Die Zukunft der Arbeit gestalten: Wie Lern- und Experimentierräume dabei helfen können
Überall auf der Welt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, die Veränderungen zu meistern, die Digitalisierung, Globalisierung und demografischer Wandel mit sich bringen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) fördert unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) seit November 2018 Lern- und Experimentierräume über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren, in denen innovative Lösungen modellhaft erprobt werden können. Die bisherige Förderrichtlinie wird nun um den Handlungsschwerpunkt Künstliche Intelligenz (KI) erweitert.
Ob Kompressorenhersteller, Softwareschmiede, Altenheim oder Supermarktkette: Die Projektpartner der INQA-Experimentierräume kommen aus allen Bereichen der deutschen Wirtschaft. Ein Unternehmen der Diakonie erkundet, wie Exoskelette den körperlich anstrengenden Pflegeberuf erleichtern können. Handwerksbetriebe testen gemeinsam, wie eine Datenbrille der Installateurin oder dem Installateur dabei helfen kann, komplexe digitale Haustechnik einzubauen. Ein Software-Unternehmen entwickelt eine Plattform, auf der digitale Ökosysteme durch die Zusammenarbeit von Gestalterinnen und Gestaltern, Kundinnen und Kunden sowie externen Partnerinnen und Partnern entstehen. Die drei Beispiele verdeutlichen, wie vielfältig die Themenfelder sind, an denen in den INQA-Experimentierräumen gearbeitet wird.
Neuer Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Die Förderrichtlinie für die Lern- und Experimentierräume wird ab dem 11. Oktober 2019 um den Handlungsschwerpunkt Künstliche Intelligenz (KI) erweitert. Damit reagiert das BMAS auf die Tatsache, dass KI im Prozess der Digitalisierung an Bedeutung gewinnt. Unternehmen, die im Rahmen von Projekten innovative KI-Systeme erproben und einführen wollen, können sich mit Ihrer Idee noch bis zum 22. November 2019 für eine Förderung bewerben.
Die Einführung von KI-Systemen, neuer Technologien und Arbeitsweisen ist dabei kein Selbstzweck, sondern soll den Menschen dienen. Sie soll Unternehmen erfolgreicher machen und zugleich soziale Innovationen ermöglichen. Um dies zu erreichen, werden Projekte unterstützt, die technische, organisatorische und soziale Innovationen unter aktiver Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln und umsetzen. Wissenschaftliche Einrichtungen begleiten und evaluieren die Projekte.
Ziel der INQA-Experimentierräume ist es, innovative Lösungen für eine Arbeitswelt zu finden, die sich durch neue Technologien und soziale Umbrüche rapide verändert. Die Lösungen sollen vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Impulse geben, sich erfolgreich auf die neuen Herausforderungen einzustellen. Wichtig ist dabei der experimentelle Charakter der Projekte: Auf dem Weg in die Arbeitswelt der Zukunft sollen neue Wege beschritten werden – auch auf die Gefahr hin, dass nicht alle zum erwünschten Ziel führen.
Ausschlaggebend für den Erfolg ist die Partizipation der Beschäftigten
Wie digitale Technik Beschäftigte sozial stärker einbinden kann, zeigt das Beispiel des INQA-Experimentierraums „MADAM - Mobile Arbeit wird digital, digitale Arbeit wird mobil“ aus der ersten Förderrunde. Die Leipziger Verkehrsbetriebe als Projektträger haben dabei folgende Problemstellung definiert: Die Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Straßenbahnen sind den Großteil ihrer Arbeitszeit alleine im Stadtverkehr unterwegs. Sie haben wenig Gelegenheit zur Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen, anderen Abteilungen, dem Betriebsrat oder der Unternehmensleitung. So entgehen ihnen viele Informationen darüber, was im Betrieb vor sich geht. In einem ersten Schritt sollen die Fahrerinnen und Fahrer digital besser vernetzt werden, unter anderem durch eine Tablet-Anwendung.
Zugleich sehen die Projektverantwortlichen den Bedarf an flexiblerer Arbeit für die Beschäftigten im Innendienst. In einem zweiten Schritt werden innovative Arbeitszeitmodelle für die Büroangestellten erprobt. Abschließend sollen dann Qualifizierungskonzepte entwickelt werden, die Beschäftigte und Führungskräfte auf die neue digital-mobile Arbeitskultur einstimmen.
Als entscheidenden Erfolgsfaktor für das Projekt sehen die Leipziger Verkehrsbetriebe die Partizipation aller Beteiligten: Fahrerinnen und Fahrer, Büroangestellte, Führungskräfte, Betriebsrat und Personalabteilung gestalten den Prozess aktiv mit. Dieses Grundprinzip gilt auch für alle anderen Förderprojekte im Rahmen der Lern- und Experimentierräume: Nur durch Beteiligung aller entsteht Vertrauen in den Veränderungsprozess und nur durch aktive Mitwirkung der Beteiligten können die Projekte erfolgreich sein.