Expats verraten: Das sind die besten und schlechtesten Städte zum Leben
Um sich in einer Stadt nicht nur wohl, sondern sogar heimisch zu fühlen, muss sie verschiedene Anforderungen erfüllen. 25 an der Zahl, um genau zu sein; so viele Aspekte wurden jedenfalls im diesjährigen Expat City Ranking bewertet. Die Expats haben dabei aus 66 Städten weltweit die ihrer Erfahrung nach besten und schlechtesten gewählt – mit durchaus überraschenden Ergebnissen.
Mit rund vier Millionen Mitgliedern ist InterNations die größte Expat-Community überhaupt und führt jährlich ihr bekanntes Expat City Ranking durch. Davon ließ sie sich auch im Jahr 2020 nicht aufhalten, wenngleich die Erhebung im März und somit kurz vor der Pandemie durchgeführt wurde. Umso spannender ist die Frage, wo die Expats in diesem Jahr besonders gut lebten, wo hingegen besonders schlecht – und wie sich diese Werte durch die Corona-Krise verändern werden.
Auf einer Skala von eins bis sieben konnten sie dabei 25 verschiedene Faktoren zur jeweiligen Stadt bewerten, die wiederum in 13 Kategorien zusammengefasst wurden. Um in das Expat City Ranking aufgenommen zu werden, mussten die Städte eine Stichprobengröße von mindestens 50 Teilnehmern erreichen. Während im letzten Jahr noch die asiatischen Metropolen deutlich dominierten, zeichnet sich nun ein gänzlich anderes Bild ab: Gleich fünf der Städte in den Top 10 befinden sich auf der Iberischen Halbinsel, womit diese im Jahr 2020 klar führt. Valencia konnte dabei den ersten Platz ergattern, knapp gefolgt von Alicante auf dem zweiten und Lissabon auf dem dritten Rang. Schon vor der Pandemie wurde in diesen Städten vor allem die medizinische Versorgung gelobt. Aber auch das Klima konnte überzeugen. Weitere Städte in den Top 10 sind:
Panama-Stadt
Singapur
Málaga
Buenos Aires
Kuala Lumpur
Madrid
Abu Dhabi
Es sind somit vor allem die asiatischen Städte, die im Jahr 2020 an Beliebtheit eingebüßt haben. Einige von ihnen finden sich mittlerweile sogar am unteren Ende der Rangliste wieder. Dennoch gestaltet sich das Bild dort deutlich diverser, wenn es um die geografische Region geht.
Ein Blick auf die Schlusslichter …
… ist nämlich ebenso überraschend wie jener in die Top 10. Die Stadt, welche im Expat City Ranking 2020 am schlechtesten abgeschnitten hat, ist Salmiya, gefolgt von Rom, Seoul, Mailand, Nairobi und Paris. Hongkong ist auf dem 57. Platz gelandet. In Salmiya liegt das Problem vor allem in der Lebensqualität, der Umwelt, dem Klima und der Freizeit. In all diesen Kategorien bildet die Stadt in Kuwait das Schlusslicht. Schlechte Bewertungen erhielt sie außerdem, wenn es um den öffentlichen Nahverkehr und die Eingewöhnung ging. Einzig in der Kategorie Sicherheit & Politik konnte sie sich im Mittelfeld einordnen.
Dass Rom auf dem zweitletzten Platz liegt, erklärt sich durch schlechte Karrierechancen, eine generelle Unzufriedenheit im Job, eine schlechte Wirtschaftslage und eine mangelnde Work-Life-Balance. Es sind somit vor allem berufliche Aspekte, welche Rom für Expats unattraktiv machen. Wenig verwunderlich ist daher, dass die italienische Hauptstadt in der Kategorie Arbeiten sogar den letzten Platz einnimmt. Doch auch die Lebensqualität im privaten Bereich wird mittelmäßig bis schlecht bewertet, vor allem das Nahverkehrssystem, die Sicherheit und die Umweltqualität. Etwas besser scheint das Sozialleben zu sein, kann aber trotzdem nur durchschnittliche Bewertungen ergattern.
Zwischen Licht und Schatten: Europa aus Sicht der Expats
Es sind also die Gegensätze in Europa, welche im Expat City Ranking 2020 ins Auge stechen. Da wären die Städte auf die Iberischen Halbinsel, welche die Rangliste klar anführen, gepaart mit namhaften Schlusslichtern wie Rom oder Paris. Tatsächlich scheint Europa zumindest im Jahr 2020 nicht per se die beste Heimat (auf Zeit) für Expats zu sein, denn wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Wo diese Schattenseiten liegen, wurde bereits geklärt. Es lohnt sich daher auch ein Blick auf die Vorzüge jener europäischen Städte, die im Ranking überzeugen konnten:
Valencia punktet neben der bereits erwähnten medizinischen Versorgung und dem Klima vor allem durch die Lebensqualität und die Lebenshaltungskosten. In beiden Kategorien beansprucht die Stadt den ersten Platz für sich. Weiterhin loben Expats die Freizeitgestaltung, die Eingewöhnung sowie die Freundlichkeit der örtlichen Bevölkerung. Interessant ist, dass das Arbeiten in Valencia auf dem 46. Platz landet und damit mittelmäßig ist, ebenso die Wirtschaftslage. Der Attraktivität der Stadt scheint das für die Expats aber keinen Abbruch zu tun.
