Recruiting ist nicht immer fair – 4 Mythen aus der Personalauswahl | © Paolo Schorli/Adobe Stock

Zwischen Bauchgefühl und Blindflug: 4 Mythen über Recruiting, die du kennen musst

Ich gebe es offen zu: Als Recruiter habe ich manchmal Bewerbungen vorsortiert, ohne sie wirklich gelesen zu haben. Nicht weil ich keine Lust hatte – sondern weil der Alltag im Recruiting oft chaotisch ist. Zeitdruck, unklare Anforderungen, hundert Bewerbungen pro Woche …

Und manchmal, ja, entscheidet tatsächlich ein:e Praktikant:in darüber, ob du eingeladen wirst oder nicht.

In meinen Coachings höre ich oft den Frust:

„Ich war perfekt für den Job – warum hat es trotzdem nicht geklappt?“

Die ehrliche Antwort tut manchmal weh – aber sie hilft dir, in Zukunft smarter aufzutreten.

In diesem Artikel nehme ich dich mit hinter die Kulissen: Ich räume mit vier gängigen Mythen über den Bewerbungsprozess auf und zeige dir, wie du dich trotz allem durchsetzt – selbst wenn dein Lebenslauf gerade nur halb aufmerksam überflogen wird. :-)

Mythos #1: Deine Bewerbung wird sorgfältig gelesen

Fakt ist: In vielen Unternehmen – gerade bei den „Amateur-Recruiter:innen“, wie ich sie gern nenne – werden Bewerbungen nicht systematisch, sondern sehr subjektiv gesichtet. Oft entscheidet die Tagesform oder der Geschmack der bearbeitenden Person. Es gibt kein klares System, und es ist leider oft eine „Gefällt mir“- oder „Gefällt mir nicht“-Entscheidung. Und ja, in einigen Fällen sind das Praktikant:innen oder Werkstudierende, die keinerlei Recruiting-Erfahrung haben und auch gar nicht genau wissen, wonach sie wirklich suchen. Sie schauen auf das Bild, blättern ein wenig durch die Bewerbung und gleichen bestimmte Worte und Beschreibungen ab. Finden sich diese in deiner Bewerbung nicht, bekommst du eine Absage.

Anders bei den Profis: Dort gibt es oft ein klares Anforderungsprofil mit Muss- und Kann-Kriterien. Der Lebenslauf wird mit diesem Profil abgeglichen – Zeugnisse, Anschreiben und Fotos spielen dabei zunächst keine Rolle. Effizienz ist hier das Ziel. Wer die Kriterien nicht erfüllt, fliegt raus – auch ohne persönliche Note.

Das kannst du tun

Lies die Stellenanzeige wie ein:e Personaler:in. Welche Begriffe wiederholen sich? Welche Kompetenzen scheinen zentral? Genau diese Keywords gehören in deinen Lebenslauf – sichtbar (sodass auch Praktikant:innen sie direkt sehen) und nachvollziehbar. Zudem sollten deine Unterlagen gut strukturiert sein, und ein professionell aufgenommenes Bild schadet auch nicht.

Mythos #2: Recruiting ist fair und objektiv

Auch wenn wir uns das wünschen: In der Praxis läuft vieles nach Bauchgefühl, Gewohnheit oder aktuellen Moden. Ein Beispiel? Viele Recruiter:innen orientieren sich – ohne je darin geschult worden zu sein – an der gleichen Ratgeberliteratur wie Bewerbende.

Das Vorstellungsgespräch wird dadurch zur Bühne: Beide Seiten spielen ihre Rollen, wissen, welche Fragen gestellt und welche Antworten erwartet werden. Es läuft alles nach Schema F ab, und die meisten Interviews werden sich sehr ähnlich sein. So stichst du nicht wirklich hervor.

Das kannst du tun

Nutze das Wissen! Bereite dich auf die gängigen Fragen vor, aber bring gleichzeitig deine authentische Haltung ein. Sei nicht perfekt – sei greifbar. Überlege dir konkrete Beispiele, Projekte und Erfolge, die du bei den gängigen Fragen einbeziehen kannst. Recruiter:innen erinnern sich an Menschen, nicht an Musterantworten. Wie genau das geht, erfährst du hier.

Mythos #3: Was passiert wirklich nach dem Klick auf „Senden“?

