Onboarding auf Distanz: So funktioniert’s aus Mitarbeitersicht
Für viele Arbeitnehmer bedeutet die Corona-Pandemie eine enorme Herausforderung, weil gewohnte Prozesse plötzlich ins eigene Wohnzimmer verlegt wurden – aber was ist eigentlich mit den zahlreichen Berufstätigen, die in Krisenzeiten eine neue Stelle antreten? Wie gestaltet sich das remote Onboarding aus Sicht von Arbeitnehmern? Wir haben mit unserem Kollegen Dario Wilding gesprochen, der kürzlich als Senior Communications Manager bei kununu angefangen und uns im Interview erzählt hat, wie es ihm innerhalb seines Onboardings ergangen ist und was er neuen Mitarbeitern jetzt rät.
Wie sah Dein erster Arbeitstag denn eigentlich aus?
Dario Wilding: Dieser Tag wird mir und den Kollegen immer in Erinnerung bleiben: Mein erster Arbeitstag war ein Montag und ich bin ganz entspannt ins Office gekommen, habe meinen Laptop erhalten und wurde erst einmal von den neuen Kollegen willkommen geheißen. Dass ich am Freitag zuvor erst aus dem Japan-Urlaub zurückgekehrt bin und einen Zwischenstopp in Seoul den Urlaub abrundete, hat dann aber schnell dafür gesorgt, dass ich das Büro bereits nach zwei Stunden wieder verlassen musste. Hallo Onboarding aus dem Homeoffice! Schließlich war ich in einem Risiko-Gebiet und die New Work SE bzw. kununu hatten zu diesem Zeitpunkt bereits entsprechende Regeln zum Schutz der Mitarbeitenden aufgestellt.
Du arbeitest für die Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu, die ihren Sitz in Wien hat. Nun hast du deine Stelle in Hamburg ohnehin schon entfernt zu einem Großteil deines Teams angetreten – wie funktioniert das Onboarding remote bisher?
Dario Wilding: Insgesamt besteht unser Team aus zehn kununus, davon arbeiten zwei in Hamburg – daher war von Anfang an klar, dass ein Großteil des Kontakts mit den Kollegen aus Wien über Video Calls stattfinden wird. Der Sprung ins Homeoffice hat also keinen großen Unterschied hinsichtlich der Kommunikation gemacht. Trotz der besonderen Umstände und der Entfernung habe ich bisher, auch auf zwischenmenschlicher Ebene, keinerlei negative Erfahrungen gemacht.
Wenn man in ein neues Unternehmen kommt, muss man ja erstmal die Unternehmens- und auch die Teamstrukturen verstehen. Fällt es Dir leicht die Teamstrukturen digital zu durchschauen?
Dario Wilding: Unser Team ist mit zehn Mitarbeitern noch recht überschaubar – da fiel es mir nicht schwer, die Strukturen innerhalb des Teams schnell zu erfassen und mir einen Überblick über die jeweiligen Prozesse und Themen zu verschaffen, die meine Kollegen umgeben. Zumal der digitale Kontakt zu allen Kollegen von Anfang an reibungslos funktioniert hat und ich in diversen 1:1s Fragen stellen und alles Wichtige erfahren konnte. Darüber hinaus hatte ich zahlreiche Meetings mit Kollegen aus anderen Teams, was mir eine große Hilfe dabei war, die gesamten Bereiche innerhalb des Unternehmens besser einordnen zu können.
Wie hat sich das digitale Kennenlernen mit den neuen Kollegen konkret gestaltet und wie geht das Team mit der Homeoffice-Situation um?
Dario Wilding: Es gab viele Video Calls, wie z.B. 1:1s und Meetings mit größeren Gruppen, die für das Kennenlernen essentiell waren. Es gab sogar einen Team-Abend, an dem wir gemeinsam Pizza gegessen haben und uns ganz locker - jenseits von Arbeitsthemen - unterhalten konnten. Jeden Dienstag haben wir einen Check-in im Team-Meeting, um einen Erfahrungsaustausch mit Blick auf die neue Situation zu schaffen und uns gegenseitig zu unterstützen. In dieser Runde kommt jeder zu Wort und hat die Möglichkeit, auch das persönliche Befinden mitzuteilen. Der Umgang mit den Kollegen ist sehr vertraut, egal ob via Slack oder Video – und das, ohne die Personen vorher jemals persönlich getroffen zu haben.
Wie gestaltet sich der fachliche Part innerhalbs deines Onboardings?
Dario Wilding: Es gibt auch hier natürlich Video-Calls mit den Stakeholdern, in denen der fachliche Austausch und die Einarbeitung in spezifische Themen stattfinden können – genauso lese ich mich aber auch in komplexe Bereiche ein, für die Ruhe und etwas mehr Fokus nötig sind. Es ist also eine ausgewogene Mischung aus (digitalem) Austausch und Einzelarbeit – fast so wie es im Office auch gewesen wäre. Aufgrund von Corona haben sich für uns zum Teil auch ganz neue Themen und Arbeitsfelder entwickelt, die wir erst einmal erarbeiten mussten – das bedeutet dann auch, einfach mal ins kalte Wasser zu springen und in bestimmten Bereichen, ohne intensive Einarbeitung, die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen. Das sind dann Herausforderungen, die Spaß machen. Vor allem dann, wenn man sie als Team gemeistert hat!
Gibt es etwas, das nicht so gut funktioniert hat?
Dario Wilding: Insgesamt habe ich seit Beginn meiner Tätigkeit durchweg positive Erfahrungen innerhalb des Onboardings gemacht – der intensive Austausch mit den Kollegen war von Anfang an gegeben und hat mir einen tollen Start ermöglicht – trotz Corona und den damit verbundenen Einschränkungen und neuen Herausforderungen. Was bisher auf der Strecke blieb, sind aber beispielsweise die von kununu losgelösten New Work Onboarding Sessions, bei denen ich vor Ort in Hamburg noch mehr neue Kollegen aus dem New Work Kosmos kennengelernt und auch noch mehr zur New Work Strategie erfahren hätte. Aber aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben!
Welche Tipps kannst du jemandem mitgeben, der gerade remote in einen neuen Job startet und sich zudem in einem neuen Team zurechtfinden muss?
Dario Wilding: Das Homeoffice birgt die Gefahr, dass man sich zurückzieht - man sollte sich jetzt aber bloß nicht ins Schneckenhaus verkriechen! Es ist enorm wichtig, kommunikativ und offen zu sein und sich zu trauen, aktiv auf die neuen Kollegen zuzugehen. Seid mutig, stellt Termine mit Kollegen ein, lernt einander kennen und tauscht Euch in Video Calls aus. Dieser intensive Kontakt ist nicht nur für den fachlichen Bereich hilfreich, sondern unterstützt auch auf menschlicher Ebene dabei, wirklich im Team anzukommen. Diese Art sich mit den neuen Kollegen zu connecten ist sehr wertvoll. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Ich habe das Gefühl mein Team schon ewig zu kennen und das, obwohl ich einige nur aus Video Calls kenne! Es lohnt sich also.