Pixabay

Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Wie Unternehmen Weichen für die Zukunft stellen

Das belegt eine repräsentative Sonderumfrage der DZ BANK, in der 1.000 Geschäftsführer:innen sowie Entscheider:innen befragt worden sind. Unternehmen sehen zwar die Kosten der Nachhaltigkeit, noch stärker gewichten sie aber den Nutzen. Sie werden attraktiver für die angesichts der demografischen Entwicklung in Zukunft immer stärker gesuchten Fachkräfte. Zudem sind nachhaltig wirtschaftende Unternehmen besser vorbereitet auf den Klimawandel und die von der Politik gesetzten oder noch zu setzenden Rahmenbedingungen für den Umstieg in eine CO2-neutrale Wirtschaft. Auch erschließt der sichtbare Einsatz von Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit den Unternehmen einen zusätzlichen Kundenkreis, der den Kauf von Produkten und Dienstleistungen auch von nachhaltigen Gesichtspunkten abhängig macht. Hinzu kommt, dass in einer globalen Wirtschaft Unternehmen zunehmend unter kritischer Beobachtung stehen.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Unter den drei ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) spielt das Thema Governance bzw. nachhaltige Unternehmensführung im Mittelstand die geringste Rolle.

  • 77 Prozent der Unternehmen betreiben Recycling und Abfallmanagement.

  • 72 Prozent machen Angebote zu Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter:innen.

  • Schriftlich formulierte Nachhaltigkeitsziele haben nur 45 Prozent – es fehlt an eine konsequente Steuerung.

  • 80 Prozent Befragten geben an, dass Auslöser für die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit die eigene Überzeugung sei (dabei gibt es nur sehr geringe Abweichungen auf der Branchenebene oder nach Unternehmensgröße), es folgten die Erwartung einer möglichen Einsparung von Energiekosten (75 Prozent), und dass die Unternehmen heute schon zukünftigen Anforderungen gerecht werden wollen (74 Prozent).

Mehr denn je müssen sich Unternehmen heute mit der Kritik externer Beobachter auseinandersetzen. Richtiges Nachhaltigkeitsmanagement ist zu einem entscheidenden Prüfstein für die Reputation von Unternehmen geworden. Stets wird das unternehmerische Verhalten daraufhin geprüft, ob ein verantwortliches Management erkennbar ist, das langfristig die Unternehmenszukunft sichert und vor Reputationsrisiken schützt. Werden bei Markenartiklern einzelne Produkte kritisch betrachtet, steht bei Handelsunternehmen das gesamte Sortiment im Fokus einer kritischen Öffentlichkeit. Konsument:innen fordern nicht nur sichere Produkte und hochwertige Verarbeitung, sondern wollen mit gutem Gewissen kaufen. Unternehmerisch gelebte Verantwortung als Teil des wirtschaftlichen Handelns überzeugt heute die Öffentlichkeit mehr als gelegentliche Spenden oder die Förderung von Einzelprojekten.

Unternehmen, die die Regeln ihres Handelns transparent machen und nachweislich einhalten, gewinnen an Reputation und setzen sich positiv von Mitbewerbern ab. Für den Ökoversender memo ist der eigene Nachhaltigkeitsbericht eines der wichtigsten Kommunikationsinstrumente, weil er ehrlich über die Leistungen, Maßnahmen und Ziele in allen Unternehmensbereichen informiert und ein fester Bestandteil ihres ganzheitlich nachhaltigen Handelns ist. Auch Digitalisierungsblockaden wurden hier schon früh aufgelöst und bestehende Hemmnisse abgebaut (umfassende Strategie, Anpassung der Organisationsstruktur und der Unternehmensprozesse). Digitalisierung ist beim Onlineversender ein stetiger Entwicklungsprozess, der das Unternehmen seit der Gründung im Jahr 1991 begleitet und sich im Wesentlichen durch den Wandel vom reinen B2BKatalogversandhandel hin zu einem Multi-Channel/-E-Commerce-Unternehmen mit einem umfassenden Sortiment für unterschiedlichste Zielgruppen auszeichnet. 1998 war es eines der ersten seiner Branche, das sein gesamtes Produktsortiment auch online angeboten und frühzeitig in die Entwicklung medienneutraler Datenbanken für die Verwaltung der relevanten Produktinformationen investiert hat.

„Zum damaligen Zeitpunkt gingen wir ein großes Risiko ein. Das Projekt erforderte hohe finanzielle und personelle Ressourcen und die meisten Kundenbestellungen erhielten wir damals per Fax, Brief oder Telefon. Aber unsere damalige Überzeugung, dass die Zukunft des Versandhandels im E-Commerce liegen wird, hat sich bestätigt. Heute erhalten wir knapp 90 % aller Kundenbestellungen online oder per E-Mail. Davon werden 77 % nahezu vollständig automatisch über digitale Schnittstellen verschiedener Softwaresysteme bei memo und den Partnerunternehmen abgewickelt“, sagt Claudia Silber, die hier die Unternehmenskommunikation leitet. Der unschätzbare Wert ist das Know-how zum Thema Digitalisierung, dass intern erarbeitet und stetig weiterentwickelt wurde. „Zum damaligen Zeitpunkt war uns dieser Wert nicht wirklich bewusst. Heute sind wir davon überzeugt, dass dies einer der wichtigsten Aspekte für den dauerhaften Erfolg unseres Unternehmens ist.“ In der Digitalisierung von Unternehmensprozessen werden hier auch weiterhin enorme Zukunftschancen gesehen. „Um diese sinnvoll für unser Geschäftsmodell zu nutzen, ist es unabdingbar, den digitalen Wandel innerhalb des Unternehmens strategisch zu managen und kontinuierlich an relevante externe Entwicklungen anzupassen. So gilt es jederzeit gut abzuwägen, in welchen Unternehmensbereichen uns digitale Systeme in welcher Form nutzen und wie wir geeignete zukunftsfähige Systeme mit den uns zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Mitteln implementieren können“, so die Kommunikationsexpertin.

„In der praktischen Umsetzung zeigt sich, dass Digitalisierung in der Regel sehr gut mit den Zielen unseres Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagements zu harmonisieren ist – zum Beispiel, indem Mitarbeitende von monotonen Tätigkeiten entlastet und dabei unterstützt werden kreativ und wertschöpfend zu agieren, oder indem Prozesse hochwertig abgewickelt und dadurch der Verbrauch von Ressourcen reduziert werden kann.“ In welchen Unternehmensbereichen Digitalisierung heute oder auch in Zukunft für eine nachhaltige Entwicklung eine besondere Rolle spielt, wird im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht auszugsweise dargestellt. Wenn Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der Unternehmensspitze und im Kerngeschäft verankert sind, werden entsprechende Maßnahmen in Unternehmen mit höherer Aufmerksamkeit wahrgenommen und deren Umsetzung auch höher bewertet. Alle, die noch am Anfang stehen, können gerade von Nachhaltigkeitspionieren lernen, dass es eine wesentliche Aufgabe im Rahmen der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie ist, ein gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis zu entwickeln, auf dem die Strategie und die Arbeit in den konkreten Aktionsfeldern aufbauen können. Darüber hinaus hilft eine entsprechende Strategie an den vielfältigen vorhandenen Aktivitäten anzuknüpfen und diese bündeln. Ausschlaggebend auch im Kommunikationsprozess ist es, sichtbar zu machen, dass das Thema in ein systematisches Management eingebunden sein muss, um gezielt Chancen zu erschließen und Risiken zu vermeiden.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen