Mario Banozic: technologische Innovationen und veränderte Sehbedürfnisse bestimmen die Marktentwicklungen
Vor einem halben Jahr hat Mario Banozic die Position des Country Manager von HOYA Lens Österreich übernommen. Der augenoptische Markt ist derzeit ein wenig bewegter als in den Jahren zuvor und im Interview gewährt Banozic seine Erkenntnisse und Blickwinkel auf die Branche.
Sie blicken nun auf ein halbes Jahr als Country Manager von HOYA Lens Österreich zurück. Was hat sich in dieser Zeit für Sie beruflich und persönlich verändert?
Mario Banozic: „Die letzten sechs Monate als Country Manager von HOYA Lens Österreich waren sehr intensiv und auch herausfordernd und lehrreich. Beruflich hat sich mein Blick auf den Markt wohl geschärft. Ich habe tiefer verstanden welche Stellschrauben in einem stark kompetitiven Umfeld Wirkung zeigen. Und ich musste schneller entscheiden, klarer kommunizieren und noch konsequenter Prioritäten setzen. Persönlich habe ich gelernt meine Führungsaufgaben mit noch mehr Ruhe und Fokus wahrzunehmen – auch wenn manchmal der Druck ein wenig höher ist. Man wächst tatsächlich mit der Verantwortung. Ich fühle mich im Vergleich zur Zeit vor einem halben Jahr deutlich strukturierter und strategischer und bin auch reflektierter unterwegs.“
Welche Schwerpunkte und Entwicklungen sehen Sie am aktuellen Markt der Brillengläser?
Mario Banozic: „Der Brillenglasmarkt entwickelt sich, ebenso wie andere Märkte, stetig weiter. Er wird von technologischen Innovationen und veränderten Sehbedürfnissen der Menschen angetrieben. Wir arbeiten zudem in einem Bereich mit enormen ungenützten Potentialen – das zeigt sich vor allem beim noch immer viel zu geringen Anteil der Computer- beziehungsweise Arbeitsplatzbrillen. Ich gebe Ihnen dazu ein Beispiel: Trotz der – wie allgemein bekannt – steigenden Bildschirmzeiten, liegt der Marktanteil bei der Computer- beziehungsweise Arbeitsplatzbrille, laut Spectra Marktforschung seit Jahren konstant bei nur acht Prozent. Das deckt sich mit unseren Zahlen und veranschaulicht, wie viel Luft nach oben am Markt noch da ist. Dies umfasst sowohl die Aufklärung der Konsumenten, als auch das konkrete Angebot durch die Augenoptikerinnen und Augenoptiker. Zugleich bleibt der technologische Fortschritt der zentrale Treiber in der Entwicklung von Brillengläsern. Hier war und ist HOYA einen Schritt voraus. Wir haben das unter anderem mit der Einführung von MiYOSMART als Vorreiter am Markt unter Beweis gestellt. Und HOYA investiert weiterhin gezielt in Forschung und Entwicklung, um dem augenoptischen Fachhandel echte Differenzierungsmerkmale anzubieten. Anfang 2026 wird HOYA ein neues Gleitsichtglas vorstellen, welches in einer technologisch bisher unerreichten Fertigungspräzision auf den Markt kommen wird. Es wird ein echter Meilenstein für die Branche und ein Versprechen an jene Brillenträger, die Wert auf Präzision, Komfort und Innovation legen.“
Das Thema Myopie-Management hat HOYA mit MiYOSMART ausgezeichnet besetzt. Wie gehen die Augenoptiker mit dem Thema Myopie-Management um?
