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Angst vor Elektrosmog: Machen uns 5G, WLAN und Co. krank?

„Viele unserer Kunden wollen am liebsten alles aus einer Hand: Festnetz, Mobilfunk und immer häufiger auch Fernsehen, zum Beispiel unser Magenta-TV. Welche Technik sie dafür nutzen, interessiert die wenigsten. Sie wollen einfach die beste Verbindung“, schreibt Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG, in seinem Vorwort zur 2. Auflage des Herausgeberbandes „CSR und Digitalisierung“. Auch die großen Mobilkonzerne preisen die Vorzüge (hohe Bandbreite, geringe Latenzzeiten) der fünften Mobilgeneration 5G an. Für eine wachsende Anzahl von ihnen stellt diese digitale Infrastruktur bereits heute einen bedeutenderen Standortfaktor dar als die Verkehrsinfrastruktur. Denn gerade für eine vernetzte Produktion über verschiedene Unternehmen hinweg oder smarte Anwendungen beispielsweise im Bereich der Mobilität ist eine schnelle und verlässliche Datenverbindung unerlässlich.

Dennoch wird seit längerer Zeit eine hitzige Debatte über die Gefahren von 5G-Mobilfunktechnik geführt. Ein Teil der Bevölkerung macht sich Sorgen vor der zusätzlichen Handystrahlung. Die Proteste gegen den Ausbau des 5G-Netzes sind in Bayern besonders ausgeprägt. In vielen Kommunen verhindert der Unmut den Bau von neuen Funkmasten. Auch der Physiker Prof. Klaus Buchner ist ein Gegner des Mobilfunk-Standards 5G, der auf die Kehrseiten einer Technologie aufmerksam macht, deren Risiken seiner Meinung nach in der öffentlichen Wahrnehmung kaum Gehör finden. In seinem Buch „5G-Wahn[sinn]“ verweist der ehemalige Europaabgeordnete zusammen mit der Umweltmedizinerin Dr. med. Monika Krout auf Studien und Fallbeispiele, über die bislang kaum berichtet wurde. Ihre Kernaussage: Die starke Mobilfunkstrahlung macht Menschen zunehmend krank.

Schon mindestens zwei Prozent der deutschen Bevölkerung gelten heute als elektrohypersensibel. Funkquellen in der Wohnung (WLAN, Strom-, Wasser-, Gas- und Heizungszähler) verursachen nach Bucher meistens eine sehr starke Strahlung, auch wenn die Sendeleistung klein ist. Funkstrahlung erzeugt seiner Meinung nach Energiemangel in den Zellen, öffnet die Kanäle für Viren, fördert Entzündungen, weicht die Blut-Hirn-Schranke auf, verändert den weiblichen Zyklus, schädigt Spermien und Eizellen und kann auch Krebs auslösen. Auch Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsproblem, Nasenbluten, Hautausschlag, Tinnitus, Depressionen, Herz- Kreislauferkrankungen, Allergien oder epileptische Anfälle seien auf eine erhöhte Funkbelastung zurückzuführen. „Nach derzeitigen Schätzungen sind etwa 3-12 % der Menschen in unserer Gesellschaft überempfindlich auf Funkstrahlen und/oder auch auf Niederfrequenzen und Magnetfelder.“

Die Debatte ist dringlich – allerdings kommt sie an ihre Grenzen, wenn behauptet wird, dass 5G das Immunsystem schwächt und auch die Verbreitung des Corona-Virus fördert. Gerade in Zeiten von Angst und Unsicherheit sind Menschen häufig anfällig für Fake News und Verschwörungstheorien. Umso wichtiger ist es herauszufinden, was wahr, falsch und was plausibel ist - und worauf wir uns „tatsächlich“ einigen können, wo Fakten aufhören, wo Zahlen und wissenschaftliche Erkenntnisse noch fehlen. Es braucht eine neue Sachlichkeit, wie sich auch an diesem sensiblen Thema zeigt.

Simon Clarke, Zellbiologe der Universität von Reading in Großbritannien, bezeichnete den von Buchner hergestellten Zusammenhang im Interview mit der BBC als "Quatsch". Strahlung kann zwar grundsätzlich den Körper aufheizen, aber das Energieniveau von 5G-Strahlen ist seiner Meinung nach nicht annähernd stark genug, um das Immunsystem zu beeinflussen. Buchners Behauptungen sind nicht bewiesen. Dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zufolge fehlen generell wissenschaftliche Hinweise darauf, dass elektromagnetische Felder eine Wirkung auf die Ausbreitung von Viren haben könnten. Weder aus der Biologie noch aus der Physik gibt es Anhaltspunkte für mögliche Wirkmechanismen. Buchner verweist auch auf Studien, die belegen, wie wichtig es ist, Schwangere, Kinder und Jugendliche von Funkstrahlung fernzuhalten. Die Bandbreite gesundheitlicher Beeinträchtigungen hängt aber nicht nur von der Art und der Intensität der Belastung ab, sondern auch von der Konstitution und Vorbelastung der Person. Babys, Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen sind stärker betroffen. Auch an Tieren und Pflanzen zeigen sich immer öfter Erkrankungen und nachhaltige Schädigungen.

Das Thema Elektrosmog wird auch für Baudienstleister und Projektentwickler wie KRIEGER + SCHRAMM (K+S) immer wichtiger. Auch hier wird im Kontext des wohngesunden Bauens auf Studien verwiesen, die belegen, dass niederfrequente Strahlung, die zum Beispiel auch von elektrischen Haushaltsgeräten ausgeht, zu Gesundheitsschäden führen kann. Bei dauerhafter Belastung besteht die Gefahr von Konzentrationsstörungen, verändertem Zellwachstum, Stoffwechsel- und Schlafproblemen. Auch stehen sie unter Verdacht, krebserregend zu sein. Hochfrequente Strahlung hat einen deutlich höheren Einfluss auf den Organismus. Leukämie- und Lymphdrüsenkrebsanfälligkeiten können erhöht werden, Nervosität, Gliederschmerzen und starke Müdigkeit können die Folge sein. Das Unternehmen baut deshalb elektrosmogarm. „Wichtig ist, bereits in der Grundausstattung der Immobilien mit intelligenter Planung die Voraussetzungen für eine deutliche Elektrosmogreduzierung zu schaffen“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Matthias Krieger. Beispielsweise sollte eine intelligente Elektroplanung stattfinden (Einbau von Netzfreischaltern und besondere Abschirmmaßnahmen). Ebenso bieten Smart Home-Konzepte die Möglichkeit, unter anderem durch Reduzierung der Verkabelung den Elektrosmog zu reduzieren.

Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden: Die wichtigsten Aspekte für gesundes Bauen und Wohnen

Sind wir noch zu retten? Umwelteinflüsse und ihre Gesundheitsrisiken

Klaus Buchner, Monika Krout: 5G-Wahn[sinn]. Die Risiken des Mobilfunks. Das gefährliche Spiel mit den Grenzwerten. Die strahlungsarmen Alternativen. Mankau Verlag, Murnau 2021.

CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag 2021.

Dagmar Fritz-Kramer: Pioniergeist und Umweltbewusstsein. Mit einer gemeinschaftlichen Führungskultur den Wandel zu einer wohngesunden und baubiologischen Wohnkultur gestalten. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 83-95.

K+S Wohngesund Bauen. Raum für Ihre Gesundheit. Hg. von der Krieger + Schramm GmbH & Co. KG Unternehmensgruppe. Dingelstädt 2018.

Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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