Bernd Hufnagl über hirngerechtes Arbeiten: "Der Mensch verändert sich nicht so schnell wie die Technik."
Dr. Bernd Hufnagl ist einer der vielen prominenten Teilnehmer der NEW WORK EXPERIENCE (NWX20), die am 10. Juni 2020 in der Hamburger Elbphilharmonie stattfinden wird. Wie wird die Arbeitswelt von morgen aussehen und was brauchen wir, um gewappnet zu sein? Bernd Hufnagl weiß es.
Hirngerechtes Arbeiten – besser fix als fertig
Bernd Hufnagl hat lange zum menschlichen Gehirn geforscht und seine Erkenntnisse an Studierende der Universität Wien weitergegeben. Doch ihn packte die Leidenschaft, das Wissen aus der Hirnforschung in eine für die Arbeits- und Unternehmenswelt verständliche Sprache zu übersetzen. Angetrieben von der Wissbegierde, das Gehirn noch besser verstehen zu können, gründete er 2002 Benefit, um Unternehmens-, Führungs- und Arbeitsstrategien zu entwickeln, die der Logik des Gehirns entsprechen. Die unangenehmen Botschaften darüber, was die Arbeitswelt mit uns Menschen macht, verpackt der Berater, Autor und Redner nachvollziehbar und humorvoll.
Neues Arbeiten bedeutet, neue Wege zu gehen. Was heißt das konkret für Ihren Arbeitsalltag? Wie leben Sie New Work?
Bernd Hufnagl : Ich bin hier kein gutes Beispiel, denn als selbstständiger Unternehmer lebe ich in einer idealen, aber parallelen Arbeitswelt. Ich kann beispielsweise „nein“ sagen und Aufträge ablehnen, wenn es mir zu viel wird. Ich bin also fast völlig frei in meinen täglichen Handlungen und Entscheidungen. Viele Arbeitnehmer haben dieses Privileg jedoch nicht. Sie können Aufgaben nicht ablehnen, sondern sich selbst nur glaubwürdig abgrenzen.
Wie kommt uns unser Gehirn beim Lernen und Arbeiten in die Quere?
Bernd Hufnagl: Unser Gehirn kommt uns nicht in die Quere, es lernt jeden Tag unseres Lebens und macht uns dadurch anpassungs- und lernfähig. Für ein Kind ist das Lernen von Neuem allerdings noch sehr einfach, da vieles zum ersten Mal erlebt oder getan wird. Als Erwachsener jahrzehntelange Gewohnheiten zu verändern, ist ungleich schwieriger. Das Verlernen zu lernen ist der erfolgsentscheidende Schritt.
Wie können wir die Möglichkeiten unseres Gehirns bestmöglich ausschöpfen?
Bernd Hufnagl: Das suggeriert, dass das Gehirn eine Struktur sei, die optimiert werden müsse. Grundsätzlich verändert sich das Gehirn jedoch permanent. Es ist dynamisch. Je nachdem, welche Aktivität wir gerade ausführen, sinkt oder steigt unser Lernpotential. Während es in einem inspirierenden Gespräch steigt, sinkt es beim passiven Konsum einer langweiligen Fernsehsendung oder jahrelanger monotoner Arbeit. Das bedeutet, dass wir neugierig sein und in Bewegung bleiben müssen. Wenn wir nur passiv, gestresst oder ängstlich sind, lernen wir weniger.
Welche Chancen sehen Sie als Hirnforscher in der neuen und digitalen Arbeitswelt?
Bernd Hufnagl: Die Digitalisierung der Arbeitswelt hilft beim Beschleunigen im globalen Wettbewerb. Sie unterstützt Lernen und kreative Prozesse und ermöglicht den Überblick in einer immer komplexeren Arbeitswelt. Sie ist nicht mehr weg zu denken. Allerdings birgt digitale Permanenz auch Gefahren, denn der Mensch verändert sich nicht so schnell wie die Technik. Wir müssen immer wieder eine Passung zwischen Menschen und Digitalem herstellen.
Welches Buch sollte jeder einmal gelesen haben?
Bernd Hufnagl: „Die Strategie der Genesis. Naturgeschichte der realen Welt.“ von Rupert Riedl.
*Event-Info: Du möchtest Bernd Hufnagl live sehen? Dann sicher Dir gleich ein Ticket: Im Sommer wird er als einer der zahlreichen prominenten Speaker bei der **NEW WORK EXPERIENCE (NWX20)**auf der Bühne stehen. Am 10. Juni 2020 findet die von XING initiierte Konferenz erstmals im Sommer statt. Sei bei dem größten deutschsprachigen Event rund um die Transformation der Arbeitswelt in der Elbphilharmonie Hamburg dabei und erlebe auf mehr als 10 Bühnen hochkarätige Vordenker und Macher der New Work Bewegung.