Was als ein schlechter Arbeitstag beginnt, kann zu einem Dauerzustand werden. ©Unsplash Aaker

Müde, leer und ausgebrannt - Wenn der Job zur Belastungsprobe wird

Kennst du das Gefühl, wenn sich schon auf dem Weg zur Arbeit der Magen zuschnürt? Wenn du bereits beim Gedanken an die Arbeit ein Kloß in deinem Hals verspürst? Eins kann ich dir sagen: Du bist damit nicht allein.

Meiner Erfahrung nach warten Menschen viel zu lange, bevor sie ihren Job wechseln. Insbesondere Frauen. Dieses Warten hat Konsequenzen. Welche Schritte du unternehmen kannst, um deine Situation zu verbessern.

Jede Fünfte ist unzufrieden in ihrem Job

Laut der aktuellen forsa-Studie im Auftrag von XING ist jede fünfte Frau unzufrieden in ihrem Job. Der Grund dafür ist selten ein zu niedriges Gehalt. Es ist vielmehr der Stress und die Unzufriedenheit.  

Diese Statistik deckt sich mit meinen Erfahrungen als Entscheidungs-Coach. Frauen kündigen selten wegen des Gehalts. Sie kündigen dem Arbeitgeber. Grund dafür: Der stetige Leistungsdruck, die hohe Belastung und vor allem die fehlende Wertschätzung. 

Mitarbeiter wollen gesehen und anerkannt werden

Das Harvard Business Review bestätigt: Der häufigste Kündigungsgrund ist nicht das Gehalt, sondern toxische Führung und mangelnde Wertschätzung.

Trotz der Unzufriedenheit dauert es oft Jahre, bis Frauen den Schritt zur Kündigung wagen. Das liegt daran, dass sich der Prozess der inneren Kündigung schleichend vollzieht. Ein typisches Muster ist, dass zuerst nur einzelne Personen oder Situationen als störend empfunden werden. Mit der Zeit zieht sich das Störgefühl wie ein roter Faden durch den beruflichen Alltag. 

Frauen sind in ihrem Beruf unglücklicher als Männer.

Was als vorübergehende Phase beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Dauerzustand. Besonders gefährlich ist hierbei, dass langanhaltender Stress und berufliche Unzufriedenheit das Risiko für Depressionen und Burnout deutlich erhöhen.

Hoffnung ist die größte Stolperfalle

Der hohe Anspruch führt bei Frauen oft dazu, dass sie über ihre Grenzen gehen bis sie ausgebrannt und leer sind. Sie neigen dazu Konflikte zu bagatellisiert und erstmal zu verdrängen. Nicht selten werden die Umstände beschönigt: "Es sei nur das aktuelle Projekt." "Jetzt grad ist einfach viel los." "Da muss man halt durch…"

Kurzum: Die eigenen Bedürfnisse werden hinten angestellt. Der Zustand der Unzufriedenheit wird stillschweigend ausgehalten. Auf Dauer gleicht das einer mentalen Belastungsprobe. Die Unzufriedenheit wird dadurch nicht weniger, sie wird zum Normalzustand und der Stresspegel steigt kontinuierlich an.

Warum sind Frauen besonders unzufrieden im Job?

Viele Frauen haben ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl und knüpfen enge emotionale Bindungen zu ihrem Arbeitsumfeld. Sie neigen dazu, sich für das Wohl anderer verantwortlich zu fühlen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen.

Bei vielen weiblichen Führungskräften zeigt sich eine Tendenz zum PeoplePleasing und GoodGirl-Syndrom. Dadurch befinden sich hier in der Harmoniefalle: 

➡️ Sie vermeiden unangenehme Gespräche
➡️ Sie übernehmen zu viel Verantwortung
➡️ Sie wollen andere nicht enttäuschen

Das Ergebnis? Dauerstress, Selbstzweifel und das Gefühl, immer weiter durchhalten zu müssen.

Diese 3 Gründen erschweren die Kündigung

  1. Emotionale Bindung:

    Frauen knüpfen oft starke Beziehungen zu ihrem Arbeitsumfeld. Sie fühlen sich verantwortlich und dem Arbeitgeber verbunden. Folge: Aus Loyalität bleiben sie auch bei Frust und Unzufriedenheit.

