Ich war CEO – und innerlich leer
Warum Selbstführung keine Schwäche, sondern die höchste Form von Leadership ist.
Von außen betrachtet lief alles nach Plan.
Ich war CEO eines Softwareunternehmens.
Verantwortung, Team, Strategie, Skalierung.
Meetings, Entscheidungen, Wachstum.
Ich hatte Energie, Klarheit und das Standing, das man sich in solchen Rollen hart erarbeitet.
Doch innerlich war ich leer.
Nicht weil ich schwach war – sondern weil ich über Jahre hinweg ausschließlich funktioniert hatte.
Vom High Performer zum Dauerläufer im Autopilot
Ich war in der Unternehmensberatung groß geworden. SAP-Projekte weltweit, unzählige Kunden, lange Wochen – alles mit Leidenschaft. Ich war ein Macher. Ein Umsetzer. Ein „Geht nicht gibt’s nicht“-Typ.
Mit 31 dann: CEO.
Ein Ritterschlag. Ein Ziel erreicht. Und doch der Anfang vom Stillstand – innerlich. Denn ich war so sehr mit Machen beschäftigt, dass ich völlig vergessen hatte, zu fühlen.
Jede Entscheidung war logisch. Kalkuliert. Richtig auf dem Papier.
Aber ich spürte mich selbst kaum noch. Keine Freude, kein Stolz, keine echte Verbindung. Nur das leise Gefühl, dass ich mich irgendwo auf diesem Weg verloren hatte.
Und dann kam der Herzinfarkt mit 42. Mein Körper hat mir das Signal gegeben, das ich selbst jahrelang ignoriert hatte.
Was Führung heute wirklich braucht
Wir sprechen in Unternehmen viel über Resilienz, Achtsamkeit und emotionale Intelligenz – oft noch in alten Definitionen, dabei ist längst klar, dass eine neue, tiefere Form emotionaler Intelligenz gefragt ist: eine, die auch Selbstkontakt, Intuition und emotionale Präsenz einschließt.
Doch in der Praxis überwiegen noch immer:
Volle Terminkalender. Dauerverfügbarkeit. KPI-Fixierung. Und persönliche Leere hinter professionellen Masken.
Das Problem ist nicht die Verantwortung. Das Problem ist, wie wir mit uns selbst umgehen, während wir Verantwortung tragen.
Ich kenne hunderte Führungskräfte, die brennen. Für ihr Unternehmen, für ihre Vision – aber oft aus, nicht für etwas.
Was fehlt, ist nicht Kompetenz. Es ist Verbindung – zu sich selbst.
Selbstführung ist die Voraussetzung für echte Führung
Leadership beginnt nicht im Meetingraum.
Nicht im Budgetgespräch.
Nicht in der Strategieplanung.
Leadership beginnt innen – mit Klarheit über das eigene Warum, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse.
Mit der Fähigkeit, die eigenen Emotionen wahrzunehmen, bevor sie uns überrollen.
Mit dem Mut, auch unbequeme Entscheidungen für sich zu treffen – bevor es andere tun (oder der Körper übernimmt).
Heute arbeite ich mit Unternehmern, Führungskräften und Männern in Verantwortung. Und der häufigste Satz, den ich höre, ist: „Ich funktioniere – aber ich fühle nichts mehr.“Frank Rechsteiner
Das ist kein Luxusproblem.
Das ist ein Warnsignal.
Was ich heute anders mache
Ich habe gelernt, meine Energie zu steuern – nicht nur meinen Kalender.
Ich habe gelernt, Nein zu sagen – ohne Schuldgefühl.
Ich habe gelernt, Wut, Frust oder Trauer nicht als Schwäche, sondern als Zugang zu mir selbst zu verstehen.
Und ich habe gelernt, dass ich nur dann gut führen kann, wenn ich bei mir bin.
Das bedeutet nicht, weich zu werden.
Es bedeutet, klarer, bewusster und menschlicher zu entscheiden – für sich und für andere.
Fazit: Präsenz statt Performance
Wir brauchen keinen neuen Führungsstil.
Wir brauchen führungsfähige Menschen.
Menschen, die nicht nur Ziele erreichen, sondern verbunden handeln.
Die nicht nur performen, sondern auch präsent sind.
Für ihr Team – aber vor allem für sich selbst.
Ich war CEO – und innerlich leer.
Heute bin ich Unternehmer – und voll da.