paar Dinge aus, die auch du lernen kannst. Dabei geht es zum einen um deine innere Haltung – und zum anderen um deinen äußeren Auftritt.

Innere Haltung

1. Sei ein Menschenkenner!

Emotionale Intelligenz (EQ) ist die wichtigste Eigenschaft guter Leader. Ohne Menschenkenntnis kannst du niemals eine gute Führungskraft, geschweige denn ein guter Geschäftsführer sein. Ein Manager ohne EQ ist wie ein Fußballtorwart ohne Arme oder Taxifahrer ohne Führerschein: nutzlos! Wer versteht, wie seine Mitarbeiter ticken, kann sie besser führen.

2. Zeige Neugier und Offenheit!

Warum scheitern Geschäftsmodelle? Weil sich die Verantwortlichen so lange an ihnen festkrallen, bis sie keine mehr sind. Angsthasen und mentale Sesselfurzer an der Spitze sind absolute Erfolgskiller. Wer den Markt mit Scheuklappen beobachtet, sollte gleich das Zepter abgeben und sich freiwillig unter die Guillotine legen! Also: Sei neugierig und offen für Unbekanntes! Brich aus deiner Komfortzone aus, spring ins kalte Wasser und öffne dich neuen Ideen, prüfe Angebote, sei wissbegierig und neugierig auf unterschiedliche Meinungen, Kulturen, Menschen und Herangehensweisen.

3. Hole dir die Besten der Besten ins Team!

Ein fataler Fehler von Geschäftsführern: Sie denken, sie müssen in allem besser sein als ihr Führungsteam – und haben Angst, dass bessere Teammitglieder ihnen den Rang ablaufen. Das ist, gelinde gesagt, Bullshit! Echte Leader, die nach den Sternen greifen, wissen: Erfolg gelingt nur, wenn ich mit den Besten der Besten zusammenarbeite. Wahre Führungspersönlichkeiten sagen: „Ich brauche bessere Marketingprofis, bessere CFOs, bessere Produktionsleiter, als ich es bin.“ Geschäftsführer müssen Generalisten sein, keine Fachidioten. Sie müssen alle Geschäftsbereiche verantworten – ohne darin absolute Spitzenklasse zu sein.

4. Vielfalt führt zu mehr Performance!

Die ersten 3 Punkte gehen Hand in Hand miteinander und bilden die Grundbedingung für Punkt 4. Du musst (1) Menschenkenntnis haben, um (2) offen für Unbekanntes zu sein und um (3) die besten Leute in deinen Führungskreis zu holen. Je diverser dieser Kreis ist, desto erfolgreicher wird dein Unternehmen sein. Denn: Desto mehr Blickwinkel, Herangehensweisen und Selbstverständnisse prasseln auf dich ein. In der immer komplexer werdenden Wirtschaftswelt hilft dir die Vielzahl unterschiedlicher Sichtweisen, um eine breite und tiefe Entscheidungsgrundlage zu haben.

Äußerer Auftritt

5. Sei authentisch!

Du musst dich immer erst selbst kennen und deine Etiketten haben, nach denen du handelst. Dazu eine kleine Übung: Schreibe einen Nachruf über dich selbst. Was würde in der Todesanzeige und in dem Nachruf über dich stehen? Das ist eine harte Übung, doch sie offenbart deine Kernwerte. Das hilft dir in Gesprächen mit Mitarbeitern, Verhandlungen mit Kunden und Meetings mit Partnern. Als Verantwortlicher bist du eine Marke. Lerne, diese Marke zu pflegen, konsistent und konstant zu führen und weiterzuentwickeln.

6. Nonverbale Kommunikation

Wusstest du, dass es eigentlich egal ist, WAS du sagst – und dass es viel wichtiger ist, WIE du etwas sagst? Der Anteil deiner nonverbalen Signale auf die Wirkung deiner sprachlichen Aussage beträgt 80 Prozent! Nur 20 Prozent Wirkung erzielt deine Aussage selbst. Mimik und Gestik sind also wichtige Waffen von Verantwortlichen. Das Gute daran: Nonverbale Kommunikation kann jeder lernen. Stell dich vor den Spiegel und übe deine Mimik und Gestik. Oder filme dich mit deinem Smartphone dabei. Oder: Gehe zu einem Experten, einem Kommunikationsprofi, Schauspieler o.ä. Denn: Deine nonverbale Kommunikation ist das äußere Spiegelbild deines Inneren.

7. Rhetorik

Auch das musst du draufhaben. Nimm dir ein paar Wochen Zeit und übe die wichtigsten rhetorischen Kunstgriffe. Am besten mit einem Experten. Aber treibe es nicht zu weit. Sonst wirst du zum Politiker, der viel redet, aber nichts sagt. Oder wie es die Schriftstellerin Christa Schyboll mal mit einem Augenzwinkern sagte: „Wenn deine ausgebuffte Rhetorik so in die Dialektik übergeht, dass keiner mehr etwas versteht, dürfen deine Argumente ruhig auch ein wenig irre sein.“

8. Klare Ansprache

Wer seine gut gewählte Gestik, Mimik und Rhetorik jetzt noch mit klarem Inhalt füttert, erzielt immer die gewünschte Wirkung bei den Gesprächspartnern. Sei in deinen Aussagen also deutlich. Ein fataler Fehler vieler Geschäftsführer ist deren Schwammigkeit. „Wir sollten“, „man müsste“. Nein! Wer so spricht, ist kein Leader! „Ich erwarte“, „Ich verlange“: Das sind Satzanfänge für die Nummer eins der Hierarchiestufe.

9. Vorbildlich verhalten

Verantwortliche sind, ob sie wollen oder nicht, Vorbilder im Unternehmen. Also sollten sie auch vorbildlich handeln. Sei dir immer bewusst: Du bist die Gesamtheit deiner Erscheinung! Was du niemals tun solltest: Zu spät kommen, dich trotz Privilegien nicht an Kernzeiten halten oder Kleinigkeiten (wie den Kaffee für 1,50 Euro) abrechnen, Menschen ausgrenzen und deine Arbeitsgeräte für Privates nutzen. Mit solchen Aktionen zerstörst du dein Bild als gute Führungskraft sofort.

Fazit: Höre nie auf, dich zu verbessern!

Wenn du kontinuierlich, unermüdlich, bis zur Schmerzgrenze an diesen Punkten arbeitest, wirst du sicher zur wahren Führungspersönlichkeit. Brich immer wieder aus dem liebgewonnen Status quo aus, sei immer offen für Neues und gib dich immer mit Leuten ab, die in ihrem Fach besser sind als du selbst.

Sei erfolgsgeil, denn Erfolg hält Unternehmen zusammen. Arbeite an deiner Wirkung nach außen. Schmeiß den schlappen Sack in dir über Board und betritt dein Unternehmen mit Ausstrahlung! Immer wieder die Komfortzone zu verlassen ist schmerzhaft. Aber du weißt ganz genau: Tut es nicht weh, hast du dich nicht genug angestrengt!

Ulvi I. AYDIN schreibt über Konsumgüter & Handel, Marketing & Werbung, Wirtschaft & Management, Politik & Gesellschaft

Ulvi Aydin, Preisträger des Interim Management Projekts 2018, wird von Kunden "People Mover" genannt. Er ist ein erfahrener, ergebnisorientierter und international agierender CEO und CSO. Als Unternehmensentwickler und Interim Manager unterstützt er mittelständische Unternehmen und Konzerne

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