Das machen Profis

  • Deine Bewerbung wird in der Regel kategorisiert: A (perfektes Matching), B (interessant, aber nicht ganz passend), C (nicht geeignet).

  • A-Kandidat:innen werden direkt eingeladen. B-Kandidat:innen erhalten oft Wartebescheide, C-Kandidat:innen eine zügige Absage.

Das machen Amateure

  • Deine Bewerbung liegt womöglich auf einem virtuellen Stapel, bis jemand wieder aus dem Urlaub zurück ist.

  • Es wird nach Bauchgefühl sortiert.

  • Rückmeldungen bleiben aus.

Das kannst du tun

Wenn du nichts hörst, liegt es selten an dir – sondern oft am Prozess. Das ist nervig und frustriert, denn für dich geht es um viel – einen Job! Frag nach. Ich hatte schon einige Klient:innen im Coaching, die durch konkretes Nachfragen zu einem Gespräch eingeladen wurden, weil die Personalerin dann noch mal einen genaueren Blick in die Unterlagen geworfen hat und feststellte, dass die Kandidatin die Anforderungen erfüllte.

Mythos #4: Robot-Recruiting? Noch lange nicht flächendeckend!

Zwar wird viel über KI und Automatisierung gesprochen – doch in der Praxis nutzen nur wenige Unternehmen wirklich eine automatisierte Personalauswahl.

Es gibt ein paar sehr wenige Ausnahmen, aber verglichen mit der Anzahl an Unternehmen in Deutschland macht dies weniger als ein Prozent aus.

Die meisten Unternehmen arbeiten noch mit manueller Vorauswahl. Deine Bewerbung landet also (meistens) tatsächlich noch auf dem Schreibtisch bzw. Monitor eines Menschen – mit allen Chancen und Risiken.

Das kannst du tun

Schreib nicht für Maschinen. Schreib für Menschen. Mach es ihnen leicht, deine Fähigkeiten und Kenntnisse zu sehen und einzuordnen. Wie gelingt dir das?

  • Platziere die zentralen Qualifikationen früh im Lebenslauf.

  • Nenne konkrete Ergebnisse und Leistungen.

  • Mach klar: Du verstehst, was das Unternehmen sucht – und bietest genau das.

Bonus: So nutzt du Jobsuchmaschinen wie XING & Co. wie ein Profi

Job-Suchmaschinen arbeiten mit Algorithmen, die auf Keywords und Profilinformationen reagieren. Je präziser du dein Profil gestaltest, desto besser die Treffer.

Meine Tipps

  • Verwende nicht nur Jobtitel, sondern auch Synonyme. Beispielsweise statt „Sales Manager“ auch „Vertrieb“, „Kundenbetreuung“ oder „Account Executive“ etc.

  • Nutze die Filter gezielt (z. B. Region, Gehaltswunsch, Arbeitszeitmodelle).

  • Auch bei den klassischen Stellenbörsen ist es sinnvoll, ein Profil mit deinen Qualifikationen und Erfahrungen anzulegen – das steigert die Chance auf passende Job-Vorschläge durch die Suchmaschine erheblich.

  • Hinterfrage die Ergebnisse: Warum wird dir ein bestimmter Job angezeigt? Was versteht der Algorithmus unter deinem Profil? So kannst du deine Eingaben und Filter optimieren.

Je aktiver du mitdenkst, desto besser lernst du die „Sprache“ der Suchmaschine – und findest schneller die Jobs, die wirklich zu dir passen. 

Was waren bisher deine zentralen Erkenntnisse im Bewerbungsprozess? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Und wenn du jetzt sagst: „Bastian, das klingt zwar alles gut, doch mich überfordert das Ganze.“ Dann vereinbare einfach ein kostenfreies Erstgespräch und lass uns klären, wo deine Hürden liegen und wie du sie meistern kannst!

Denn eins weiß ich, es gibt ein Unternehmen, das jemanden genau wie dich sucht!

Dein Bastian

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Bastian Hughes schreibt über Job & Karriere, Personalwesen

Authentisch. Erfolgreich. Sein. - Genau dabei möchte ich dich unterstützen. Als Ex-Personaler, Podcaster, Karriere Coach und Trainer für Unternehmen & Hochschulen begleite ich seit 2017 Menschen im Bewerbungsprozess und auf den Weg hin zu einer Karriere nach ihren Wünschen und Vorstellungen.

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