Navigation überspringen
article cover
Pixabay

Liebe in Zeiten der Digitalisierung

Immer mehr Menschen glauben, dass Liebe durch das Handeln in der digitalen Welt und die Nutzung digitaler Technologien möglich ist. Plattformen wie tinder, parship oder Facebook bestärken sie darin.

Mittlerweile wird fast jeder Bereich unseres Lebens vermessen, als ob es sich dabei um reine Rechenexempel handelt. Viele Menschen verkaufen ihre individuelle Freiheit für ein scheinbar perfekt auf sie abgestimmtes Lebensmodell. Der Aufschwung von Flirtportalen und Partnervermittlungsagenturen lässt vermuten, dass wir eine Generation von Dauersingles und selbstverliebten Menschen sind. Die Liebe kommt dabei nicht gut weg – deshalb braucht es Gegenentwürfe, welche die unterschiedlichen Gesichter der Liebe zeigen.

Die Betrachtungen der Philosophin Ina Schmidt beschäftigen sich beispielsweise mit den Fragen, wie wir einen liebevollen Umgang mit anderen finden, ohne uns selbst aufzugeben, was Leidenschaft für die Liebe bedeutet oder, was von der Liebe bleibt, wenn die Leidenschaft gegangen ist. Sie geht der Liebe auf den Grund: Die Entscheidung für sie beginnt bei den kleinen Zeichen, die sie setzt: „Am Ende ist es eine (manchmal sehr pragmatische) Einsicht in den Wert, den die Liebe für jedes gelingende Leben hat oder haben soll.“ Leider wird im Zeitalter der Digitalisierung nicht wirklich um den Begriff der Liebe gerungen: Verliebtheit - die nach 18 Monaten vorbei ist, wie Biologen behaupten - wird häufig mit Liebe verwechselt. Doch man ist nur für kurze Zeit mit dem anderen eins. Das hat aber mit Liebe nichts zu tun.

Der Begriff gehört seit der Sylvicultura Oeconomica (1713) des Hans Carl von Carlowitz zum kulturellen Erbe der Deutschen. Nachhaltigkeit ist für viele Menschen heute ein allgemeiner Grundsatz ihres Handelns geworden. Sie nutzen das Carlowitz‘sche Leitbild für Nachhaltigkeit in der Einheit von Ökonomie, Ökologie und Ethik als Kompass und Navigationsgerät.

Es sollte auch für die Liebe gelten, die uns überdauern wird. Ist es ein Zufall, dass die analoge Welt des Handels und der Nachhaltigkeit auch die Liebe in ihre Produkte einschließt? In Werbeanzeigen wird häufig von "Harmonie und Liebe" gesprochen, Heilkräuter-Kerzen mit Weißdorn sollen helfen, sich in Herzensangelegenheiten wieder zu öffnen, der Kräuterball "Liebe" soll durch die entspannende Wirkung beim Kneten, Rollen, Spielen und Streicheln Stress effektiv abbauen. Im Öko-Lebensmittelhandwerk wird auf kulinarische Liebesgeschichten im Zusammenhang von Bio-Gewürzblütenmischungen verwiesen: „Rosa Pfeffer, bunte Blüten und feine Früchte wie Erdbeer- und Himbeerstückchen sorgen für ein fruchtig-pfeffriges Geschmackserlebnis der Extraklasse.“ (Quelle: memolife) Auch wenn die Dinge weit hergeholt scheinen – sie machen eines deutlich: dass echte Liebe alle Sinne anspricht, greifbar und nachhaltig ist.

  • Ina Schmidt: Eine Liebeserklärung. GU Verlag, München 2018.

  • CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen