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Cover-Ausschnitt: Rolf Mohr: Die Kunst des Miteinanders. Springer-Gabler, Wiesbaden 2021. - Lutz Backes

Die Kunst des Miteinanders

Das führt oft zu Verstrickungen und Konflikten. „Mit bewusster Kommunikation und souveränem Handeln können wir jedoch auch in schwierigen Situationen zu positiven Ergebnissen kommen. Diese Fertigkeiten lassen sich lernen“, sagt der Diplom-Psychologe mit Approbationen in Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie und erfolgreicher Führungskräftetrainer, der mit Humor seinen Karriereweg so beschreibt: „Im servilen Hauptbehuf war ich veramtet, habe nebenher aber selbst ständig gearbeitet, dezent als Dozent. Mit etwas Feingeschmack für's Miteinander, auch für's Leiten und Leiden, konnte und kann ich zigtausenden Einfühlungskräften (und die's gerne wären) die Leere mit Lehre füllen, dem Glück der Süchtigen … Wenn Training Üben ist, dann bin ich Über. Mein gerader Weg bringt mit sich, dass ich krumme kreuze: wenig Zulässiges, viel zu Lässiges. Die Scheu davor, als unwillkommen erlebt zu werden, gilt heut schon als Moral! … Wir brauchen nicht Freund und Feind, wir brauchen Freind und Feund und müssen raus aus der Zerrgangenheit, weg vom Irrweg der 'Gegen'wart in die Zusammenkunft!“

In seinem aktuellen Buch „Die Kunst des Miteinanders“ stellt er Möglichkeiten der Prävention dar und stellt Wege vor, die aus der Spirale der Eskalation herausführen. Konfliktbeladene Menschen machen sich das Leben unnötig schwer und reagieren zuweilen in einer Art und Weise, die ihnen selbst fremd ist. Wer verletzt ist, ist nicht mehr zur Empathie fähig und auch nicht in der Lage, eine Metaperspektive einzunehmen. Da jeder Mensch ein Teil eines Ganzen ist, ist es auch wichtig, nachhaltig zu dessen Gelingen beizutragen – das setzt nach Ansicht des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun Kompromissbereitschaft, Aufgeschlossenheit und Empathie für andere voraus.

„Besser leben mit Rolf Mohr“ war die Ankündigung des Interviews beim SWR-Fernsehen, in dem es vor allem um „gute Gespräche“ ging. Rolf Mohr gab dies Gelegenheit zu Empfehlungen, die in ihrer kompakten Form geeignet schienen, zur Einstimmung in seinem aktuellen Buch erstes Interesse für „Die Kunst des Miteinanders“ zu wecken. Zwar liegt das Interview, das sich im ersten Kapitel findet, nun einige Jahre zurück, „doch die Formen menschlichen Umgangs miteinander haben eine große Halbwertszeit.“ Seine damaligen Aussagen und Hinweise haben noch ihren „Gebrauchswert“, so Mohr. Damit wird der erste Anstoß gegeben, die gewohnten, aber nicht bewussten „Scheuklappen“ abzulegen. Danach folgt in insgesamt 18 Kapiteln der Blick auf die wegen unserer Scheuklappen bislang übersehenen Möglichkeiten - zum Beispiel „auf friedfertig konstruktive Weise Gegner zu Partnern zu machen und Sachkonflikte zum Konsens zu bringen.“

Es wird aufgezeigt, wie wir, statt unserer spontanen Neigung zu folgen, mit klarem Blick für beide Seiten, in vorteilhafte Kooperationen zu lenken vermögen, dabei aus Gegnern Partner machen und auf allen Seiten die Lebensqualität steigern. „Und das bringt uns, neben dem Gewinn in der Sache und dem in der Beziehungsqualität auch noch einen Zugewinn an Respekt ein.“ Die Handlungsempfehlungen werden mit typischen Situationen aus dem privaten und beruflichen Bereich ergänzt, in denen wir dazu neigen, „aus dem Bauch heraus zu agieren, und damit die Verhältnisse oftmals verschlechtern.“ Dies steht der aktuellen Debatte um die positiven Aspekte des Bauchgefühls in Wirtschaft und Gesellschaft entgegen und sollte weiter hinterfragt und vertieft werden. Wir sind ausgestattet mit Aktions- und Reaktionsmustern, die sich für Lebensbedingungen unserer Urahnen „herausge-mendelt“ hatten. Unsere heutigen Lebensumstände sind allerdings davon grundverschieden. Die Folge ist, dass wir im Zusammenspiel unserer Physis und Psyche dazu neigen, zu „steinzeitlich passenden“, aber heute erkennbar „suboptimalen bis sogar schädlichen Reaktionen im Umgang mit den vorder- und hintergründigen Interessen der beteiligten Seiten, rechtfertigen und akzeptieren damit feindselige und konfliktäre Haltungen und Aktionen - und die sind heute alle schädlich!“

Dabei geht es Rolf Mohr unter anderem um die Fragen: Wie gehen wir mit anderen um, und wie wiederum diese mit uns und unseren Anliegen? Wie gelingt es, im Beruf schwierige Situationen erst gar nicht aufkommen lassen, oder bereits entstandene auf gedeihlichem Wege zu lösen? Wie (und welche) Stolperfallen sind auf dem Weg unserer Entwicklung und Karriere zu erkennen, und wie können sie souverän gemeistert werden? Wenn wir unser Verhältnis zum Beruf ins Positive wenden wollen - in Richtung zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität - sollten wir nach Rolf Mohr im Sinne unseres Bedarfs an Wertschätzung „Einfluss nehmen auf bereichernde Beziehungen zu Kollegen, Kunden, Lieferanten, auf Wertschätzung auch durch Vorgesetzte.“

• den ersten Eindruck gestalten und adäquat bewerten

• mit Informationen zweckdienlich umgehen

• superior und inferior auftreten können

• erwünschte Kontakte herstellen und ausbauen

• Wertschätzung zeigen und akzeptieren

• Einfluss erwerben und ausüben

• Emotionen wecken und dämpfen

• unerwünschte Kontakte verhindern und beenden

• Gruppenprozesse anregen und beeinflussen

• konfliktäre Prozesse lenken und heilen

• in peinlichen Situationen souverän bleiben

• sich selbst im Griff haben und steuern.

Da die meisten umgeben sind von technisch perfekten Fertigwaren wie PowerPoint-Präsentationen, die kaum wesentlich zu einer vertiefenden Auseinander bzw. Zusammensetzung eines Themas beitragen, wurde hier ein anderes Zaubermittel der Kommunikation gewählt: die Zeichnung. Unser Gehirn nimmt Visualisierungen nämlich anders und schneller auf als einen gedruckten Text. Zusammenhänge werden erst dann wirklich verstanden, wenn sie skizziert und aufgemalt wurden. „Zeichnungen katapultieren bildkräftig erneut ins Bewusstsein, was wir als Leser zig Seiten zuvor an Szenen im Kopf entwickelt und verarbeitet hatten.“ Durch die Bilder des Künstlers Lutz Backes „optimiert sich eine kompakte Anregung für Sinne und Intellekt“ zu einem nachhaltigeren Umgang mit unseren Mitmenschen.

Meister der Gestaltung: Lutz Backes

Rolf Mohr: Die Kunst des Miteinanders – Verführung zu friedfertig konstruktiver Zwischenmenschlichkeit. Mit Illustrationen von Lutz Backes.Springer-Verlag, Wiesbaden, 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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