Fünf Charaktereigenschaften für den Erfolg in der neuen Arbeitswelt
Die Diskussion um New Work dreht sich oftmals um die Arbeitgeber-Unternehmen: Was müssen sie tun, um für hochqualifizierte Mitarbeiter relevant zu bleiben? Wie sollen sie ihre Organisation und etablierten Prozesse umstellen? Welche Methoden müssen eingeführt werden? Diese Diskussion ist durchaus berechtigt – doch es gibt auch noch eine andere Sichtweise, nämlich die der Angestellten und Dienstleister.
New Work bedeutet nämlich auch für sie eine große Umstellung. Zwar wird oft auf die Verschiebung des Arbeitsmarkts zum sogenannten „Angebotsmarkt“ verwiesen. Durch den demographischen Wandel, so die Argumentation, verringere sich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Hierdurch erlange die Arbeitnehmerschaft mehr „Marktmacht“, was dann zu den Innovationen im New-Work-Kontext führe.
An dieser Betrachtungsweise ist einiges richtig; allerdings mit der Einschränkung, dass nur für entsprechende Qualifikationen eine hohe Nachfrage besteht. Der technologische Wandel verläuft längst nicht mehr nur linear – wie im berühmten Mooreschen Gesetz beschrieben – sondern auch disruptiv. New Work ist daher alles andere als ein „Wellnessprogramm“. Auch Arbeitnehmer beziehungsweise Dienstleister sind gefordert, traditionelle Herangehensweisen zu überdenken und sich einen neuen Horizont zu verschaffen.
Das Modell „Lebenskarriere“ steht vor dem Aus
Die traditionelle Lebensplanung – bestehend aus Schule, Ausbildung, Festanstellung, Rente – ist heute weniger attraktiv wie auch weniger gefragt. Dies hat zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Gründe. So hat sich die soziale Mobilität erhöht, oft auch in den internationalen Bereich hinein, das benötigte Know-How vollzieht sich in schnelleren Zyklen (siehe auch die Idee des „Lebenslangen Lernens“), familiäre Verpflichtungen werden neu verteilt und finden in anderen Lebensphasen statt als früher. New Work ist also auch eine Antwort darauf, wie Individuen mit den sehr schnell ablaufenden Veränderungen Schritt halten können.
Insbesondere meine Generation – die Millenials – sowie die nachfolgende Gen Z sind mit den folgenden Anforderungen konfrontiert:
Sich in einer schnell wandelnden Wissens- und Technologieumgebung zurechtfinden,
einen reflektierten Umgang mit dem (gefühlten) Überangebot an Möglichkeiten und der sogenannten FOMO („Fear of missing out“) zu erlernen sowie
das Bedürfnis nach Sicherheit und Eigenverantwortung in Einklang zu bringen.
Natürlich sind auch ältere Generationen hiervon nicht ausgenommen – gerade sie stehen oft vor der zusätzlichen Herausforderung, eine „zweite“ oder sogar „dritte“ Karriere hinlegen zu müssen, wenn neues Know-How in ihrem Spezialgebiet erforderlich wird.
New Work beginnt im Kopf – genauer, dem Mindset
Um sich auf die Bedingungen von New Work einlassen zu können, brauchen wir daher bestimmte mentale Eigenschaften. Diese legen den Grundstein dafür, in der Arbeit exzellente Resultate zu erschließen. Es gilt, sie täglich zu trainieren und balancieren, um ihre Resultate schließlich in der eigenen Arbeit zu ernten.
Das folgende Fünfeck begründet das Mindset für die spannende Welt der New Work:
1. Beharrlichkeit – Ein langer Atem bei der Bewältigung von Aufgaben sowie eine hohe Frustrationstoleranz helfen dabei, auch schwierige Herausforderungen zu meistern. Sie sind zudem der Anstoß dafür, aus der berühmt-berüchtigten „Komfortzone“ herauszutreten. Denn außerhalb derselbigen wird zunächst einmal jede Initiative scheitern. Erst nach vielen Tests und Versuchen stellt sich wahre Meisterschaft ein – dies gilt für jede Disziplin. Im Vertrieb gehört die Beharrlichkeit seit jeher zu den „Kardinaltugenden“. Denn schließlich lassen sich nur wenige Menschen auf Anhieb überzeugen. Im Kontext von New Work ist das „Verkaufen“ von Themen, Ideen oder auch der eigenen Persönlichkeit gefragter als je zuvor.
