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Immer noch nicht kapiert? Oder warum das Alter in der Arbeitswelt nach wie vor diskriminiert wird

Was für eine sensationell gute Generation wir 50+-er doch sind. Erfahren, ausbalanciert, unterstützend, (aus-)gebildet, strategisch, überschauend, verbindlich, vertrauensvoll, sympathisch, gelassen, geprüft, verdienstvoll, gemeinschaftlich, zusammenbringend, verbindend, wertschätzend, respektvoll, ordentlich, sachlich, kompetent, weitblickend, Rat gebend, gesund, energiegeladen, den Blick für das Wesentliche und, und, und. Ich könnte ganze Seiten mit den zahlreichen Vorzügen und Vorteilen schreiben und wäre wohl doch noch nicht am Ende des Lobs für meine Generation. Es könnte alles so wunderbar, einfach und unkompliziert sein in dieser Arbeitswelt.

Stellen Sie sich nur einmal vor, Sie sind zwischen 50 und 65, aktiv, arbeitswillig und erfahren. Sie bewerben sich um eine gute Position in einem guten Unternehmen. Man lädt Sie ein, Sie führen ein hervorragendes Gespräch, überzeugen Ihr Gegenüber und bekommen den Job. Das hört sich doch nicht nur sehr gut an, das klingt doch auch realistisch – oder etwa nicht?

Die Realität ist leider tatsächlich eine andere. Gerade las ich einen Artikel mit der Überschrift: „Diskriminierung aufgrund von Alter gilt als die häufigste in Deutschland und wird in repräsentativen Umfragen am meisten genannt.“ (tagesspiegel.de). Aufgewacht aus diesem wunderschönen Traum von eben und „hässlich“ Willkommen auf dem Boden der Tatsachen. Tatsachen, die aufgrund des Fachkräftemangels in unserem Land und aufgrund des demografischen Wandels so gar nicht nachvollziehbar sind. Wieder ein Thema, welches wir nicht verstehen, weil es keine Substanz, keine fundierte Erklärung und so gar keinen Sinn liefert.

Sind wir zu alt, um zu arbeiten und zu jung für die Rente? Zählt denn unsere Erfahrung, unser Knowhow und unsere Expertise so gar nichts mehr. Hat man uns angelogen, als man uns in jungen Jahren dazu animierte und weiterzubilden. Hat man uns belogen, als man uns lehrte, Respekt vor dem Alter zu haben. Zählt die Generation 50+ nichts mehr in der Arbeitswelt? Was passiert da mit uns. Immerhin machen Menschen zwischen 45 und 67 Jahren fast die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland aus. Ist das nichts? Sind wir nichts?

Wenn Bewerber:innen mit jahrelanger Erfahrung eine Absage mit den Worten „Wir haben uns für einen Mitbewerber entschieden, der mehr Erfahrung mitbringt“ erhalten. Wenn Entscheider in Unternehmen die Vorgabe machen, niemanden Ü50 einzustellen, obwohl sie selbst dieser Altersgruppe angehören – der durchschnittliche Vorstand in Deutschland ist 55 Jahre alt-. Wenn hoch qualifizierte Menschen hundert und mehr Bewerbungen schreiben, nur um dann wenige Stunden später eine Absage mit den Worten: „Nach intensiver Prüfung Ihrer Unterlagen müssen wir Ihnen bedauerlicherweise absagen.“ zu erhalten.

Dann haben wir ein echtes Problem, denn dann fehlt diesen Unternehmen und ihrem Führungsstab die Loyalität, der Weitblick, der Respekt, die Offenheit, die Ehrlichkeit und die Wertschätzung, die sie so gerne in ihren Vorstellungsgesprächen und Präsentationen betonen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin weder ein Nörgler, noch schere ich alle Unternehmen über einen Kamm. Ich stelle nur fest und mit über 20 Jahren Erfahrung auf dem Arbeits- Karriere- und Bewerbermarkt habe ich, ohne zu übertreiben, sicherlich eine gewisse Expertise gewonnen.

Ich kann mittlerweile auch nicht mehr die fein sorgfältig gebastelten Ausreden und Vorurteile hören. Zu alt ist gleich zu krank, zu unflexibel, zu teuer, zu wenig integrierbar, zu starrsinnig, zu kompliziert, nicht up to date und so weiter. Alles Aussagen, die mehrfach widerlegt wurden und die keine Substanz haben. Aber angewandt werden sie trotzdem.

Menschen, die viele Jahre engagiert die Unternehmen mit aufgebaut haben, die sie heute ablehnen. Wie paradox ist das denn bitteschön. Führungskräfte, die von den erfahrenen Mitarbeiter:innen eingearbeitet, eingestellt und aufgebaut wurden, entscheiden sich heute gegen die Generation Ihre ehemaligen Mentoren, Gönner und Kollegen.

Wir sind alle gleich und ich bin felsenfest davor überzeugt, dass keiner der Generation 50+ dem Unternehmen, bei dem er sich bewirbt, schaden möchte. Ganz im Gegenteil, wir bekommen tagtäglich aufgezeigt, wie wichtig es ist, genau diese Generation nicht abzustempeln, sondern sie mehr zu integrieren und mit ihnen zusammen zu arbeiten.

Nehmen Sie meinen Beitrag hier als Appell, als Angebot, mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen, als kleinen Denkanstoß für die großartige Generation 50+ da draußen. Sprechen Sie mich an, diskutieren Sie mit mir, fragen Sie mich. Das ist mein Angebot an alle Unternehmen, die unschlüssig sind.

Und dass die altersübergreifende Zusammenarbeit hervorragend funktioniert, hat mein Unternehmen HAPEKO in seinem neuesten Artikel deutlich gemacht. Hier sende ich Ihnen gerne den Link und lade Sie ein, den Beitrag zu lesen.

https://www.hapeko.de/magazin/age-diversity-die-vorteile-altersgemischter-teams

Ich freue mich auf einen guten Austausch mit Ihnen.

Alles Gute und bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst

Michael H. Hahl

MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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