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Berufliche Zukunftssorgen? Die Deutschen überraschen mit Optimismus!

Arbeitnehmer•innen in Deutschland blicken selbstbewusst in die Zukunft. Unternehmen werden sich noch viel mehr anstrengen müssen, um attraktiv für sie zu bleiben.

Wir Deutschen sind nicht gerade bekannt für unsere überschwängliche Zuversicht. Wir gelten als zielstrebig, tüchtig, gut organisiert und eher humorlose Bedenkenträger. Nicht umsonst haben Begriffe wie “German Angst” oder “Weltschmerz” ihren Einzug in die englische Sprache gehalten. Umso positiver überrascht war ich, als die Ergebnisse der aktuellen XING Job-Happiness-Studie  gesehen habe. Das Kernergebnis: Die Mehrzahl der Deutschen macht sich zur Abwechslung mal keine Sorgen – zumindest, was ihre berufliche Zukunft angeht.

So blicken 69 Prozent gelassen ins nächste Jahr. Und das ist in Zeiten von Konjunkturabschwung, Inflation, Energiekrise und Krieg auf europäischem Boden ein kleines Wunder. Worauf beruht diese Resilienz? Wie kommt es, dass trotz all dieser Krisen unser Glas offensichtlich halb voll ist, zumindest was die berufliche Situation angeht? 

Arbeitnehmer•innen haben Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten 

Das liegt zum einen an den Rahmenbedingungen. Wir erleben einen konjunkturellen Abschwung, der bislang keine nennenswerte Auswirkung auf den Arbeitsmarkt gehabt hat. Die Chancen, einen neuen Job zu finden, selbst wenn man seinen verlieren sollte, sind nach wie vor hoch. Und dank der demografischen Entwicklung werden sie sogar noch weiter steigen.

Denn laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gehen in den kommenden Jahren rund fünf Millionen Babyboomer in Rente. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht derzeit von 1,82 Millionen offenen Stellen aus (Stand: IAB November 2022). Und damit kommt der zweite wichtige Faktor ins Spiel. Die schwierige Lage der deutschen Unternehmen, was das Finden von Fachkräften angeht, ist im Bewusstsein der Beschäftigten angekommen. Die Situation ist arbeitnehmerfreundlich – und das trotz Konjunktursorgen und Krisenmodus in nicht wenigen Teilen der Wirtschaft.

89 Prozent halten sich für attraktiv für den Arbeitsmarkt

Daraus erwächst ein bemerkenswertes Selbstbewusstsein, was die eigenen Fähigkeiten angeht: 89 Prozent der Erwerbstätigen halten sich laut aktueller forsa-Studie für attraktiv für potenzielle Arbeitgeber. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen sich ordentlich ins Zeug legen, um Arbeitskräfte zu allererst zu gewinnen und, wenn das gelungen ist, an ihr Unternehmen zu binden.  

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Das stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Nicht zuletzt, weil eine Folge des Fachkräftemangels die vielen Überstunden sind, die die Befragten beklagen. Das führt zu Stress – und der ist in Kombination mit Frust über die Bezahlung eine toxische Mischung. Warum soll ich nicht mal mein Glück probieren und schauen, ob ich etwas finde, wo die Bedingungen besser, das Stresslevel geringer und ich mich noch besser einbringen kann? Hier gilt es, wachsam zu sein, will man nicht gerade die Talentiertesten über Zeit verlieren.  

Der Fachkräftemangel wird sich weiter zuspitzen

Am Arbeitskräftemangel wird sich so schnell nichts ändern, der Fachkräftemangel wird im Gegenteil noch erbarmungsloser zuschlagen, als wir das bereits heute spüren. Dadurch ist der Spielraum für Unternehmen bis auf Weiteres eingeschränkt. Deshalb, liebe Arbeitgeber: Achten Sie auf Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf die vermeintlich weichen Faktoren wie eine gute Unternehmenskultur, Freiraum und Flexibilität.

Denn, nicht überraschend, der Mangel an Wertschätzung ist ein wichtiger Grund für die Unzufriedenheit im Job, wie die Studie zeigt. Aber natürlich spielt auch das Gehalt eine Rolle. Machen sie nicht den Fehler, den man manchen Mobilfunkanbietern zuschreibt, wo Neukunden mit attraktiven Tarifen umworben werden, während langjährige Kunden auf dem schlechteren Deal sitzenbleiben.   

Was bleibt also unterm Strich als Erkenntnis? Der Arbeitsmarkt ist toll – wenn man Talent ist. Die Möglichkeiten, sich zu verwirklichen und den Arbeitgeber zu finden, der wirklich zu den eigenen Bedürfnissen passt, sind nach wie vor ausgesprochen groß - und dürften weiterwachsen.

Arbeitgeber müssen sich weiter anstrengen

Arbeitgeber müssen sich hingegen strecken und Strategien entwickeln, die sie attraktiv für Talente sein lassen. Alles in allem bin ich aber erstaunt, dass die Stimmung im Land so gut ist, wenn es um die eigene berufliche Situation geht. Oder um es mit einem anderen deutschen Begriff zu sagen, der unübersetzbar ist: Es gibt keinen Grund zur Torschlusspanik. Und das ist doch mal eine gute Nachricht zum Ende des Jahres.  

Wie optimistisch seid Ihr in Euren Jobs? Diskutiert mit mir in den Kommentaren.

Petra von Strombeck schreibt über Führungskultur + NEW WORK

Petra von Strombeck leitet als Vorstandsvorsitzende das börsennotierte Unternehmen NEW WORK SE mit 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie liebt es, Teams und Menschen zu entwickeln. Sie berichtet als Insiderin über Ihre Erfahrungen als CEO in einer sich stetig wandelnden Branche.

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