Smart Home: KI drängt verstärkt in den Küchenbereich vor
Immer mehr Menschen nutzen smarte Produkte im Alltag, der möglichst bequem sein soll. Die Hersteller reagieren, indem sie beispielsweise für die Küche praktische Starter- oder Basis-Pakete anbieten, worin die Grundkomponenten vorinstalliert sind (z. B. das Smart Home-Komplettset „SHS 100“ von Blaupunkt). Enthalten sind ein sprachgesteuerter WLAN-Lautsprecher mit integriertem Bewegungsmelder und Nachtlicht, ein Tür- bzw. Fenstersensor, eine smarte Steckdose sowie eine LED-Lampe. Nachhaltige Innovationen gewährleisten ein energiesparenderes Wirtschaften, als der Mensch es durch Hoch- und Runterregeln zu tun vermag.
Daraus ergibt sich allerdings auch eine große Verantwortung. KI muss fair und nachhaltig sein - und der Gesellschaft dienen. Sie hat ein bisher nicht gekanntes Niveau erreicht und ist in immer mehr Bereiche eingedrungen. KI speist Geräte mit einer Vielzahl an Daten des täglichen Lebens, die - darauf basierend - selbstständig Entscheidungen treffen. Je häufiger ein bestimmtes Gericht in einem Haushalt vorbereitet wird, desto selbständiger wird es in der Anwendung.
Vorteile von KI:
Vereinfachung von Arbeitsabläufen
schnellere Entscheidungen auf einer besseren Datenbasis
Erhöhung der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen auf Marktveränderungen durch Echtzeitinformationen.
Mithilfe von Sensoren, Kameras und intelligenter Verknüpfung via App erstellen Küchengeräte Einkaufslisten und funken ihren derzeitigen Status ans Handy. Auch wenn die Kritik berechtigt ist, dass uns all dies gläsern macht, so bedeutet diese Entwicklung auch Entlastung, weil Aufgaben übernommen werden, an die der Mensch nun nicht mehr denken muss (Herd und Geschirrspüler ausschalten etc.) KI kann auf Basis der gesammelten Daten Back- und Garvorgänge im Ofenraum überwachen, Vorschläge machen (Rezepte, Lebensmittelkauf, Einstellung von aromagraden beim Kaffee) oder Informationen (beispielsweise Haltbarkeit von Lebensmitteln, Garzeiten und richtige Leistungsstufe vorhersagen) vermitteln.
Beispiele für KI in der Küche
Der smarte Sensor-Backofen der Serie 8 von Bosch ist nicht nur mit den Funktionen PerfectBake und PerfectRoast ausgestattet, sondern erstmals auch mit KI. Er sagt voraus, wann Kuchen oder Braten fertig sein werden, die permanent den Feuchtigkeitsgehalt im Backofen misst und daraufhin Backvorgang, Temperatur und Heizart selbständig anpasst. Das vernetzte Gerät speichert anonymisiert Back- und Bratenvorgänge und sendet die erfassten Messwerte über die Home Connect-Vernetzung kontinuierlich an einen cloudbasierten Rechner. Mit wachsender Datenmenge setzt das „Machine Learning“ ein: der Rechner kann auf Basis der Daten vorausgegangener Backprozesse ein Prognosemodell erstellen, wann mit dem Ende des Backvorgangs zu rechnen ist, und in welchem Zustand sich das Lebensmittel dann befindet.
Auch wenn das Gütersloher Unternehmen Miele eher mit Waschmaschinen und Staubsaugern assoziiert wird, machen Küchengeräte fast die Hälfte des Umsatzes aus. Hier sorgen kollaborierende Roboter für Entlastung der Mitarbeiter, und KI unterstützt den Kundendienst bei Fehlerdiagnosen. Wenn Kunden beispielsweise telefonisch Probleme mit einem Küchengerät erläutern, berechnet die KI eine Wahrscheinlichkeit, welches Teil am Gerät ausgetauscht werden muss.
CookAssist ist eine Anwendung der Miele@mobile App. Sie leitet per Smartphone oder Tablet schrittweise und mit begleitenden Fotos durch den gesamten Bratprozess. Für die konstant richtige Temperatur sorgt der intelligente TempControl-Sensor im Kochfeld, der die Temperatur des Kochgeschirrs erkennt und automatisch konstant hält. Ständiges Nachregulieren entfällt.
Digitalisierung in der Möbelbranche ist allerdings mehr als nur vernetzte Küchen oder Haushaltsgeräte auf den Markt zu bringen.
„Für den Kunden ist heutzutage die schnelle Verfügbarkeit der Produkte ein Muss. Gerade für jüngere Generationen besteht verstärkt der Wunsch nach einer schnelleren Bereitstellung von Konsumgütern. Auch ein Trend zur Individualisierung ist deutlich zu spüren. Einzigartige Produkte stehen hoch im Kurs. Dies bringt sowohl für den Vertrieb als auch für die Produktion eine neue Herausforderung mit sich“, sagt Markus Sander, Geschäftsführer bei Häcker Küchen in Rödinghausen. „Smart-Home-Systeme können wirkungsvoll die Energieeffizienz erhöhen und den Energieverbrauch der Bewohner senken. Ohne digitale Schnittstellen und Steuerungselemente wird es allerdings weder ein Smart-Grid noch ein Smart-Home geben. Nur durch die Digitalisierung wird die Integration der neuen Energiewelt mit hoch volatilen Erzeugungskapazitäten in die bestehende Netzinfrastruktur zu meistern sein.“
Mit dem Erwerb der Marke Blaupunkt hat der ostwestfälische Hersteller im Jahr 2014 einen weiteren Mehrwertaktor - auch im Bereich der Digitalisierung - hinzugewonnen. Die hochwertigen Geräte sind ausschließlich mit einer Häcker Küche erhältlich und genau auf die Anforderungen der Kunden (Design, Technologie, Garantie und Service) abgestimmt. Die eigene Marke versetzt das Unternehmen auch in die Position, mit rein nach Innovations- und Qualitätskriterien ausgewählten Lieferanten optimale Ergebnisse für die Kunden zu erzielen. Markus Sander verweist allerdings auch darauf, dass jedes Unternehmen seinen individuellen Weg in die Digitalisierung finden muss.
Weiterführende Informationen:
Marc Böhm, Tobias Lehmann, Elmar Loth: Zuhause - smart und nachhaltig. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2021.
Gisela Rehm und Markus Sander: Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Küchenbranche. Am Beispiel von Häcker Küchen. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2021.
Sarah Spiekermann: Digitale Ethik. Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert. Droemer Verlag, München 2019.