Nachhaltige Personalpolitik als dringliche Aufgabe der Unternehmensführung
Vor allem Personalabteilungen stehen heute vor schwierigen Aufgaben, die mit bisher gängigen Instrumentarien kaum mehr zu bewältigen sind. Mitarbeitende für ein Unternehmen zu gewinnen ist ein erster Schritt – langfristig motivierte Mitarbeitende zu erhalten schon schwieriger.
Hinzu kommt das sich ständig wandelnde Anforderungsprofil an Mitarbeitende und Führungskräfte. Nachhaltige Maßnahmen, gerade für den HR-Bereich, sind unabdingbar, wenn es darum geht, bestehendes Personal zu erhalten und eine erhöhte Fluktuationsrate zu vermeiden. Das gelingt nicht nur mit einer leistungsgerechten Bezahlung, Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie einer entsprechenden Wohlfühlatmosphäre, sondern vor allem durch eine langfristige Sichtweise und sinnvolle Investitionen, z.B. in die Mitarbeitenden.
Ein entscheidender Faktor ist dabei die Verknüpfung und Förderung von Aus- und Weiterbildung. Dabei sollte es nicht nur um die Qualifizierung für die ausgeübte Tätigkeit gehen, sondern auch um Themen, die im Leben aller Menschen eine wichtige Rolle spielen. So können auch „Nachhaltigkeit oder gesundes Leben“ Inhalt der Qualifikationen sein.
Für die Unternehmen ist es von Vorteil, diese Studienform anzubieten, weil sie qualifizierte Nachwuchskräfte bereits früher „abpassen“ und diese nach dem Studium direkt übernehmen können. Das Unternehmen kann damit Studierwillige für sich gewinnen, ohne ihnen die Möglichkeit des Studierens zu nehmen, und so nicht nur den Personalbedarf besser decken, sondern auch gleichzeitig die Qualität der Studienabgänger erhöhen, weil die dualen Studenten bereits über Praxiserfahrung im Unternehmen verfügen. Auch für die Studierenden sind damit viele Vorteile verbunden: Sie erhalten von Anfang an ein gutes Gehalt und verfügen direkt nach dem Bachelorabschluss bereits über Praxiserfahrungen.
Die Studienphasen finden zudem an privaten Hochschulen mit kleinen Lerngruppen und meistens sehr guter Ausstattung statt, während die Studiengebühren von den Unternehmen bezahlt werden. Um das Personalmanagement richtig in den Nachhaltigkeitsstrukturen des Unternehmens zu verankern, ist es wichtig, sich intern mit folgenden Fragen zu beschäftigen, deren Ergebnisse später auch in die Nachhaltigkeitsberichterstattung einfließen.
Wird eine betriebliche Altersvorsorge für die Mitarbeitenden über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus angeboten?
Werden für Mitarbeitende flexible Arbeitszeitmodelle außerhalb gesetzlicher Regelungen angeboten?
Welche Strategie verfolgt das Unternehmen beim Thema Aus- und Weiterbildung?
Wie werden neue Mitarbeitende ausgewählt, und wie wird sichergestellt, dass sie in das Unternehmen „passen“?
Welche Maßnahmen werden im Bereich der Entwicklung neuer Beschäftigungskonzepte durchgeführt?
Welche Beteiligungsmöglichkeiten am Unternehmen existieren für Mitarbeiter?
Sind die Entlohnungsstrukturen, Anreizmechanismen, Entlohnungspraxis für die Mitarbeitenden transparent und dokumentiert?
Welche Instrumente zur Erfassung des Feedbacks von Mitarbeitenden existieren?
Welche Maßnahmen zur Führungskräfteentwicklung gibt es?
Existieren schriftlich niedergelegte Gleichstellungsgrundsätze und -programme sowie implementierte Überwachungssysteme zur Sicherung deren Einhaltung?
Welche Managementsysteme existieren zum Thema Gesundheitsschutz? Welche Gremien, Ausschüsse etc. bestehen, um das Thema Gesundheitsschutz im Unternehmen zu institutionalisieren?
Welche Investitionen in die Gesundheit der Belegschaft werden getätigt? Welche Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge werden vom medizinischen Dienst ergriffen? Gibt es Richtlinien zur Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz?
Wie werden die Mitarbeitenden über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen informiert?
Welche Leitlinien und Managementregeln gibt es, die sich mit dem Schutz und der Förderung der Mitarbeitenden befassen? Wie wird deren Einhaltung sichergestellt?
Werden regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durchgeführt? Welche Ziele werden damit verfolgt, und welche Inhalte werden abgefragt? Wie werden Mitarbeitende zur Beteiligung motiviert?
Wie ist die Nachwuchsförderung konzipiert? Welche Kooperationen mit Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien bestehen?
Wie wird die Einhaltung der Sozialstandards im Unternehmen und in den Zuliefererbetrieben konkret sichergestellt?
Wie ist die leistungsbezogene Vergütung geregelt? Welche Prämien zw. Bonusreglungen gibt es? Welche Möglichkeiten des Überstundenausgleichs und welche freiwilligen Sonderzahlungen existieren?
Wie ist das Thema Vielfalt (Diversity) im Unternehmen institutionalisiert? Welche Maßnahmen und Instrumente existieren, um Diskriminierung von Mitarbeitenden zu verhindern? Wie werden die Vorteile, die sich durch Diversität ergeben, im Unternehmen genutzt?
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