Krise – na und? Deutsche machen sich keine Sorgen um ihre Jobs
Die Mehrheit der Deutschen bleibt „jobtimistisch“. Doch es gibt Unterschiede zwischen den Generationen, so das Ergebnis der XING Job-Happiness-Studie 2022. Viele müssen wegen Arbeitnehmer·innenmangel zudem länger arbeiten.
Energiekrise, Krieg, Inflation und nun auch noch eine drohende Rezession: Den Deutschen wird derzeit viel zugemutet. Ein Großteil der Erwerbstätigen in Deutschland hat dennoch keine Angst vor der beruflichen Zukunft, auch wenn die Krisen nicht abzureißen scheinen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa, die im Auftrag von XING erstellt wurde.
Demnach blicken alle Generationen am Arbeitsmarkt derzeit mehrheitlich optimistisch in ihre berufliche Zukunft: Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten stimmen der Aussage zu: „In meinem aktuellen Job muss ich mir keine Sorgen um meine berufliche Zukunft machen“.
Beschäftigte der Babyboomer-Generation (über 56 Jahre) sind dabei besonders zuversichtlich. Hier geben 75 Prozent der Befragten an, sich keine Sorgen um die berufliche Zukunft zu machen. Allerdings fällt die Zuversicht bei den Jüngeren etwas geringer aus:
Bei den 18- bis 25-Jährigen geben 65 Prozent an, sich keine Sorgen im aktuellen Job um die berufliche Zukunft zu machen.
Bei den 26- bis 35-Jährigen sind es 66 Prozent.
Bei den 36- bis 45-Jährigen sind es 69 Prozen****t, die sich keine Sorgen um ihren aktuellen Job machen.
Für die XING Job-Happiness-Studie 2022 befragte forsa im Oktober 2022 insgesamt 3.042 erwerbstätige Personen im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage. Keine Unterschiede gibt es in puncto Jobzuversicht dabei zwischen den Geschlechtern: Frauen wie Männer stimmten jeweils zu 69 Prozent zu, keine Angst im aktuellen Job um die berufliche Zukunft zu haben.
Arbeitsmarkt bleibt stabil trotz Konjunktursorgen
„Der Fachkräftemangel scheint im Bewusstsein der Erwerbstätigen stärker verankert zu sein als Konjunktursorgen, denn Deutschlands Beschäftigte schätzen trotz vieler Krisen ihre Chancen am Jobmarkt weiter positiv ein“, sagt Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, Muttergesellschaft des Job-Netzwerks XING, zum Ergebnis der Studie.
Gründe für die Zuversicht der Deutschen seien der stabile Arbeitsmarkt sowie der in vielen Branchen andauernde Arbeitnehmer•innenmangel, der durch die demografische Entwicklung noch gestärkt würde. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) werden in den kommenden Jahren rund fünf Millionen Babyboomer in Rente gehen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht derzeit von 1,82 Millionen offenen Stellen aus (Stand: IAB November 2022).
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89 Prozent gehen davon aus, attraktiv für Arbeitgeber zu sein
„Die Situation am Arbeitsmarkt bleibt somit für viele Menschen arbeitnehmerfreundlich. Heute müssen sich Unternehmen bei Jobsuchenden und Talenten bewerben – und nicht umgekehrt“, so von Strombeck weiter.
Die neuen Kräfteverhältnisse am Arbeitsmarkt spiegeln sich auch in weiteren Ergebnissen der XING Job-Happiness-Studie 2022 wider: So ist die überwiegende Mehrheit der Befragten derzeit sehr selbstbewusst, wenn es um die eigenen Fähigkeiten geht. 89 Prozent der Erwerbstätigen sind laut forsa-Studie der Auffassung, attraktiv für potenzielle Arbeitgeber zu sein.
Jeder Dritte arbeitet länger, um fehlende Kolleg•innen zu kompensieren
Der Arbeitenehmer•innenmangel bringt indes auch Belastungen für die Deutschen in ihren aktuellen Jobs mit: Laut XING Job-Happiness-Studie 2022 arbeitet derzeit:
Jede•r dritte Beschäftigte länger, um im eigenen Unternehmen fehlende Kolleg•innen zu kompensieren (35 Prozent).
31 Prozent der Befragten geben zudem an, sich derzeit überlastet oder gestresst zu fühlen.
Jede•r Zehnte macht in diesem Umfeld sogar Überstunden ohne einen finanziellen oder Freizeit-Ausgleich zu erhalten (11 Prozent).
25 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland schätzen zudem ihre Bezahlung generell als unfair ein.
Das Dilemma: Laut forsa sind neben der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit und der Identifikation mit dem Arbeitgeber vor allem ein entspanntes Arbeitsumfeld, faire Bezahlung und Wertschätzung Treiber für die Zufriedenheit im Job. Von Strombeck: „Die persönliche Zufriedenheit am Arbeitsplatz hängt von vielen Komponenten ab."
Laut forsa-Befragung fühlen sich derzeit 21 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland nicht wertgeschätzt, 25 Prozent empfinden ihre Bezahlung als nicht fair und 31 Prozent sind gestresst bei der Arbeit.
Auf diese unterschiedlichen Bedürfnisse müssen Unternehmen ganz besonders achten. In Zeiten des Fachkräftemangels hat der Mitarbeiter vor allem eines: die Wahl. Und wer unzufrieden ist, ist naturgemäß offener für einen Arbeitsplatzwechsel.“ Wer hingegen die Arbeitszufriedenheit seiner Beschäftigten im Blick habe, profitiere laut Studie von einer höheren Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber sowie einer geringeren Bereitschaft zum Jobwechsel.
Für die XING Job-Happiness-Studie 2022 befragte forsa im Oktober 2022 insgesamt 3.042 erwerbstätige Personen ab 18 Jahren in Deutschland im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage.
Machst Du Dir in Deinem aktuellen Job Sorgen um Deine berufliche Zukunft? Diskutiere mit in den Kommentaren.