Drei Phasen, drei Führungsansätze: So meisterst du Restrukturierung, Konsolidierung und Wachstum

Jedes Unternehmen, das einmal die Gründungsphase hinter sich hat, durchläuft immer und immer wieder nur drei Phasen: Restrukturierung, Konsolidierung und Wachstum. Sie wechseln sich in einem Kreislauf ab – und erfordern jeweils einen eigenen Führungsansatz. Wie du deine Wirkmacht passgenau darauf abstimmst.

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dem oben beschriebenen Kreislauf umzugehen. Erstens: Die Gesellschafter schmeißen das Personalkarussell an und setzen immer denjenigen Geschäftsführer auf den Thron, von dem sie die höchste Kompetenz in der jeweiligen Phase erwarten. Oder zweitens: Du als Geschäftsführer beobachtest dein Unternehmen sehr genau – und kannst somit erkennen, wann es in eine Krise schlittert. So kannst du deinen Führungsstil dann anpassen.

Restrukturierung: Intensivstation

Eine Restrukturierung ist erforderlich, wenn du Frühwarnsignale nicht erkannt hast und dein Unternehmen in Schieflage gerät. Eine Notoperation ist erforderlich. Es gilt, lebenserhaltende Maßnahmen einzuleiten: Kosten runter, Preise rauf. Es gilt, aus der Not-OP den Weg in die Pathologie zu vermeiden und den Patienten (dein Unternehmen) in die Krankenstation zu bringen.

Hier braucht es klare Ansagen, eindeutige Rollenverteilung und transparente, unverblümte Kommunikation. Zeit für Visionen, Workshops oder Seminare gibt es in dieser Phase nicht. Oftmals musst du in einer Restrukturierung auch den Gestaltungsspielraum deiner Mitarbeiter eingrenzen, sie „an die kurze Leine“ nehmen. Der Grund: Der gesamte Gestaltungsspielraum deines Unternehmens ist eingegrenzt.

Wichtig ist nur das Überlebensnotwendige. Das musst du deinen Mitarbeitern klarmachen – und sie müssen es verstehen. „Get your shit done“ – darum geht es. Hier musst du dich als freudiger Macher positionieren, als bodenständiger Architekt und disziplinierter Umsetzer, der das Ruder herumreißen kann, um mit den Leistungsträgern wieder auf Kurs zu kommen.

Konsolidierung: Rehabilitation

Die Operation ist gelungen, dein Unternehmen ist in der Reha statt in der Pathologie gelandet. Reha, das ist die Konsolidierungsphase. Dein Unternehmen muss wieder laufen lernen, Schlachtpläne für die Markteroberung schmieden. Nach der Coronakrise befanden sich fast alle Unternehmen in dieser Phase, wenn sie die Pathologie vermeiden konnten.

Als Verantwortlicher musst du dich fragen: Wo sind wir wirklich stark, und was ist überflüssig? Du kannst deinen Leistungsträgern wieder mehr „Leine“ geben, denn: Du brauchst sie für den Wiederaufbau. Weitsichtige Strategen, kreative Denker und kluge Wirtschafter sind gefragt, die den Laden wieder an die Spitze treiben wollen. Hierfür musst du ein gemeinsames Zielbild entwickeln, nach dem sich alle richten.

Wichtig in dieser Phase: Agieren wie ein Langläufer, nicht wie ein Sprinter. Fokussiere dich auf dein Kerngeschäft, reagiere auf Markt- und Kundenveränderungen und hinterfrage das eigene Geschäftsmodell immer wieder kritisch! Und ganz wichtig: Wirf Ballast ab. Nimm die Produkte vom Markt, die am wenigsten performen, schließe nicht-ertragreiche Geschäftsbereiche, trenn dich von toxischen Mitarbeitern und lege Abteilungen zusammen.

Wachstum: Zurück auf der Rennstrecke

Die Richtung ist wieder klar, jeder hat das Big Picture vor Augen, du hast unnötigen Ballast abgeworfen, dein Unternehmen hat die Reha verlassen und ist wieder fit. Es herrscht Aufbruchstimmung. Der Pioniergeist ist geweckt und das Unternehmen wächst. Die „Leine“ kann weg. Du gibst deinen Leuten einen klaren, breit gesteckten Rahmen vor, in dem sie sich frei bewegen können.

In dieser Phase ist es deine Aufgabe, den visionären Antreiber und erfahrenen Organisationsentwickler zu geben. Kommunikation mit der Öffentlichkeit, Marketing und Werbung sind dabei wichtige Instrumente, um von allen gesehen zu werden. Denn: Märkte sind Gespräche. Alles kommuniziert!

Beachte: In der Wachstumsphase geht es deinem Unternehmen gut. Du solltest jetzt Krisenpläne entwickeln – für Zeiten, in denen es wieder bergab geht. In guten Zeiten für die schlechten sorgen – und in schlechten Zeiten die guten vorbereiten! Beziehe deine Leute in die Notfallpläne mit ein, denn vielfältige Blickwinkel erhöhen die Resilienz. Und sei dir dabei immer bewusst: Die nächste Krise kommt bestimmt.

Ulvi I. AYDIN schreibt über Konsumgüter & Handel, Marketing & Werbung, Wirtschaft & Management, Politik & Gesellschaft

Ulvi Aydin, Preisträger des Interim Management Projekts 2018, wird von Kunden "People Mover" genannt. Er ist ein erfahrener, ergebnisorientierter und international agierender CEO und CSO. Als Unternehmensentwickler und Interim Manager unterstützt er mittelständische Unternehmen und Konzerne

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