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Generationenkonflikte im Job: Wie Du Dich und Deine Ideen im Team durchsetzt

Als Berufseinsteiger·in kann es schwierig sein, sich gegen erfahrene Kolleg·innen durchzusetzen und das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Beherzige diese Tipps, wenn in Deinem Job Konflikte zwischen verschiedenen Generationen auftreten.

Bei „Frag die Insider!“ helfen von XING ausgewählte Expertinnen und Experten Dir dabei, praxisnahe Lösungen zu finden, die zu Dir passen. Dieses Mal: @Ronja Ebeling, XING Insiderin und Expertin für die Generation Z.

Ich bin frisch ins Unternehmen eingestiegen und habe einen älteren Kollegen, der mich ständig belehrt und von anno dazumal erzählt. Wie gehe ich damit um? Ich bin echt genervt und kann meine Ideen kaum einbringen oder umsetzen.
Maja (w, 26)
Als gelernte Journalistin beschäftigt sie sich faktenbasiert mit der Generation Z: Ronja Ebeling, Inhaberin und Gründerin von „Team of Tomorrow“
Als gelernte Journalistin beschäftigt sie sich faktenbasiert mit der Generation Z: Ronja Ebeling, Inhaberin und Gründerin von „Team of Tomorrow“

Liebe Maja,

autsch, das hört sich nach einer besonders unangenehmen Mischung an: Mansplaining – und dann auch noch aus der älteren Perspektive. Diese Kombination macht den Umgang besonders schwer. Denn wenn eine junge Frau einem älteren Mann erklärt, dass sie weiß, was sie tut, hat sie einen Stempel schnell sicher: „Die überhebliche 26-Jährige, die sich nicht helfen lassen möchte.“

Mansplaining kennen Frauen aller Generationen

Aber starten wir mal ganz vorn: Die feministische amerikanische Denkerin Rebecca Solnit hat den Begriff Mansplaining geprägt, der das Verhalten von klassischen Alphamales beschreibt. Frauen aller Generationen kennen Mansplaining – ob im Privaten oder im Job: Ein allwissender Mann erklärt einer Kfz-Mechatronikerin bei der Abgabe seines Wagens in der Werkstatt, wie sie ihn am besten reparieren sollte. Ein allwissender Mann erklärt seiner schwangeren Kollegin, dass die Schmerzen bei einer Geburt ja gar nicht so schlimm seien, wenn man sich nur mental darauf einstelle. Ein allwissender Mann erklärt der Social-Media-Beauftragten im Unternehmen, wie sie Tiktok nutzen sollte. Das weiß er, weil seine Kinder die App auch nutzen.

Kurz gesagt: Ein allwissender Mann geht davon aus, dass er mehr über den Gesprächsgegenstand weiß als die weibliche Gesprächspartnerin. Also erklärt er ihr ungefragt und nicht selten herablassend die Welt.

Oft passiert Mansplaining tatsächlich eher unbewusst. Denn meist steckt hinter dem Verhalten ein traditionelles Rollenbild und eine entsprechende Sozialisierung. Männer, die in der veralteten Rolle des Alphamales feststecken, sind es gewohnt, dass sie die Kommunikations- und Deutungshoheit innehaben. Sie beanspruchen in Gesprächen eine lange Redezeit für sich und auch in Männergruppen kommunizieren sie hierarchisch und statusorientiert.

Kommt dann noch ein Altersunterschied zu einer Frau dazu, steht sie in seinen Augen automatisch auf einer rangniedrigeren Position, die sicherlich von seinem Gedankengut profitiert – ganz egal wie halbgar es ist. Wenn die Belehrungen dann auch noch in einem Meeting vor anderen stattfinden, ist es für die Kollegin besonders unangenehm.

Wie sollten junge Frauen mit Erklärbären im Job umgehen?

Der konstruktive Umgang wäre, dem jeweiligen Kollegen sein Verhalten in einem Einzelgespräch zu spiegeln und zu erklären, warum es unprofessionell und bevormundend ist. Im Idealfall stößt die Frau damit an, dass er seine Kommunikation reflektiert. Es kann aber auch sein, dass er die Schuld von sich weist und die jüngere Kollegin als überempfindlich bezeichnet oder ihr gar selbst ein Kommunikationsproblem nachsagt. Wenn das passiert, sollten Frauen in die Offensive gehen: Nachfragen statt nachgeben.

🕵️‍♂️ Detailfragen

Beim nächsten Mal, wenn der Kollege ungefragt den Erklärbären raushängen lässt und die eigentliche Expertin belehren will, solltest Du explizit nachfragen. Mit Detailfragen wird sein Halbwissen schnell entlarvt und er wird selbst merken, dass er eigentlich wenig Ahnung hat.

💪 Paroli bieten

Wenn seine Belehrungen vor anderen stattfinden, kannst Du auch mal schlagfertig antworten und passende Paroli bieten. Aber Achtung: Hier darf es nicht zu persönlich werden.

🤝 Verbündete suchen

Wenn es einen Mansplainer im Team gibt, ist meist nicht nur eine Person davon genervt. Schließt Euch zusammen und unterstreicht die Expertise der jeweils anderen in gemeinsamen Meetings. Am besten sensibilisiert Ihr auch männliche Teammitglieder für das Problem, damit sie sich ebenfalls einbringen können.

🚨 XING Tipp: Dich stört mehr als nur dieser „Mansplainer“ in Deinem Job? Dann gib jetzt hier Deine Job-Wünsche an, um passende Job-Angebote zu bekommen und von Recruitern gefunden zu werden.

Was sollten Führungskräfte beim Mansplaining im Team tun?

Wenn Führungskräfte beobachten, dass es im Team häufig zu Mansplaining kommt, sollten auch sie sich einschalten, damit sich die Fronten nicht verhärten. Eine Möglichkeit könnte sein, dass man dem Erklärbären ein Kommunikationscoaching mit einer Frau nahelegt.

In unserem E-Learning TEAM OF TOMORROWraten wir zusätzlich dazu, mit sogenannten Kompetenzbereichen zu arbeiten. Dabei werden die Kompetenzbereiche aller Teammitglieder definiert und für alle – zum Beispiel im Intranet und der E-Mail-Signatur – sichtbar gemacht. Dadurch wird klar, wer die Expertise zu welchen Themen mitbringt und die Kolleg·innen wissen auch, wo die eigene Expertise anfängt und wo sie endet.

Außerdem empfehlen wir in unserem E-Learning immer wieder Literatur, die griffbereit und für alle zugänglich im Unternehmensbücherregal bereitstehen sollte. Heißer Tipp an dieser Stelle: „Wenn Männer mir die Welt erklären“ von Rebecca Solnit.

Hoffentlich wirst Du den Konflikt schnell lösen können – viel Erfolg dabei, Maja!

Deine Ronja

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