Hoffnung braucht Handlung
Hoffnung ist kein „Freibrief, nichts anderes mehr tun zu müssen, es aussitzen zu können und auf die Erfolge zu warten“, sagt der Business-Experte Hermann Scherer. Sie sollte immer mit dem Handeln und der Übernahme von Verantwortung verbunden sein. Erst dann gelingt es, das eigene Leben wirklich zu meistern. Die Hoffnung ist nur der erste Schritt, um den Mut aufzubringen und den Entschluss zu fassen, sich bestimmte Kompetenzen oder Fähigkeiten anzueignen, die zu einer Form der Meisterschaft führt. Allerdings erfordert Meisterschaft viel mehr als in möglichst in kürzester Zeit eine bestimmte Leistung zu erbringen, um ein konkretes Ziel zu erreichen.
Es geht auch um die Aufgabe, sein Leben zu führen, sich in der Welt zurecht zu finden, sie zu deuten und das eigene Leben als eine zu gestaltende Aufgabe anzunehmen. Eine Möglichkeit, sich ihr zu nähern, bietet das Feld der praktischen Philosophie, deren Tradition bis in die griechische Antike zurückreicht - zurück zu der platonischen Frage nach dem, was ein „gutes Leben“ ausmacht. Einer der Philosophen, der sich mit den Fragen der eigenen „Meisterschaft“ in Fragen der Lebensgestaltung beschäftigt hat, war Platons Schüler Aristoteles. Ein wesentlicher Bestandteil, den er für jede Form von Meisterschaft als grundlegend erachtete, ist zunächst der Umgang mit Wissen. In jeder Form von Meisterschaft geht es darum, sich ausreichend davon anzueignen, um es dann in seiner eigenen Begrenztheit in ein für das Gemeinwohl bestmögliches Handeln zu überführen.
Nach Ansicht der Philosophin Dr. Ina Schmidt unterscheidet sich die „innere Meisterschaft“ kategorisch von jeder äußerlich sichtbaren Form der Meisterschaft: „Was uns gemäß ist, können nur wir selbst anhand des Empfindens einer besonderen Form der Stimmigkeit ausmachen, um von dort aus das immer wieder neu entstehende Potential zu entwerfen und zu gestalten.“ Auf diese Weise, und indem wir sinnstiftende Zusammenhänge schaffen, kann das eigene Leben auf bestmögliche Weise gemeistert werden. In der Antike wurde ein solches Leben als „tugendhaft“ beschrieben und die sich daraus ergebende Meisterschaft beruhte den vier Kardinalstugenden Gerechtigkeit, Gelassenheit, Mäßigung und Tapferkeit. Der Begriff der Tugend vom Begriff der „Tüchtigkeit“ abstammt, ist kein Zufall, denn tugendhaftes Verhalten hat auch immer etwas mit Einsatz, Engagement und Können zu tun.
Das bestätigen auch viele Unternehmer: „Alle Erfolgreichen sind fleißig, sie lernen und arbeiten hart an ihrem Können“, sagt Matthias Krieger, Gründer und Gesellschafter der Unternehmensgruppe Krieger + Schramm (K+S). Auch für den Personalexperten und Unternehmer Werner Neumüller spielen Tüchtigkeit mit all den damit verbundenen Werten eine wichtige Rolle: Im ländlichen Anwesen seiner Eltern lernte er, schon früh Verantwortung zu übernehmen. In dieser Zeit lernte er, sich all seinen Ängsten zu stellen, um sie anschließend zu verlieren, und dass er mit Fleiß und Ausdauer sehr gute Leistung erbringen kann, die wertgeschätzt und gefördert wird. „Ehrlich, fleißig, nachhaltig“ gehört heute zum Markenkern seiner Unternehmensgruppe. Ein kreatives Miteinander auf der Basis einer guten Ausbildung in Kombination mit Werten wie Fleiß und dem Streben nach weiterer stetiger Optimierung ist für ihn ein wesentlicher Schlüssel zur Zukunft.
In einer Welt der Ungewissheit, der Unruhe und Krisen kann es sich niemand leisten, sich nur gedanklich eine bessere Welt auszumalen. Tun ist das Wort der Stunde - für den Unternehmer Reinhold Würth „Schaffe“. Darunter versteht er „Arbeit, Fleiß und Ehrgeiz, Ideenreichtum und Tatendrang, Expansion und Innovation“, Ärmel hochkrempeln und anpacken, sich verändern, Verantwortung übernehmen und tun, was in den eigenen Möglichkeiten liegt. All diese Beispiele zeigen, dass wir unser Leben meistern, indem wir es nachhaltig gestalten und weniger, indem wir es bezwingen.
Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen.
Ina Schmidt: Die innere Meisterschaft. Wie die Philosophie dabei hilft, unser Leben zu meistern.
Matthias Krieger: Der Erfolgsmacher: Vom Leistungssportler zum Bauunternehmer.
Alle Beiträge sind enthalten im Sammelband: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.