"Als seien wir aus Teflon"
Die Psychologin Heike Kramann im Psychologie Heute Interview über berufliches Selbstcoaching und die Grenzen der Resilienz
Ein konfliktfreies Arbeitsleben wäre vielleicht wünschenswert – aber realistisch ist es nicht. Normalerweise konfrontiert uns der berufliche Alltag immer wieder mit Dilemmas und Loyalitätskonflikten, sagt die Psychologin und Coachin Heike Kramann im Interview mit Psychologie Heute. Die Geschäftsführung trifft zum Beispiel eine Entscheidung, mit der wir uns schwertun oder Kolleginnen und Kollegen verlangen etwas von uns, das wir nicht mittragen möchten. Es bildet sich also eine Kluft zwischen unseren Wünschen und Werten und der Realität.
Wie geht man mit solchen Situationen um? Indem wir uns erst einmal selbst coachen. Wie geht das? Schritt eins klingt banal, ist es aber nicht. Häufig bemerken wir nämlich eine kritische Lage nicht unmittelbar, sondern entwickeln zunächst körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder häufige Infekte, berichtet Kramann. Oder bestimmte Bilder und Gedanken gehen uns plötzlich häufig durch den Kopf. „Irgendwie“ geht es uns nicht gut. Diese Symptome zeigen uns, dass wir uns um uns kümmern sollten. Das Ziel ist, sich ein klares Bild von der Lage zu verschaffen, in der wir uns befinden. Was beunruhigt uns, was ist passiert? Das hilft, einen Lösungsweg zu finden. Dazu gibt es eine Reihe von „Tools“, also Übungen aus Psychologie und Psychotherapie.
Kramann verweist auch auf die Grenzen des beruflichen Selbstcoachings. Es erlaube Berufstätigen, sich auf die vorhandenen Ressourcen zu besinnen und sie nutzen und zu stärken. Es entbinde jedoch die Unternehmen nicht von der Aufgabe, „die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass gelingende Arbeit überhaupt möglich ist“. Die Psychologin hält auch nichts von einem unkritischen Verständnis des Begriffs „Resilienz“, erklärt sie: „Das im Berufsleben besonders häufig auftauchende Narrativ über die Resilienz klingt so, als seien wir aus Teflon, als seien wir Maschinen und alle Widrigkeiten würden an uns abprallen.“ Aber dieses Konzept blende aus, dass es Umwelten gebe, ob soziale, ökonomische oder intellektuelle, in denen Menschen „nicht leben können“.
Erfahren Sie im kostenpflichtigen Interview mit Heike Kramann mehr über die Möglichkeiten des beruflichen Selbstcoachings in der aktuellen Ausgabe von Psychologie Heute: https://www.psychologie-heute.de/beruf/artikel-detailansicht/41329-sich-selbst-von-aussen-betrachten.html