Das sonnige Klima und die freundlichen Menschen – das sind auch jene Faktoren, welche die zweitplatzierte Stadt Alicante so attraktiv machen. Der Nachbar von Valencia gehört außerdem zu den Top 3 in der Kategorie Finanzen & Wohnen und schlägt den Spitzenreiter bei der Eingewöhnung. Es sei die „unkomplizierte Lebensweise und die Freundlichkeit der Menschen um mich herum“, die ein britischer Expat besonders zu schätzen weiß – und damit ist er nicht alleine.
Und auch im Nachbarland Portugal sind es ähnliche Aspekte, welche Lissabon für Expats so lebenswert machen: Die Eingewöhnung ist hier angeblich besonders gut, ebenso wie das Sozialleben und das Heimatgefühl. Immerhin 82 Prozent der Expats fühlen sich hier zuhause. Auch die Lebensqualität wird sehr gut bewertet, komplettiert durch das sonnige Wetter. 99 Prozent der Expats fühlen sich in Lissabon außerdem sicher. Im Gegensatz zu den spanischen Konkurrenzstädten sind die Expats mit dem Arbeiten in Lissabon grundlegend zufrieden(er), ebenso mit ihren Karrierechancen und der Wirtschaftslage.
Somit bietet die Iberische Halbinsel zumindest im Jahr 2020 ein optimales Rundumpaket für Expats, die ihre Freizeit eigener Aussage zufolge bevorzugt bei dem guten Wetter in der Sonne am Strand verbringen. Damit können die deutschen Städte natürlich nicht mithalten. Das bringt eine weitere Frage ins Spiel:
Wo haben sich eigentlich die deutschen Städte versteckt?
Interessanterweise finden sich weder in den Listen mit den zehn besten noch in jenen mit den zehn schlechtesten Städten für Expats deutsche Namen. Im Expat City Ranking scheint sich Deutschland stattdessen im Mittelfeld zu verstecken. Ein genauerer Blick zeigt, wo genau:
Mit den 26. Platz ist Düsseldorf die beliebteste deutsche Stadt unter den Expats. Mit dem vierten Platz überzeugt sie vor allem in der Kategorie Arbeiten. Auch die Wirtschaftslage wird von den Expats positiv gesehen, ebenso wie die Karrierechancen. Im Gegensatz zu den Spitzenreitern der Iberischen Halbinsel, überzeugt somit mehr das berufliche, aber weniger das private Leben in Düsseldorf. Dennoch kommt die Lebensqualität mit einem 16. Platz überdurchschnittlich gut weg. Getrübt wird das Bild durch eine schlechte Eingewöhnung und unfreundliche Einwohner. Wenig überraschend ist es daher das Sozialleben, das Düsseldorf im Expat City Ranking 2020 nach unten zieht.
Dicht gefolgt wird Düsseldorf von Frankfurt am Main auf dem 29. Platz. Hier zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Während das Arbeitsleben gelobt wird, fällt die Eingewöhnung schwer. „Mir gefällt, dass es hier sauber ist und dass ich eine Krankenversicherung habe”, erklärt ein indischer Expat. Der Wohnraummangel wird für Frankfurt dennoch zum Problem, nicht nur im Ranking. Zudem sei es schwierig, Freunde zu finden, vor allem ohne (gute) Deutschkenntnisse, sind sich die Befragten einig.
Das beste Arbeitsleben in Deutschland bietet hingegen Hamburg. Die Metropole landet dennoch nur auf dem 33. Platz im Gesamtranking. Der Grund dafür: Das Klima und Wetter rutscht auf einen der letzten fünf Ränge und auch beim Wohnen landet Hamburg nur auf dem 60. Platz. Gelobt werden von den Expats hingegen die Lebensqualität, die Gesundheit und die Umwelt. Auch die medizinische Versorgung bereits „vor Corona“ punkten.
Rundum überzeugen konnten die deutschen Städte im Expat City Ranking 2020 somit nicht, zeichnen alles in allem aber doch ein recht positives Bild. Mit dem 49. Rang das schlechteste deutsche Ergebnis eingefahren hat jedoch Stuttgart. Die Stadt habe die zweitschwierigste Eingewöhnung überhaupt – direkt nach dem Schlusslicht Salmiya – bemängeln die Expats und sorgen damit durchaus für eine (weitere) Überraschung in den diesjährigen Ergebnissen. Nur auf dem 63. Platz landet Stuttgart außerdem in der Kategorie Finanzen & Wohnen. Auch bei der Freundlichkeit, den sozialen Kontakten und Freundschaften sowie dem Gefühl, willkommen zu sein, schneidet Stuttgart nirgendwo über dem 60. Rang ab. Die Einwohner seien unfreundlich und es sei schwierig, in Stuttgart Freunde zu finden, lautet das Resümee der Expats. Weniger überraschend ist daher, dass sich 33 Prozent nicht in Stuttgart zuhause fühlen. Doch auch hier gibt es einen Lichtblick: Im Index für die Karrierechancen konnte sich die Schwabenmetropole den weltweit 3. Platz sichern.