Alexandra Cloots: Werden Arbeitnehmer 50+ bei der Gestaltung von New Work vergessen?
Alexandra Cloots ist eine der vielen prominenten Teilnehmerinnen der XING New Work Sessions „Schöne neue Arbeitswelt“, die am 25. September in Zürich stattfinden werden. Flexible Arbeitszeitmodelle, flache Hierarchien, agile Steuerungsinstrumente – wir stellen Ihnen die spannenden Speaker vor, die wir dort auf der Bühne sehen werden.
Prof. Dr. Alexandra Cloots hat bereits an vielen verschiedenen Orten gelebt. Doch nicht die Orte, sondern die Themen, an denen sie dort arbeitete, haben die gebürtige Rheinländerin zu der Person gemacht, die sie heute ist. Es hat die Professorin nachhaltig geprägt, sich immer wieder auf unterschiedliche Menschen, Projekte und Arbeitsdisziplinen einzulassen. Ihr wichtigstes Credo für die Arbeitswelt ist Transparenz – ihrer Meinung nach ein Zeichen für gegenseitige Wertschätzung. Wissbegierig erforscht sie, was Veränderungen für jeden einzelnen Menschen bedeuten. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie die Arbeit der Zukunft gestaltet werden muss.
Neues Arbeiten bedeutet, neue Wege zu gehen. Was heißt das konkret für Ihren Arbeitsalltag? Wie leben Sie New Work?
Alexandra Cloots: In meinem Falle bedeutet es, dass ich meinen Arbeitstag, abgesehen von feststehenden Terminen, räumlich und zeitlich völlig frei gestalten kann.
Die Digitalisierung führt zu einer zunehmenden Verschmelzung von Arbeit und Freizeit. Welche Konsequenz hat das für die Gestaltung von New Work?
Alexandra Cloots: In Zeiten, die durch eine permanente Erreichbarkeit gekennzeichnet sind, muss man gezielt Räume zum Abschalten und Entspannen schaffen. Dass das oftmals nicht gelingt, wird an gestiegenen Burnout-Zahlen deutlich. Viele Menschen fühlen sich permanent gestresst, weil sie ständig erreichbar sind. Dieses Verhalten wird oft durch Führungskräfte vorgelebt. In den Kontext von New Work gesetzt bedeutet das, dass stärker individuelle Lösungen getroffen werden müssen, um eine Flexibilität für jeden Einzelnen zu ermöglichen. Das setzt eine gute Führung voraus, die es schafft, Teamzusammenhalt und gegenseitige Akzeptanz trotz individueller Regelungen zu sichern.
Wie unterscheiden sich die Ansprüche jüngerer und älterer Arbeitnehmer voneinander und welche Auswirkungen hat dies auf die Gestaltung neuer Arbeitswelten?
Alexandra Cloots: Im Rahmen meiner Forschung habe ich gemerkt, dass es ganzheitliche Ansätze und Lösungen braucht. Denn grundsätzlich wollen beide Gruppen ähnliche Dinge: eine sinnvolle Tätigkeit und Flexibilität. Ein Unterschied liegt jedoch in der Wahrnehmung der digitalen Transformation. Jüngere sagen über sich selbst, dass sie bessere digitale Kompetenzen haben. Ältere Arbeitnehmer hingegen hinterfragen Vor- und Nachteile der Digitalisierung stärker und wirken dadurch ambivalenter.
Inwiefern werden Arbeitnehmer*innen 50+ bei der Gestaltung von New Work vergessen?
Alexandra Cloots: Ich bin nicht der Meinung, dass sie vergessen werden. Unternehmen interessieren sich sehr für die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer. Denn sie sind ebenso Pioniere in Sachen digitaler Medien und probieren viel aus wie jüngere Arbeitnehmende. Jedoch will die Generation 50+ stärker verstehen, warum es die Veränderung braucht und setzt sich kritischer damit auseinander. Hierzu benötigen sie jedoch mehr Zeit und Transparenz.
Welches Buch sollte jeder einmal gelesen haben?
Alexandra Cloots: „Reise zwischen Nacht und Morgen.“ von Rafik Schami.
*Event-Info: Mehr von Alexandra Cloots können Sie am 25. September in Zürich bei den XING New Work Sessions „Schöne neue Arbeitswelt“ hören. Dort moderiert sie ein Panel mit Thomas Wickart (Wickartig), Michel Ganouchi (recruma), Manuel Marquina (Coople Schweiz) zum Thema "Die Galaxie der flexiblen Arbeitsmodelle. Ein Kurztrip."
Die Veranstaltung dreht sich in Kooperation mit VITRA, Design Offices, IBA und Payroll Plus sowie weiteren Partnern aus der Region um Fokus-Themen wie flexible Arbeitszeitmodelle, flache Hierarchien, agile Steuerungsinstrumente. Mehr Informationen und Tickets finden Sie unter diesem Link.