Future-Skills statt Soft Skills: Warum Unternehmen jetzt neu bewerten müssen, was wirklich zählt
Soziale Kompetenzen wurden lange als nette Zugabe betrachtet – sympathisch, aber nicht entscheidend. Doch in einer Arbeitswelt, die zunehmend von Unsicherheit, Geschwindigkeit und Diversität geprägt ist, droht dieser Denkfehler teuer zu werden.
Fachwissen bleibt weiterhin relevant. Doch wer glaubt, dass Projekterfolg allein durch Zertifikate und Methodenkompetenz entsteht, ignoriert einen zentralen Faktor: Menschen führen Projekte – nicht Tools. Und genau hier offenbaren sich die Schwächen eines HR-Systems, das auf messbare Hard Skills fokussiert ist, während entscheidende Future Skills übersehen oder unterschätzt werden.
Empathie als Führungsfaktor
Eine aktuelle Analyse des World Economic Forum führt Kompetenzen wie Empathie, aktives Zuhören und interkulturelle Kommunikation unter den zehn wichtigsten Zukunftskompetenzen. Die Bertelsmann Stiftung kommt zu einem ähnlichen Schluss: 78 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass soziale Fähigkeiten künftig entscheidend für den Geschäftserfolg sind.
Trotzdem zeigt sich in der Praxis: Während Fachwissen mit Tests und Noten belegt wird, bleibt die Bewertung sozialer Fähigkeiten diffus – häufig dem Bauchgefühl im Vorstellungsgespräch überlassen. Das birgt nicht nur ein hohes Bias-Risiko, sondern auch strategische Nachteile im Recruiting und in der Personalentwicklung.
Komplexität erfordert Dialogkompetenz
Moderne Arbeitsumfelder verlangen Dialog auf Augenhöhe, Führung ohne Machtgehabe und die Fähigkeit, mit Mehrdeutigkeiten umzugehen. Gerade in hybriden Strukturen und crossfunktionalen Teams ist Kommunikation nicht Kür, sondern Voraussetzung für Produktivität.
„Was wir in diesen Zeiten am meisten brauchen: Führung, die nicht alles weiß, aber Haltung zeigt. Die nicht unverwundbar ist, aber verlässlich. Und die Sicherheit nicht verspricht, sondern möglich macht", betont Executive Coach und XING Insiderin Charlotte Geyer in diesem Artikel.
Unternehmen stehen vor einem Bewertungsproblem
Der Begriff „Soft Skills“ suggeriert Beliebigkeit – und genau das ist das Problem. Denn was heute oft als persönliche Note betrachtet wird, entscheidet morgen über Innovationsfähigkeit, Kundenbindung und Teamresilienz.
Ein Umdenken ist nötig – auch im Controlling: Die Wirkung von sozialer Kompetenz lässt sich in KPIs wie Retention, Führungsspanne, Konfliktquote oder Krankenstand längst abbilden. Unternehmen, die Future Skills nicht strategisch einordnen, laufen Gefahr, wertvolle Potenziale zu übersehen – und damit ihre Zukunftsfähigkeit zu gefährden.
Future Skills sind keine weichen Themen. Sie sind harte Wettbewerbsfaktoren in einer zunehmend vernetzten, dynamischen und menschenzentrierten Wirtschaft. Wer sie weiterhin als Randnotiz behandelt, trifft keine unternehmerische Entscheidung – sondern verpasst eine.