  2. Wunsch nach Sicherheit:

    Viele Frauen haben ein hohes Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit. Dieses Bedürfnis wird über den Wusch nach Zufriedenheit, Erfüllung und Optimierung gestellt. Folge: Es wird so lange wie möglich versucht sich mit den Umständen zu arrangieren.

  3. Selbstzweifel:

    Viele Frauen zweifeln an ihren Kompetenzen und Möglichkeiten. Sie sind dadurch verunsichert und fragen sich, ob es woanders wirklich besser ist. Folge: Es wird am Alten festgehalten und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden unterschätzt.

Aushalten hat einen hohen Preis

Das zeigt sich in der mentalen Verfassung und auch auf körperlicher Ebene. Es führt zu Erschöpfungszuständen, Schlafstörungen und die Arbeitsmotivation sinkt. Nicht selten steht am Ende die Resignation, die dann in Form einer Kündigung ihren Ausdruck findet.

Laut einer Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) empfinden 45 % der Frauen ihre Arbeitsbelastung als hoch bis sehr hoch.

Abwarten ist keine Option!

Trotz der negativen Auswirkungen warten Frauen sehr lange, bevor sie ernsthaft eine Kündigung in Erwägung ziehen.

Viele meiner Kundinnen berichten im Erstgespräch, dass sie bereits seit ein bis zwei Jahren über eine Kündigung nachdenken.

Die innere Kündigung ist längst vollzogen, trotzdem arbeiten sie wie auf Autopilot weiter. Das ist nicht nur belastend, sondern kann auch gesundheitliche Schäden verursachen.

Anhaltender Leidensdruck hat Folgen

Innere Konflikte:

Wer lange in einem zu belastenden Job bleibt, verliert zunehmend die Motivation und Lebensfreude.

👉🏽 Wer innerlich gekündigt hat und trotzdem bleibt, arbeitet kontinuierlich gegen sich selbst.

Körperliche Beschwerden:

Langanhaltender Stress kann zu Schlafstörungen und Überforderungserscheinungen führen.

👉🏽 Der dauerhafte Stressmodus schwächt das Immunsystem und kann zu depressiven Verstimmungen führen.

Emotionale Erschöpfung:

Je länger in einer ungesunden Situation verharrt wird, desto schwieriger wird es sie zu verlassen.

👉🏽 Wird die Entscheidung stetig aufgeschoben oder verdrängt, wird es immer schwieriger die Situation proaktiv zu verändern.

Mein Rat: Wenn du in deinem Arbeitsumfeld unzufrieden bist, warte nicht zu lange. In den seltensten Fällen wird es von allein besser.

📌 Wie oft fragst du dich, ob du kündigen solltest?

🔎 Du steckst gerade in einer schwierigen Arbeitssituation fest und weißt nicht weiter? Melde dich gern bei mir! Ich begleite dich auf deinem Weg zu mehr Klarheit und Erfüllung im Job.

Quellen

·      forsa (2024): Wechselbereitschaft von Frauen im Job Studie im Auftrag von XING. Hamburg: forsa Institut.

·      Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) (2023): Gute Arbeit.

·      Harvard Business Review (2022): Why Employees Really Quit Their Jobs.

·      Fraunhofer-Institut (2023): Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsbelastung Stuttgart: Fraunhofer IAO.


Hier schreibt Sarah Momoh, Theologin & EntscheidungsCoach. Folge mir als XING Insiderin, um regelmäßig Impulse und Tipps zu selbstbestimmten Entscheidungen zu erhalten.

Mag. Sarah Momoh schreibt über Coaching, Job & Karriere, Leadership & Führung, Entscheidungen

Sarah Momoh ist Theologin & Entscheidungs-Coach. Sie unterstützt Menschen dabei die richtige Entscheidung zu treffen & erfolgreich umzusetzen. Hier schreibt sie über: Führung & Selbstführung, Entscheidungsprozesse und das Thema Kündigung.

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