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Hält! Umweltschonend kleben

Dass etwas "klebt", beruht darauf, dass die Klebstoffmoleküle durch Saugwirkung und elektrostatische Anziehung an einer Unterlage haften (Adhäsion) und gleichzeitig durch Austrocknung untereinander (Kohäsion) fest werden. Von vielen Klebstoffen ist allerdings abzuraten, weil sie Formaldehyd enthalten. Die stechend riechende Substanz kann beim Menschen Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen. In den USA ist Formaldehyd seit 2011 als krebserzeugend eingestuft, und seine Nutzung wurde stark eingeschränkt. Berichtet wurde darüber im Kontext des Bauens und Wohnens ausführlich im Beitrag „Wie stark belastet Formaldehyd aus Holzmöbeln die Raumluft?“ Als erstes der großen mitteleuropäischen Küchenhersteller hat Häcker Küchen seine Produktion vor einigen Jahren komplett auf formaldehydreduzierte Holzwerkstoffe umgestellt. Sein auf formaldehydreduzierte Holzwerkstoffe umgestelltes Küchenprogramm wird mit dem Label „PURemission“ gekennzeichnet.

Die Begriffsführung wurde bei der im Verlauf des Jahres 2013 vorgenommenen Umstellung auf die PUR-Verleimung von Dickkanten eingeführt. Diese als Alternative zur Lasertechnologie ausgewählte Verleimungsart wird vom Unternehmen unter der Bezeichnung „PURresist“ kommuniziert. Die sorgfältige Verarbeitung der formaldehyd- und lösungsmittelfreien Klebstoffkanten tragen so zur Einhaltung sämtlicher Nachhaltigkeitsstandards bei. Um sich weitgehend vor Schadstoffen zu schützen, sollte beim Kauf von Möbeln deshalb auf Gütesiegel wie „Blauer Engel“, „Goldenes M“, „LGA-schadstoffgeprüft“ oder „ÖkoControl“ geachtet werden.

Umweltschonend kleben im Alltag

Doch was bedeutet das Thema Kleben im Alltag? Worauf sollte beim Kauf geachtet werden? Was macht ein nachhaltiges Produkt aus? Der Klebstoff wird durch Lösemittel in seinem Behältnis einsatzbereit gehalten, ohne ihn chemisch zu verändern – dies ist allerdings nicht ungefährlich, vor allem, wenn Kinder damit hantieren. Solche Klebestoffe sind am Gefahrenpiktoramm (lodernde Flamme) zu erkennen. Öko-Test nahm im Oktober 2020 zwanzig Kleber mit der Auslobung „lösemittelfrei“ unter die Lupe. Damit ist gemeint, dass er frei von flüchtigen organischen Lösemitteln ist. Das klingt zunächst gut und richtig. Allerdings müssen die Hersteller ein anderes Konservierungsmittel hinzufügen, damit der Kleber seine Konsistenz behält und vor Schimmel und Bakterien geschützt ist. Diese Konservierungsstoffe sind nicht zu unterschätzen. Besonders problematisch sind Verbindungen aus der Gruppe der Isothiazolinone - Chlormethylisothiazolinon (CIT) und Methylisothiazolinon (MIT) -, weil sie Haut und Augen stark reizen und Allergien auslösen können. Häufig verweisen Hersteller auf der Verpackung nicht einmal darauf.

Dass es auch nachhaltiger geht, belegen die Testsieger ohne solche Problemstoffe.

Von den getesteten Klebstoffen haben die Hälfte mit der Bestnote „sehr gut“ abgeschnitten. Darunter befinden sich beispielsweise: Pritt Bastelkleber (Flüssigkleber), Edeka Gut & Günstig (Klebestift) und der UHU Stic (Klebestift). Bei keinem der Testsieger hat Öko-Test bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden. Zudem sind es ganzheitlich nachhaltige Produkte: So besteht die Hülse des UHU Stic zu 50 % aus recyceltem Kunststoff. Die Klebmasse ist zu 98 % naturbasiert (Quelle: memolife). Auch der UHU Vielzweckkleber "flinke flasche" ist ohne Lösungsmittel hergestellt. Er besteht zu 70 % aus naturbasierten Rohstoffen (wie auch Produkte von ökoNORM). Die Flasche wird zu 88 % aus nachwachsenden Rohstoffen, und der Gutenberg Kleber "Gummierstift" aus Gummiarabicum hergestellt, einem reinen Pflanzengummi. Bei der Auswahl der Produkte sollte also darauf geachtet werden, dass sie umweltverträglich, schadstofffrei, abwaschbar, biologisch abbaubar und nachfüllbar sind.

Weiterführende Informationen:

Wohngesundheit: Warum Gift häufig in der Luft liegt - und was Unternehmen dagegen tun

Jörg Döbereiner: Hält was er verspricht. In: ökoTest Magazin 10 (2020), S. 83-86.

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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