Mario Banozic: „Myopie-Management ist längst kein Nischenthema mehr. Es ist eines der zentralen Zukunftsaufgaben der Augenoptik. Mit MiYOSMART hat HOYA eine wissenschaftlich fundierte und mehrfach ausgezeichnete Lösung etabliert, die mittlerweile weltweit Millionen Kindern hilft. Wir beobachten in Österreich, dass immer mehr Augenoptikerinnen und Augenoptiker die Dringlichkeit und das Potential des Themas erkennen. Es geht nicht mehr nur mehr um das Korrigieren einer Kurzsichtigkeit um besser zu sehen, sondern um das aktive Management einer Myopie. Konkret um Prävention, Aufklärung und langfristige Betreuung. Jene Augenoptikerinnen und Augenoptiker die sich dem Thema Myopie-Management professionell widmen, investieren Zeit in Fortbildung, Aufbau von Netzwerken – unter anderem auch mit Augenärzten – und setzen in Kommunikation mit den Eltern betroffener Kinder. Sie positionieren sich nicht als reine Verkäufer, sondern als kompetente Ansprechpartner für die nachhaltige Sehentwicklung bei Kindern. Natürlich ist auch da noch Luft nach oben, gerade was die flächendeckende Umsetzung angeht. So würde ich mir für eine flächendeckende Umsetzung auch die finanzielle Unterstützung der österreichischen Sozialversicherungen bei Myopie-Management-Brillengläsern wünschen. In Frankreich ist beispielsweise vor kurzem eine 100-prozentige Bezuschussung bei Myopie-Management-Brillengläsern umgesetzt worden. Das Bewusstsein für das Engagement im Bereich Myopie-Management steigt auch in Österreich spürbar und HOYA sieht es als seine Verantwortung an, seine Augenoptik-Partner auf diesem Weg aktiv zu begleiten.“
Die altersbedingte Makuladegeneration wird in den kommenden Jahrzehnten laut mehreren Studien deutlich häufiger auftreten. Trägt die Bevölkerung zu wenig optische Sonnenbrillen?
Mario Banozic: „Der Verkauf optischer Sonnenbrillen ist in den letzten Jahren sogar rückläufig, was aus gesundheitlicher Sicht ein echtes Problem darstellt, da der Zusammenhang zwischen hochenergetischer, kurzwelliger Lichtstrahlung und einer AMD-Erkrankung wissenschaftlich klar belegt ist. Der Anteil der Menschen, die von einer AMD betroffen sind, wird demnach leider weiter steigen. Das liegt vielleicht auch daran, dass präventiver Augenschutz von der Bevölkerung zu wenig ernst genommen wird. Ein guter Teil unserer Mitmenschen sieht die Sonnenbrille mehr als modisches Accessoire und nicht als schützende Vorsorge gegen die Entwicklung einer altersbedingten Makuladegeneration. Hier sind wir in der Kommunikation als Branchengemeinschaft gefragt. Und insbesondere Augenoptikerinnen und Augenoptiker müssen Konsumenten noch stärker aufklären und ihre Rolle als gewerbliche Gesundheitsdienstleister noch aktiver wahrnehmen. UV-Schutz und Schutz vor blauem Licht nur am Rande zu erwähnen, reicht nicht aus. Das muss de facto Teil jedes Beratungsgesprächs sein. HOYA Lens unterstützt das sowohl mit Schulungen als auch mit entsprechenden Produkten. Gleichzeitig braucht es am Point of Sale mehr Konsequenz und Überzeugungskraft. Fakt ist, wer heute bei der Sonnenbrille spart, bezahlt morgen vielleicht mit seiner Sehkraft. Diese Botschaft muss klarer kommuniziert werden.“
HOYA hat mit dem Kauf der DAO einen strategischen Partner gefunden. Wie wird die Deutsche Augenoptik GmbH am österreichischen Markt auftreten?
Mario Banozic: „Mit der Übernahme der DAO haben wir einen starken, etablierten Partner mit hoher Marktkenntnis in das Netzwerk von HOYA integriert. Für den österreichischen Markt bedeutet dies, mehr Flexibilität und ein ganzheitliches Produktspektrum, insbesondere im Bereich individueller Kundenlösungen. Das Unternehmen DAO wird in Österreich unter seinem bestehenden Namen auftreten, aber eng mit HOYA – sowohl in der Logistik als auch im Service – verzahnt sein. Unser Bestreben ist es, den österreichischen augenoptischen Fachhandel, noch gezielter mit maßgeschneiderten Angeboten zu unterstützen. Insbesondere helfen wir gerne bei Neugründungen und bestehenden Betrieben bei Umstrukturierungen mit der Kombination aus Brillengläserbezug und Umsetzung der Ausstattung von Refraktionsräumen und Werkstätte. Die Übernahme der DAO führt demnach zu noch mehr Stabilität, Qualität und Regionalität. Kurz gesagt mehr Auswahl, mehr Service und mehr Möglichkeiten in der Partnerschaft mit augenoptischen Betrieben.“
Mehr Infos dazu im optikum, Magazin für Augenoptik und Optometrie.