2. Reflexionsvermögen – Fleiß und „Drauflosmarschieren“ sind gut; über effizientes Handeln nachzudenken sogar noch besser. Getreu der Devise Work smart, not hard sollten wir uns klar machen, wo unsere Arbeit am besten angelegt ist – und wo eher weniger. Zum Reflexionsvermögen gehört darüber hinaus auch, sich selbst in einem realistischen Licht betrachten zu können. Erst diese Selbst-Reflexion ebnet den Weg für eine selbstverantwortliche Weiterentwicklung. Wer Fragen wie Wer bin ich?, Was will ich?, Was kann ich besonders gut? oder auch In welchem Bereich sollte ich mehr in mich selbst investieren? zutreffend beantworten kann, hat damit eine gute Basis für die weiteren Schritte.
3. Empathie – Der Begriff „Empathie“ ist längst schon zum Modebegriff avanciert. Dabei beinhaltet er mehrere Ebenen. Zum einen die Fähigkeit, die Wirkung der eigenen Aussagen und Handlungsweisen auf andere zu verstehen und bestenfalls zu antizipieren. Zum anderen die Fähigkeit, aus der eigenen Perspektive herauszutreten und die Dinge aus der Sicht eines Mitmenschen zu betrachten. Darüber hinaus ist Empathie bestens geeignet, um eine zwischenmenschliche „Chemie“ zu erzeugen. Diese gibt dem Gegenüber das Gefühl, dass für seine Anliegen und Bedürfnisse Verständnis vorherrscht.
4. Kreativität – Mit der voranschreitenden Automatisierung verlagert sich die menschliche Arbeit zunehmend von repetitiven hin zu kreativen Aufgaben. Aber Vorsicht: Schöpferisch tätig zu sein, bringen wir zwar oft mit viel Freude und Leichtigkeit in Verbindung. In Wirklichkeit kann sie auch ziemlich anstrengend sein. Wer hat zum Beispiel noch keine „Schreibblockade“ erlebt, bei der es einfach schwerfällt, Worte zu Papier zu bringen? Ähnlich sieht es mit der Entwicklung komplexer Lösungen aus, egal in welchem Fachbereich. Dass sie noch nicht existieren, ist ein Indiz dafür, dass etwas Derartiges bisher noch niemand geschafft hat.
5. Systematisches Denken – Die Digitalisierung ist unaufhaltsam. Dies geht auch mit einer immer höheren Verfügbarkeit von Daten sowie einem immer stärkeren Rationalisierungsdruck einher. Ebenso sind informationstechnische Berufe immer gefragter. Auch Nicht-IT-Berufe umfassen mittlerweile die Bedienung von Software und ein Vorgehen auf der Basis von Daten. Systematisches Denken ist daher unumgänglich, um in der Wirtschaft von heute und morgen mitzuspielen.
Aus den fünf Merkmalen lassen sich zwei Begriffspaare bilden, die sich untereinander jeweils ergänzen: Sowohl die beiden Begriffe Beharrlichkeit und Reflexionsvermögen bedingen sich gegenseitig wie auch Kreativität und systematisches Denken. Und zwar wie folgt: Beharrlichkeit ohne Reflexionsvermögen läuft Gefahr, sich in einer sinnlosen Aufgabe oder Zielsetzung zu „verrennen“; Reflexionsvermögen ohne Beharrlichkeit hingegen führt dazu, Annahmen von vornherein als wahr anzusehen, ohne sie einer ausreichenden Überprüfung unterzogen zu haben – womöglich sind sie in Wirklichkeit falsch. Ähnlich verhält es sich mit den Begriffen Kreativität und systematisches Denken: Kreativität ohne Systematik führt zu Chaos und unbrauchbaren Ergebnissen; reine Systematik ohne Kreativität kann über repetitive Aufgaben hinweg nur wenig leisten.
Diese Fähigkeiten lassen sich mithilfe kleiner Übungen täglich weiterentwickeln. Wie dies in der Praxis aussehen kann, wird Thema eines weiteren Blogeintrags sein.
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Zum Autor
Felix Schönherr ist Redakteur und Kommunikationsberater. Er befasst sich schwerpunktmäßig mit Informationstechnologie, Digitalem Vertrieb und New Work. Derzeit arbeitet er an seinem ersten Fachbuch mit dem Titel „IT-Sicherheit richtig kommunizieren“. Mehr unter: www.felix-schoenherr.de