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Karriere-Expertin Natascha Hoffner: „Um als Frau die gläserne Decke zu durchdringen, musst du gut vernetzt sein.“

© Luis Alvarez/Getty Images
Die herCareer Expo schafft Begegnungen – über Hierarchien und über Branchen hinweg

Das Netzwerk bleibt der beste Jobmarkt für Frauen, sagt Natascha Hoffner, die Gründerin der größten Job-Messe für Frauen in Deutschland.

Das Interview führte Kristina Appel 

XING News: Die herCareer ist eine Karrieremesse speziell für Frauen. Warum braucht es das im Jahr 2022 noch?

Natascha Hoffner: Frauen sind in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft unterrepräsentiert. Das wollen wir ändern, indem wir jede Organisation, die bei uns vor Ort ausstellt, direkt mit ihrer weiblichen Zielgruppe in Kontakt bringen. Und das bedeutet nicht nur, Talente bei uns zu rekrutieren.

Ausstellende kommen also nicht nur wegen des Recruitings zu herCareer, sondern auch, um dazuzulernen?

Genau. Die Firmen sprechen vor Ort mit weiblichen Talenten und tauschen sich untereinander aus: Sie klären für sich Fragen wie „Brauchen wir ein Frauennetzwerk?“, „Wie richte ich das aus?“. Und natürlich: „Wie schaffe ich mehr Flexibilität für Mütter und Eltern?“.

Was unterscheidet die herCareer noch von klassischen Karrieremessen?

Die meisten Karrieremessen richten sich an eine sehr junge Zielgruppe. Als 30-jährige Jobsuchende kann man sich dort neben Berufseinsteiger·innen und Absolvent·innen sehr fehl am Platz fühlen. Wir haben die herCareer bewusst so konzipiert, als würden wir selbst einen Job suchen, und uns gefragt: Wie müsste eine Messe gestaltet sein, damit ich sie besuche, auch wenn mein Start ins Berufsleben etwas länger hinter mir liegt?

@P Flügl

Und wie lautet die Antwort?

Ein wichtiges Element ist, dass wir direkte Begegnungen schaffen, über Branchen und Hierarchien hinweg. Bei der herCareer geht man mit echten Mitarbeitenden in den Austausch – auf dem Programm stehen weniger Vorträge als wirklich interaktive Formate wie Meet-ups. Selbst beim Abendessen gibt es unsere Table-Captains: An jedem Tisch sitzt eine echte Brancheninsiderin, mit der man sich in kleiner Runde über ihre Arbeit, die Branche oder Erfahrungen unterhalten kann.

Das heißt, es sind nicht nur Recruiter·innen und HR-Manager·innen der ausstellenden Unternehmen vor Ort?

Richtig. Wir glauben, dass authentisches Employer-Branding vor allem darüber funktioniert, dass man echte Mitarbeitende zu Wort kommen lässt. Woran arbeiten sie? Warum arbeiten sie für genau dieses Unternehmen? Werden New-Work-Ansätze tatsächlich in die Praxis umgesetzt? Wir ermöglichen unseren Besucherinnen, mit Frauen aus allen Ebenen in Kontakt zu kommen – auch aus den Vorständen.

Warum ist es für Frauen wichtig, hierarchieübergreifende Kontakte zu knüpfen?

Je höher Frauen aufsteigen, desto näher kommen sie der berühmten gläsernen Decke, die – wenn wir ehrlich sind – oft eher aus Beton ist. Um die zu durchdringen, muss man gut vernetzt sein. Ich muss gestehen, ich musste auch 35 werden, bis ich verstanden habe, dass Leistung allein eben nicht ausreicht, um erfolgreich zu sein.

Wie lautet das Erfolgsrezept dann?

Es muss Frauen ganz unabhängig von finanziellen Mitteln möglich sein, ihre Netzwerke schon früh aufzubauen. Genau da ist unser Ansatzpunkt. Ohne Netzwerke kein Aufstieg an die Spitze.

Welche Entwicklungen zeichnen sich in der Personalbranche noch ab?

Die großen Konzerne haben bereits verstanden, dass es ein entscheidender Wettbewerbsvorteil ist, mit den Talenten ins Gespräch zu gehen, um die richtigen Mitarbeitenden nicht nur zu finden, sondern auch zu halten. Der Mittelstand hinkt noch ein wenig hinterher.

Siehst Du weitere Veränderungen?

Frauen stehen als Zielgruppe viel mehr im Fokus. Stellenanzeigen werden etwa neutraler oder frauenaffiner formuliert, es gibt mehr Teilzeit- und Jobsharing-Angebote. Das Gute daran ist ja, wer frauenfreundlich rekrutiert und mehr Vereinbarkeit schafft, gewinnt Bewerberinnen, verliert dabei aber keinen einzigen Bewerber. Und wir sind weit gekommen.

Wie meinst Du das?

Als wir vor sieben Jahren gestartet sind, hieß es seitens der meisten Unternehmen: „Frauen wollen wir nicht. Wir haben auch nichts, was wir ihnen bieten können“ oder „Wir sind noch nicht so weit“. Das hat sich stark gewandelt.

Warum ändern sich die Unternehmen gerade jetzt?

Image spielt immer eine Rolle, klar. Purpose spielt eine große Rolle. Auch das Thema Nachhaltigkeit. Schlussendlich dreht es sich immer um die Frage: Welche Rahmenbedingungen muss ich schaffen, damit Talente bleiben und mit uns gemeinsam Dinge voranbringen? Weil Talente sich eben auch fragen: Wie bekomme ich das hin – mein Privatleben wahrzunehmen, aber trotzdem an den interessanten Projekten mitzuarbeiten? Und Frauen sich fragen: Welche Unternehmen setzen sich mit mir gemeinsam für meine Karriereplanung ein?

Was möchtest Du mit der herCareer noch erreichen?

Ich hoffe, dass wir uns selbst abschaffen. Bis dahin motiviert uns, Europas Leitmesse zu werden und bald auch digitale Tools zu nutzen, um Frauen und Unternehmen besser zu vernetzen. Auf dem Weg dahin möchte ich weiter neue Unterstützer·innen gewinnen und noch mehr Männer ins Boot holen. Schlussendlich geht es doch um gleichberechtigte Karrieren – für beide Partner·innen und unsere Kinder. Darum ist jede und jeder von uns Teil der Lösung.

©Sung-Hee Seewald
Natascha Hoffner, Geschäftsführerin und Initiatorin der herCareer

Natascha Hoffner konzipiert seit über 20 Jahren Messeveranstaltungen. Seit sieben Jahren ist sie Gründerin und Geschäftsführerin der herCAREER. Sie hat die Messe so konzipiert, dass sie alle Aspekte einer weiblichen Karriere, einschließlich der familiären Aspekte, berücksichtigt.

Links zur Messe

Da muss ich hin! Alle Infos zur herCareer

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