Mobilitätskonzepte: Wie Unternehmen umweltbewusste Verhaltensweisen fördern
Mobilität bedeutet heute ein vielseitiges Miteinander aus Öffentlichem (Personennah-)Verkehr, Individualverkehr im PKW, auf dem (E-)Bike oder zu Fuß. Das Thema als wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit wird allerdings „in vielen Unternehmen und Kommunen, die mit Nachhaltigkeit werben, nur eingeschränkt behandelt“, kritisiert Matthias Schäpers, Leiter Nachhaltigkeit und wohngesundes Bauen beim Baudienstleister und Projektentwickler Krieger + Schramm (K+S) sowie Vorstandsmitglied UmweltHaus Kassel und Klimaschutzbotschafter für Kassel des hessischen Umweltministeriums. Sie würden beispielsweise gut daran tun, Arbeitsgruppen zum Thema Mobilitätsmanagement zu bilden, die sich aus Mitarbeitenden verschiedener Bereiche zusammensetzen.
Bevor Schäpers zu K+S kam, lag sein Schwerpunkt als Nachhaltigkeitsbeauftragter in einer solchen Arbeitsgruppe auf dem Thema Individualverkehr. Für viele Menschen scheint dieser der „motorisierte Individualverkehr immer noch die flexibelste Mobilitätsform darzustellen. Obwohl bekannt ist, dass er für steigende CO2 Emissionen, einen immensen Flächenverbrauch für Straßen und Stellplätze und damit für Verlust an Lebensqualität in unseren Städten sorgt“, so Schäpers. Vor diesem Hintergrund wurden mit kommunalen Partnern Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs entwickelt. „Der mit dem PKW zurückgelegte Weg ist im Vergleich zu den meisten anderen Mobilitätsformen die CO2 intensivste und zudem teuerste. Wird statt des eigenen Autos der ÖPNV genutzt, wird noch ein Achtel der Waldfläche für den CO2-Ausgleich benötigt. Außerdem senkt die Fahrt in Bahn oder Bus den Stresslevel – sie kann mit Lesen, Musikhören oder einer Unterhaltung verbracht werden.“
Unternehmen sollten sich im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien mit dem Mobilitätsmanagement das Ziel setzen, „eine effiziente, umweltfreundliche und sozial verträgliche Mobilität zu fördern.“ Bei SMA wurde dafür eine Mobilitätsbefragung durchgeführt, die für die Entwicklung der verschiedenen Maßnahmen ausschlaggebend und dafür gesorgt hat, „dass an den richtigen Stellen angesetzt werden konnte.“ Für diese Herangehensweise und die gesamte Durchführung der Befragung erhielt das Unternehmen den Preis „effizient mobil“ der Deutschen Energie-Agentur (dena).
Informationen für Mitarbeitende auf der Intranetseite zu sämtlichen Mobilitätsformen
Einbindung externer Partner und Kommunen zur Verbesserung der Erreichbarkeit des Unternehmensstandortes
Abstimmung mit der regionalen Verkehrs Gesellschaft zu Fahrtzeiten von Bussen des Öffentlichen Personen Nahverkehrs im Einklang mit Schichtzeiten sowie Einrichtung einer direkten Verbindung vom Bahnhof zum Firmenstandort
Ganzheitliches Fahrradkonzept
Regelmäßige Teilnahme an Aktionen wie „Mit dem Rad zur Arbeit“
Einführung Bike-Leasing für alle Mitarbeiter
Förderung des Jobtickets
Eigene Firmen-Haltestelle
Öffentliche Fahrradverleihstation auf Firmengelände
Paket- und weitere Lieferdienste direkt an den Arbeitsplatz, die Verkehrsreduzierungen an anderer Stelle zur Folge haben.
Vor diesem Hintergrund sind auch die Ergebnisse der Befragung „Umweltbewusstsein in Deutschland“ zu sehen, die im Juli 2021 vom Bundesumweltamt veröffentlicht wurde. Sie belegen, dass im Verkehrs- und Mobilitätsbereich noch ein großer politischer Handlungsbedarf gesehen wird:
80 Prozent der Befragten gaben an, dass viele „Alltagswege praktikabel und bequem ohne Auto zurückgelegt werden können“.
Auch mit den Anstrengungen, um „die Treibhausgasemissionen durch den Verkehr reduzieren“ (80 Prozent) oder „Luftschadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub zu verringern“ (75 Prozent), ist eine Mehrheit nicht zufrieden.
Auch dafür, dass „die Alltagswege kostengünstig zurückgelegt werden können“ (81 Prozent), werde laut Befragung nicht genug getan.
Breite Zustimmung ist zu den vorgestellten Maßnahmen für einen sozial-ökologischen Wandel bei der Mobilität zu verzeichnen. Befürwortet werden: ein kostengünstigerer öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV; 93 Prozent), Verbesserungen beim ÖPNV-Netz und seiner Taktung (89 Prozent), mehr Radwege und Fahrradstreifen (84 Prozent), ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen (64 Prozent).
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Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.